Der Regisseur Sam Brown und seine Bühnenbildnerin Annemarie Woods aus London haben am Sonntag in Wiesbaden den 6. Europäischen Opernregie-Preis durch den Juryvorsitzenden und Intendanten der Oper Frankfurt, Bernd Loebe, entgegen genommen.

Sie erhalten den Preis für ihr Konzept zu der Oper „I Capuleti et i Montecchi“ von Vincenzo Bellini, das in der kommenden Spielzeit an den Opernhäusern in Brescia, Como, Pavia und Verona zur Aufführung kommen wird. Der Verbund der italienischen Opernhäuser, Associazione Lirica e Concertistica, hatte den Wettbewerb zusammen mit dem Wiesbadener Verein Camerata Nuova ausgeschrieben. Das Preisgeld in Höhe von 15 000 Euro ist gleichzeitig das Honorar für die Inszenierung.

Den zweiten Preis in Höhe von 10 000 Euro erhielt das italienische Team aus Stefano Simone Pintor (Regie); Gregorio Zurla (Bühnenbild) und Stefania Barreca (Kostüme). Der Regisseur Joel Ivany, die Ausstatterin Camellia Koo und der Lichtdesigner Jason Hand wurden Dritte und teilen sich ein Preisgeld von 5 000 Euro.

„Wir glauben, dass alle Finalisten mit einer gewissen Demut an das Werk heran gegangen sind, aber dabei trotzdem das Konfliktpotential des Stoffes freigelegt haben“, sagte der Juryvorsitzende Bernd Loebe bei der Verleihung im Wiesbadener Rathaus. „Ausschlaggebend für die Platzierung war schließlich der Eindruck, den die Kandidaten in London in ihrer Arbeit mit den Sängern hinterlassen haben.“

Um den 6. Europäischen Opernregie-Preis 2011 hatten sich mehr als 200 Kandidaten aus 25 Ländern beworben. Insgesamt wurden 84 Konzepte angenommen. Vier Teams davon waren nach der Vorauswahl zum Finale nach London eingeladen worden. In der Endrunde mussten die Teilnehmer vor einer prominenten Intendantenjury auf der Probebühne des National Theatre London die Liebeszene zwischen Romeo und Giulietta aus ihrem Konzept mit Nachwuchssängern der National Studio Opera London erarbeiten.

Das Finale des Europäischen Opernregie-Preises war auch in diesem Jahr wieder an das European Opera Forum gekoppelt, das regelmäßig von der Opera Europa organisiert wird. Zum diesjährigen Forum waren mehr als 450 Entscheidungsträger aus Opernhäusern in ganz Europa angereist.


Der Jury des 6. Europäischen Opernregie-Preises gehörten an:

Bernd Loebe – Intendant der Oper Frankfurt (Juryvorsitz)
Marc Adam – Intendant der Oper Bern, Schweiz (Juryvorsitz London)
Dirk Rehkessel – künstlerischer Produktionsleiter der Oper Frankfurt
Barbara Minghetti – Intendantin des Teatro Sociale di Como
Umberto Fanni – Künstlerischer Leiter der Oper Verona
Dr. Eckhard Tiemann – Publikumsvertreter, München


Der Europäische Opernregiepreis wird alle zwei Jahre von der Camerata Nuova e.V. in Zusammenarbeit mit der Opera Europa ausgeschrieben – einem Zusammenschluss von mehr als 120 europäischen Opernhäusern.

Es ist der einzige größere Opernregie-Wettbewerb, der zurzeit in Deutschland existiert. Im Jahr 2001 wurde er zum ersten Mal unter dem Juryvorsitz von Klaus Zehelein ausgerichtet. Bewerben können sich Nachwuchsregisseure und Regieteams bis zu einem Alter von 35 Jahren.

Der 6. Europäische Opernregie-Preis wird von der „Executive Agency Education Audiovisual an Culture“ (EACEA) der Europäischen Union gefördert und steht unter der Schirmherrschaft des Chefs der Hessischen Staatskanzlei Axel Wintermeyer. Ziel ist es, die zeitgemäße Musiktheaterregie zu fördern und jungen Nachwuchstalenten ein Forum zu bieten. Viele der Preisträger der vergangenen Jahre arbeiten mittlerweile weltweit erfolgreich als Regisseure, Bühnen- oder Kostümbildner.