Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Orchester im Osten Deutschlands noch nicht gesichert. Im Einigungsvertrag von 1990 ist im Artikel 35 Abs. 2 festgelegt: „Die kulturelle Substanz darf keinen Schaden nehmen.“ Das ist auf vielen Gebieten gelungen. Die kulturelle Infrastruktur wurde sogar zukunftsfähig ausgebaut. „Leider gilt das in vielen Fällen noch nicht für die Orchester und Theater“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung im Jahr 1992 gab es in Ostdeutschland einschließlich Ost-Berlin 72 professionelle Kulturorchester. Heute existieren nach zahlreichen Auflösungen und Fusionen nur noch 43.“

Aktuelle Brennpunkte sind derzeit Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und vor allem Thüringen. Gegen die bislang bekannt gewordenen Abbaupläne der Thüringer Staatskanzlei für Orchester und Theater regt sich landesweit immer größerer Widerstand. Allein in Thüringen wurden in den vergangenen 25 Jahren von 1.070 Musikerarbeitsplätzen 470 abgebaut. „Mit dem fortwährenden Abbau muss Schluss sein und der Erhalt der kulturellen Substanz endlich umgesetzt werden“, fordert Mertens. „Schließlich wurde die deutsche Orchester- und Theaterlandschaft im Dezember 2014 in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Das bedeutet Anerkennung, aber auch Verpflichtung zum Erhalt.“

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