Rund 95 000 Besucher waren an vier Festivaltagen zum diesjährigen Rudolstadt Festival gekommen: Zusätzlich zu den 20 Tausend Dauerkarteninhabern hatten mehrere Tausend Besucher spontan das günstige „Innenstadtticket“ gekauft, um jeweils für einen Tag die Konzerte, Straßenmusik und Workshops rund um den Markplatz zu erleben.

Nach dem gefeierten Auftritt am Donnerstag, mit Julian Marley, Ryan Young, Stranger Cole und Noon im Heinepark, ging das Festival am Freitag friedlich weiter, immer mit einem Seitenblick auf die Fußball-EM. Die Gunnar-Leue- Ausstellung und das Songposium „Die Südkurve singt - You’ll never walk alone und andere Fußball-Lieder“ waren dem Zusammenhang von Musik und Fußball gewidmet.

Ein großer Erfolg war das Orchesterprojekt „Ein schöner Land“: Mehrere Tausend Zuschauer waren auf die Heidecksburg geströmt, um an Freitagabend das Folkduo Deitsch gemeinsam mit den Thüringer Symphonikern zu erleben. Das Programm präsentierte eine Auswahl deutscher Volkslieder, die erstmals für Orchester arrangiert worden waren.

Auch der Folk-Nachwuchs, das neu gegründete deutsche Jugendfolkorchester mit Musiker zwischen 12 und 25 Jahren, wurde für seinen gelungenen Premierenauftritt gefeiert.

Mit der Band Handycap war erstmalig das inklusive Bandprojekt aus Jena beim Festival zu Gast, und im Länderschwerpunkt rockte der Hamburger Chor „Heaven Can Wait“ das überraschte Publikum.

Besonderes berührend war in diesem Jahr die Verleihung des Deutschen Weltmusikpreises RUTH am Samstagabend auf der Heidecksburg an das Projekt „Silent Tears – The Last Yiddisch Tango“. Der Journalist und Autor Dan Rosenberg hatte die Künstler zusammengebracht, die Gedichte von Frauen, die den Holocaust überlebten, vertont hatten. Die Laudatio hielt Steffen Mensching, seit 2008 Intendant des Rudolstädter Theaters. Darin sagte er: „In der aktuellen Lage, wo Antisemitismus und Rassismus in vielen Ländern erstarken, wo Judenhass sich mit gefährlicher Ahnungslosigkeit und Ignoranz paart, setzt es auch ein couragiertes politisches Zeichen. Es ist das richtige Projekt für das Rudolstadt-Festival 2024, wo der Länderschwerpunkt Deutschland heißt. Silent Tears ist ein wegweisendes Projekt, weil es aufzeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem Holocaust weitergehen kann, weitergehen muss, auch wenn die Zeitzeugen nicht mehr am Leben sind.“

Das Symposium „Sketches of Deutschland“, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Franz-Liszt in Weimar den Länderschwerpunkt Deutschland begleitete, sorgte für vollbesetzte Bibliotheksräume.

Kleine Info aus unserem Cateringzelt: Die sechs Köche und 15 Servicekräfte verarbeiteten unter anderem 5 Kilo Knoblauch, 43 Kilo Tomaten und 20 Kilo Melone, um den vielen Musikern und Mitarbeitern, den Fahrern, Technikteams und Künstlern frisches Essen bieten zu können.

Einziger Wermutstropfen: Wegen einer Unwetterwarnung musste am Samstagnachmittag das Programm für eine Stunde aussetzen, konnte aber ohne größere Schäden dann fortgesetzt werden.

Lediglich drei Auftritte wurden nicht nachgeholt: Tautumeitas auf der Heidecksburg, G.Rag & Landlergschwister auf der Konzertbühne und das Thüringer Folkloretanzensemble auf der Marktbühne. Die Bands hatten allerdings ohnehin wie geplant noch weitere, spätere Auftritte.
Die Besucher waren entspannt geblieben – die Wartezeit wurden an manchen regengeschützten Orten mit spontanem gemeinsamem Singen überbrückt: „Heute hier, morgen dort“ – Hannes Wader lässt grüßen.

Beim Rudolstadt-Festival 2025 wird der Länderschwerpunkt „Mali“ lauten.