Mit dem 6. BMU-Bundeskongress ist der europaweit größte Fachkongress für Musikpädagogik am Sonntag in Kassel zu Ende gegangen. Fünf Tage lang zeigten sich die rund 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie 230 Referierende in bestens gelaunter Stimmung. Das immense Angebot von 434 Workshops, Seminaren, Vorträgen und Gesprächsrunden deckte so gut wie alle Facetten des Musikunterrichts an Schulen und der musikpädagogischen Forschung ab. Hinzu kamen noch einmal 190 Aktive – vorwiegend aus Kasseler Schulen und der Universität –, die in knapp 20 Darbietungen jenseits des Kursprogramms den Kongress musikalisch verzauberten. Die Aussteller der angeschlossenen umfänglichen Verlags- und Instrumenten-Fachmesse waren mit der Resonanz dieses Kasseler Kongresses sehr zufrieden.

Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller zeigte sich beim Empfang der Stadt dankbar, dass mit dem Bundeskongress Kassel auch als Musikstadt bundesweit wahrgenommen wurde. Gleichzeitig hob er den hohen Stellenwert und die Entwicklung sozialer, kreativer und kognitiver Fähigkeiten hervor, die im Musikunterricht gefördert und so das Schulleben, aber vor allem auch das Lernen in den sogenannten Kernfächern nachhaltig stärken würden. Damit erteilte er der aktuell vielerorts zu beklagenden Reduzierung des Musikunterrichts eine deutliche Absage.

Deutscher Musikrats-Präsident Prof. Martin Maria Krüger machte deutlich, wie wichtig und grundlegend für Orchester und Theater, für Hochschulen und Verlage – ja für die gesamte Musikindustrie eine nachhaltige, im Schulleben verankerte musikalische Bildung sei.

Gelungene inhaltliche Ausrichtung

Das Motto #Musik bleibt – Musikunterricht nachhaltig gestalten unterstrich den Anspruch des BMU, Musikunterricht als Bestandteil des Schulfächerkanons zu erhalten und so zu gestalten, dass er die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflusst. In 13 speziellen Podiumsveranstaltungen, in verschiedenen Forschungs-Hearings zur MULEM-X-Studie, zu KI und Zukunftsfragen in der Musikpädagogik, in dem Spezialangebot des Jungen Forums für Studierende und Referendarinnen, in einem Schwerpunkt für Musik in der Kita sowie bei diversen Arbeitskreisen und angeschlossenen Fachkonferenzen konnten sich die Besucher zu den aktuellen Forschungen und bildungspolitischen Diskursen auf den neuesten Stand bringen. Universitäre Forschungsverbünde wie das „DigiProSMK“ der Hochschulen Potsdam, Rostock, Lübeck oder das „DiDiPro“ der Unis Lüneburg, Münster und Oldenburg verließen ihre wissenschaftlichen Schneckenhäuser und trafen auf Musiklehrerinnen und Musiklehrer mit recht konkreten Umsetzungsfragen aus Ihrem Unterrichtsalltag. Über dies wurde an gleich fünf Standorten der dokumenta-Stadt – neben dem Kongress Palais Kassel auch die Universität, das Studienseminar und zwei Schulen – handfest musiziert, gesungen, getrommelt, Body-percussioniert, geklatscht, geschnipst, sich ausgetauscht, komponiert, konzeptioniert, diskutiert und die neuesten digitalen Möglichkeiten des Musikmachens ausprobiert und trainiert. Auch die Begegnungen und der Austausch jenseits der Veranstaltungen wurde häufig als motivierend und bereichernd für das Dasein als Musiklehrkraft geschätzt.

