Mit dem 3D-gedrucktem "Keyed wind instrument“ hat Ricardo Simian von 3D Music Instruments den ersten Preis der purmundus Challenge 2018 gewonnen. Auf der Preisverleihung, die im Rahmen der Formnext 2018 stattfand, wurden auch die weiteren Gewinner der purmundus Challenge ausgezeichnet, In diesem Jahr fand der Wettbewerb unter dem Motto "3D-Druck rüstet uns für die Zukunft“ statt.
Mit dem "Keyed wind instrument“ hat Simian ein neuartiges Tastendesign für Blasinstrumente umgesetzt, das ohne zusätzlichen Mechanismus oder Feder auskommt. Als Vorbild für diese Entwicklung dient Simian das Cornetto, ein Renaissance-Blasinstrument, das bisher durch seine Länge und die ungewöhnlichen Lochverteilung nur schwer zu beherrschen war. Mit dem neuen Tastendesign wird das Cornetto ergonomischer.
Unter den 34 Finalisten aus England, Belgien, Polen, Schweiz, Singapur, USA, Frankreich, Kanada, China und Deutschland waren neben Designern, Start-ups und Universtäten auch Kliniken und renommierte Industrieunternehmen vertreten. Die eingereichten Produkte reichten von Lampen aus Sand bis zu Endoprothesen und individuellen Sport-BHs und Schuhen. Darüber hinaus haben mehrere Teilnehmer auch die Verwendung von recycelten und biologisch abbaubaren Materialien thematisiert. Weitere Themenbereiche der Einreichungen waren unter anderem Mode, Architektur, Musikinstrumente, Freizeit oder Bauteile für die Automobilindustrie.
Hintergrundinformation Formnext
Die Formnext ist die Leitmesse für Additive Manufacturing und die nächste Generation intelligenter industrieller Fertigungs- und Herstellungsverfahren. Sie fokussiert vom Design über die Herstellung bis zur Serie die effiziente Realisierung von Produktideen. Die parallel zur Messe stattfindende Konferenz widmet sich den aktuellsten Trends und Fragestellungen beim Additive Manufacturing und deren sinnvolle Einbindung in die Prozessketten industrieller Produktionsverfahren. Inhaltlich gestaltet wird die Konferenz von Rapidnews/tct. Veranstalter der Formnext ist die Mesago Messe Frankfurt GmbH.
Quelle: https://formnext.mesago.com
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Bei Ricardo Simian treffen über 500-jährige Instrumente auf neuste Technologie. Für Puristen ist es kaum zu begreifen, dass die historischen Blasinstrumente aus Holz oder Elfenbein in Plastik genau so gut klingen sollen wie die Originalen Instrumente. Denn die historischen Zinken und die 3D-Drucker trennen Welten.
Der in Basel lebende Zinkspieler Ricardo Simian sieht sich trotz seiner inzwischen beachtlichen Nachfrage in erster Linie als Forscher «Wir können alte Instrumente aus den Museen virtuell nachbauen, dann real ausdrucken und dabei besser untersuchen, warum z.B. ein Zink soklingt, wie er klingt, ohne an den kostbaren und empfindlichen Originalen zu experimentieren zu müssen.»
Der erste Prototyp überraschte
In einem österreichischen Museum fand der Basler Musiker einen Katalog mit genauen Vermessungen der Originalinstrumente. Inzwischen lässt er sie in Kliniken im Computertomograph einscannen und erhält so eine originalgetreue Vorlage für den "Druck“. Anschliessend wird das Instrument mit Hochpräzisionsmaschinen Schicht für Schicht aufgebaut bzw. 3D-geruckt.
Das Ergebnis hat von Anfang an überrascht. «Schon mein erster Prototyp hat viel besser geklungen, als zu erwarten war». Diese Instrumente waren zunächst nur aus Nylon und Acryl. Inzwischen hat sich die Materialpalette erweitert mit Legierungen aus Ton und Porzellan sowie unterschiedlichen Polymeren, da sich auch die Entwicklung der 3DDrucker rasant weiterentwickelt und damit auch die Instrumente von Ricardo Simian.
Die eigentliche Sensation ist und bleibt, dass sie gegenüber den alten, handgemachten und die gedruckten Instrumente in punkto Klang tatsächlich kaum voneinander unterscheiden lassen.
Mag der Ton derselbe sein, in einem Punkt ist der Unterschied aber nicht wegzureden: die 3D-Zinken sind gegenüber den alten Instrumenten spülmaschinenfest.
Ricardo Simian
Das Streben nach den Klängen alter Musik, besonders des Zinkes brachten Ricardo Simian weg von seiner Geburtsstadt Santiago, nach Milano in Italien und schließlich nach Basel in der Schweiz, wo er ein Diplom in Alte Musik und Blockflöte (an der "Civica Scuola di Musica di Milano“) und einen Master in Zink (an der "Schola Cantorum Basiliensis“) erreichte.
Er konzertiert, unterrichtet, recherchiert und erweitert seine Klangmöglichkeiten indem er die kürzlich erst entdeckten alten Instrumente Tenorzink, Cornettino und die Zugtrompete erlernt und weiterentwickelt, wie jeder Musiker der Zeit, aus welcher die Instrumente kommen, getan hätte. Solche Nachforschungen über die Musiklandschaft im Frühbarock, der Renaissance und dem späten Mittelalter führten zur Gründung der Ensembles "Mandragora", "Gruppo Seicento“ und "Concerto dei Fiati“ von welchen Ricardo Gründungsmitglied ist.
2013 gegründete Ricardo "3D Music Instruments“ mit dem Ziel Originalinstrumente auf moderne und praktische Art reproduzieren zu können. Diese Idee hat sich schnell entwickelt zu einer Startup-Firma die Forschung macht, die Grenzen der 3D-Druck Technologien im Bereich Musik teste, neue Instrumenten entwickelt und auch Instrumenten weltweit verkauft.
2019 wird beim renommierten Internationalen Musikfestival Alpentöne erstmals ein Ensemble auftreten, das auschliesslich mit historischen Instrumenten aus dem 3D-Drucker spielt.