Das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck (MHL) feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Das Forschungsinstitut wurde 1991 mit dem Erwerb der weltweit größten Privatsammlung zum Komponisten Johannes Brahms gegründet. Die bedeutende Sammlung und Forschungsarbeit des Instituts würdigt ein Festakt am Freitag, 22. April in Lübeck, an den sich eine Benefiz-Auktion anschließt. Versteigert werden 25 "Brahmsiana“, mit denen Brahms-Freunde dem großen Komponisten nahe kommen können. Festakt und Versteigerung werden erstmals per Livestream übertragen über die Homepage der MHL unter ww.mh-luebeck.de/veranstaltungen/mhl-live.
Das Brahms-Institut besitzt eine der größten Brahms-Sammlungen weltweit. Zu den wertvollen Beständen gehören Handschriften, Notendrucke, Stichvorlagen, Fotos und Lebensdokumente von Brahms: von der Haarlocke über sein Adressbuch bis hin zu seiner privaten Bibliothek. Am international renommierten Institut sind bedeutende Forschungsprojekte angesiedelt. Musikwissenschaftler, Interpreten, Dirigenten, Editoren, Rundfunkanstalten und Konzertveranstalter aus der ganzen Welt interessieren sich für die vorhandenen Quellen. Seit 1999 leitet Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, zugleich Professor für Musikwissenschaft an der MHL, das Institut. Er erläutert: "Sammeln verpflichtet! Diesem Motto entsprechend verfolgt das Brahms-Institut vielfältige Aufgaben. Die einzigartigen Bestände werden durch gezieltes Sammeln erweitert, wissenschaftlich erschlossen und in Ausstellungen, Konzerten und Themenabenden der Öffentlichkeit präsentiert.“ Zur wissenschaftlichen Erschließung gehört auch die Digitalisierung der wertvollen Originale: 41.000 Digitalisate sind mittlerweile verzeichnet, die Interessierte im Online-Archiv des Instituts abrufen können.
Prof. Dr. Otto Biba, Archivdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, würdigt im Festakt am Freitag, 22. April um 18 Uhr die Forschungsarbeit des Instituts, das seit 2002 in der repräsentativen klassizistischen Villa Eschenburg am Rand der Lübecker Altstadt beheimatet ist. Im Anschluss findet eine Brahms-Auktion mit 25 Lots in Beziehung zu Brahms statt: von einem handsignierten Brahms-Handbuch über ein Hauskonzert mit der Pianistin Violetta Khachikyan oder dem Philos-Quartett, einer Führung "Auf Brahms‘ Spuren in Wien“ mit Otto Biba bis hin zu einer Klarinettenstunde bei Weltstar Sabine Meyer. Der Erlös kommt der Institutssammlung zugute.
Den Kernbestand der Sammlung trugen die Institutsgründer und Professores Renate und Kurt Hofmann in rund vier Jahrzehnten persönlicher Leidenschaft für Johannes Brahms zusammen. Dank der Unterstützung zahlreicher Stiftungen konnte dieser in den letzten Jahren um hochkarätige Stücke erweitert werden. Dazu gehören Autographe, also Handschriften des Komponisten, von Brahms-Liedern wie "Agnes“, "Der Überläufer“, "Liebesgluth“ und den Chorliedern op. 62. Das Brahms-Institut leistet bedeutende Forschungsarbeit: Das von der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG) geförderte, digitale Brahms-Briefwechselverzeichnis listet über 11.000 Briefe, die von und an Johannes Brahms geschrieben wurden. Mit dem von der Volkswagenstiftung geförderten digitalen Editionsprojekt "Brahms gewidmet“ nimmt das Brahms-Institut eine Vorreiterrolle in der Widmungsforschung ein.
Aus den zahlreichen Publikationen des Instituts ist das Brahms-Handbuch hervorzuheben, das Wolfgang Sandberger 2009 im Metzler-Verlag vorgelegt hat. Neben den Ausstellungskatalogen (et+k München) gewähren auch die "Patrimonia-Hefte“ Einblicke in die Sammlung: Die Kulturstiftung der Länder hat seit 1992 sieben Bände zu Neuerwerbungen des Instituts herausgegeben, zuletzt im November 2015 den Band "Patrimonia 292“ zum Autograph des Brahms-Liedes "Liebesgluth“.
Die Angliederung des Brahms-Instituts an die MHL verzahnte 1991 auf bundesweit einmalige Weise Forschung und Musikpraxis. Das mit der Institutsgründung ins Leben gerufene Brahms-Festival, das jährlich über hundert hauseigene Interpreten – Studierende und Dozenten gemeinsam – auf die Bühne bringt, ist dafür ein hörbarer Beweis. Das Festival feiert in diesem Jahr unter dem Motto "Verwandlungen“ vom 22. April bis zum 1. Mai ebenfalls sein "silbernes“ Jubiläum. Es ehrt den gebürtigen Hamburger mit 35 Konzerten an sieben Spielorten, darunter Sinfoniekonzerte, Kammermusik, moderierte Konzerte und ein spektakuläres 25-stündiges Wandelkonzert.
Das Institut ist auf regionaler und internationaler Ebene vernetzt: Unter anderem kooperiert es mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF). Es ist wissenschaftlicher Berater eines neu initiierten Schweizer Brahms-Projektes in Lugano und pflegt Kontakte unter anderem zur Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, zur Brahms-Forschung in der Schweiz und in England sowie zur American Brahms Society. Zum "Geburtstag“ des Brahms-Instituts werden am gleichen Tag die digitale Edition "Brahms gewidmet“ und ein neuer zweisprachiger Internetauftritt freigeschaltet.