Mit einem fulminanten Abschlusskonzert ist am Sonntag, den 07.04. der 5. Bigbandleiter-Workshop des Deutschen Orchesterwettbewerbs zu Ende gegangen. Dabei zeigten sich nicht nur die Dirigentinnen und Dirigenten, die eine ganze Woche geprobt haben, von Ihrer besten Seite. Die beiden Bigbands, die Hale Bopp Bigband aus Nottuln und die Bigband der Friedensschule Münster, sprühten vor Spiellaune und stellten eindrucksvoll unter Beweis, welche Fortschritte sie innerhalb einer Woche gemacht haben.
Jiggs Whigham, einer der weltweit renommiertesten Bigbandleiter, Jazzposaunisten und Jazzpädagogen, zeigte beim Abschluss-Konzert im historischen Saal der Alten Amtmannei Nottuln seine enorme Vielseitigkeit als Bandleader, Moderator, Posaunist und Bigband-Schlagzeuger. Dabei ließ es sich der fast-70-jährige nicht nehmen, bei „Moten-Swing“, einem Bigband-Klassiker, den er selbst schon in der Basie-Bigband gespielt hat, sich ans Schlagzeug zu setzen, um der Halebop Bigband aus Nottuln mit präzisem Swing und druckvollen Tutti-Fills zusätzlichen Schub zu verleihen. Nach einer Moderation griff er wenig später für ein Solo-Stück zur Posaune und spielte Yesterdays von Jerome Kern – „nicht zu verwechseln mit Yesterday von den Beatles“, wie er vorher betonte.
11 aktive Bigband-Leiterinnen und Bigbandleiter aus dem gesamten Bundesgebiet sind vom 02.-07.04 2013 in Nottuln zusammen gekommen, um mit den beiden Bigbands zu arbeiten. Dabei wurden sie von Jiggs Whigham und seinem Assistenten Martin Gerwig gecoacht. Workshops zum Thema Probentechnik, Improvisation und eine Vorstellung wichtiger Aufnahmen der Bigbandära sorgten bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und den Musikern der beiden Bigbands für zusätzlichen Feinschliff und weitere Motivation. Die alte Amtmannei, ein historisches Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, sorgte für das entsprechende Flair und eine angenehme Probenatmosphäre.
Die Bigbandszene in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Viele Jazzstudenten der späten Siebziger und frühen Achtziger-Jahre sowie deren Schüler und Studenten der nächsten Generationen sind mittlerweile selbst als Jazzpädagogen und Bigbandleiter tätig. Bigbands haben sich an allen Schulen, Musikschulen und in der freien Szene fest etabliert. Viele Bigband-Leiterinnen und Leiter haben allerdings im Rahmen ihrer musikalischen Ausbildung in den seltensten Fällen eine Ausbildung im Bigband-Dirigat, das sich wesentlich von dem der klassischen Kollegen unterscheidet, erhalten. Genau hier setzt das Angebot des Deutschen Orchesterwettbewerbs an: einen Austausch über bigbandspezifische Herausforderungen in Gang zu setzen und sein eigenes Verhalten in Bezug auf Bewegung und Körpersprache von einem renommierten Profi überprüfen zu lassen. Auf diese Weise sollen die Teilnehmer wichtige neue Impulse für die eigene Probenarbeit erhalten. Assistent Martin Gerwig geht zusätzlich im Einzelunterricht auf individuelle Probleme der Teilnehmer ein.
Jiggs Whigham leitet zurzeit die BBC Bigband in London. Bis 2006 leitete er als "Professor auf Lebenszeit" die Abteilung für Popularmusik an der "Hanns Eisler" Hochschule für Musik in Berlin. Jiggs Whigham war außerdem Dirigent der Schweizer Radio Band (Radio DRS). Von 1995 bis 2000 dirigierte er als künstlerischer Leiter die RIAS Big Band Berlin. Als Posaunist spielte er u.a. im Glenn Miller Orchestra, bei Stan Kenton sowie in den Bigbands von Kurt Edelhagen, Count Basie, Peter Herbolzheimer und in der WDR Bigband. Seit 2011 ist er zusammen mit Niels Klein künstlerischer Leiter des Bundesjazzorchesters BUJAZZO.
Martin Gerwig war bereits bei den Seminaren 2007, 2009 und 2011 als Assistent dabei. Seit 2003 leitet der studierte Jazztrompeter die Uni Bigband in Berlin.
Beim Deutschen Orchesterwettbewerb (DOW) treffen sich seit über 20 Jahren die besten Orchester und Formationen der instrumentalen Amateurmusik. Am erstmals im Jahre 1986 ausgetragenen DOW nehmen mittlerweile mehr als 130 Ensembles mit über 5.000 Musikerinnen und Musikern teil. Die Einbindung internationaler Juroren und Fachleute machen ihn zudem zu einer internationalen Kommunikationsplattform. Der Wettbewerb richtet sich an Amateurorchester aus den Bereichen der sinfonischen Musik, der Zupf-, Blas-, Akkordeonmusik und des Jazz.
Neben der Begegnung und dem Leistungsvergleich dokumentieren Stipendien und Fortbildungsveranstaltungen für Dirigenten aller Sparten, die Vergabe von Kompositionsaufträgen und Kompositionspreisen, Tondokumentationen der Orchester sowie Literaturlisten die nachhaltige Förderung dieses Wettbewerbs.
Der DOW wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert. Als neue Hauptsponsoren fördern seit 2011 die deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken den Deutschen Chor- und Orchesterwettbewerb. „Wir freuen uns, dass durch das Sponsoring der Genossenschaftsbanken auch solche nachhaltigen Fördermaßnahmen für Chor- und Orchesterleiter ermöglicht werden. Die Workshop-Teilnehmer nehmen die neuen Erfahrungen mit in die Probenarbeit und stärken so auch das Miteinander der Menschen in ihrer Region“, erklärte Karl Weckendorf, Vorstandsmitglied der Volksbank Nottulns stellvertretend für die deutschen Genossenschaftsbanken.
Hildesheim war Austragungsort des 8. DOW im vergangenen Jahr. Der nächste Deutsche Orchesterwettbewerb findet 2016 statt.
Absätze
Quelle
http://www.musikrat.de/dow