Wettbewerbskonzerte und Medienpreisverleihung als besondere Höhepunkte

Traditionell werden auf dem Kongress die Gewinner der verschiedenen Wettbewerbe des BMU einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt: So reisten für den Neue-Musik-Wettbewerb „teamwork“ Schülergruppen aus Berlin, Waiblingen, Saarlouis und Frankfurt an, reflektierte die Jury mit den Preisträgern den neuen, zusammen mit der Deutschen Orchesterstiftung initiierten Wettbewerb SCHULORCHESTER STÄRKEN, präsentierten sich beim Schupra-Klavierwettbewerb C. Bechstein die vier Gewinner der Hochschulen aus Mainz, Weimar und Würzburg. Umrahmt wurde die Verleihung des BMU-Medienpreises an Birgit Jeschonneck für ihr zukunftsweisendes Buch „Sprachförderung mit Musik. Märchen neu entdecken“ (Klett Kallmeyer im Friedrich Verlag) von dem Kammerorchester des Goethe-Gymnasiums Frankfurt und Ensembles des Friedrichgymnasiums Kassel.

Etwas weniger hohe Besucherzahlen

Leicht gebremst wurde die Euphorie der Kongress-Macher im Hinblick auf die im Vergleich zu den Vorjahren etwas verhalteneren Besucherzahlen. Schien 2022 in Mannheim sich die Teilnehmerzahl nach dem Corona-Einbruch wieder der gewohnten vierstelligen Größenordnung anzunähern, mussten die Kongress-Macher in Kassel feststellen, dass sich der Zulauf nicht mehr ganz so groß und einfach gestaltete. Die Gründe sind vielfältig. Der Musiklehrermangel führte mehrfach dazu, dass Kolleginnen und Kollegen für diese fünftägige Weiterbildung keine Freistellung mehr bekamen oder nachträglich gestrichen bekamen. Die allgemeine Belastung von Lehrkräften führt offenbar auch häufiger dazu, dass Besuche am Wochenende nicht mehr absolviert werden, wie das in früheren Jahren mit einem Besucherhoch am Samstag zu verzeichnen war. Die parallel stattfindende Chor.com war eine zusätzliche Herausforderung. Die Veranstalter werden mit dieser vermeintlichen Entwicklung vermutlich in Zukunft weiter umgehen.

Gute Organisation und gut funktionierende Kooperationen

Dennoch war die Stimmung beim BMU-Bundesvorstand, bei den Teilnehmern, den Referentinnen und Referenten, den Ausstellern, dem grandiosen, dem rund 60-köpfigen Organisations- und Helferteam vom Bund und aus den Landesverbänden sowie den vielen Volontären aus Kassel ungebrochen positiv. Die Dozenten lobten die hervorragende und zuvorkommende Organisation des umfänglichen Kongresses. Die gelungenen Kooperationen mit der Universität und der Stadt Kassel versetzten den BMU in die Lage, diesen umfänglichen Kongress exakt so durchführen zu können. Die Heinrich-Schütz-Schule und die Luisenschule erwiesen sich als proaktive Kooperationspartner. Neben den perfekt funktionierenden Kursen zeigte sich dieses gelungene Zusammenspiel direkt in den Eröffnungsveranstaltungen im Institut für Musik oder beim Empfang der Stadt Kassel.

Dank

Dank gebührt der vielfältigen Unterstützung: Begonnen beim Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein, der die Schirmherrschaft dieses bildungspolitischen Kongresses übernommen hat. Dem Hessischen Kultusministerium für die finanzielle Unterstützung, der Universität Kassel und der Stadt Kassel für vielfache logistische und personelle Hilfe sowie den großzügig zur Verfügung gestellten Sachmittel und Unterstützungen, dem hohen Engagement der Dozierenden, den ausstellenden Verlagen und Firmen, dem hessischen BMU-Landesverband, der Programmkommission und dem Vor-Ort-Team, oder denen dieser eindrückliche Kongress nicht zustande gekommen wäre.

Bundesdeutsche Medienreaktion

Das Wohl des bundesdeutschen Musikunterrichts ist längst kein bildungspolitisches Orchideenthema mehr. Das wurde in Beiträgen und durch die Resonanz des Kongresses in den Medien deutlich: Neben der lokalen Hessisch-Nassauischen Allgemeinen (HNA) und diversen Verlagspublikationen thematisierten der Hörfunk und das Fernsehen des HR sowie der WDR den Bundeskongress – dokumentiert auf der Homepage unter bk-mu.de.

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