Dies schöne aussagekräftige alte Wort führte auch der thüringische Kulturminister Jens Goebel noch vor einigen Monaten im Mund. Inzwischen allerdings haben sich Worte und Überzeugungen nicht wenig geändert. Nun sollen nach dem Willen der Thüringischen Landesregierung die Mittel für Theater und Orchester um 21,6 % zusammengestrichen werden. Die Folgen sind katastrophal. Die Städte und Landkreise, die bisher nach besten Kräften an ihrer Musikkultur festhielten, sind nach wie vor auf die Unterstützung durch das Kulturministerium angewiesen und können eine solche Reduzierung unmöglich auffangen. Mit diesen um nahezu ein Viertel reduzierten Landesmitteln werden einige Theater und Orchester entweder vor dem Ruin stehen oder nur noch einen schwachen Abglanz früher musikalischer Leistungsfähigkeit zu bieten haben, was über kurz oder lang zum gleichen Ergebnis führen kann.
Die Kommunen und Landkreise sind geschockt, ihr parteiübergreifend entsetzter Protest unüberhörbar. Kann es wirklich die wohlüberlegte Absicht der Landesregierung sein, die Existenz ihrer Theater und Orchester um eines Haushalts“gewinns“ von ganzen 0,14 % aufs Spiel zu setzen? Nicht etwa für eine – ihre – Legislaturperiode, sondern für alle Zeiten?
Es ist doch eine merkwürdige Hoffnung des Ministers mit durchaus makabrem Anstrich, dass die Kommunen „ihre Zuwendungen maximal in gleicher Proportion absenken wie das Land“. Das allein würde die Mittel für die Musikkultur des Landes Thüringen weiter erheblich verringern. Und wo nichts mehr gehalten werden kann? Wo das Land seine Unterstützung erbarmungslos auf Null fährt – wie für die Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl –, welche Proportionen wären da noch einzuhalten...?
Im Vergleich zu 1991 hat Thüringen heute bereits u. a. 424 Musiker (40% !) weniger. Auch damit haben in der Vergangenheit die Theater- und Orchesterbeschäftigten viele gravierende Veränderungen mitgetragen, die für die meisten mit gestiegenen Belastungen, mit teilweise erheblichen Verzichten, mit hohem persönlichen Einsatz und nicht selten auch bitteren Verlusten und Berufsaufgabe verbunden waren. Sie wurden mitgetragen, weil sie halfen, die Thüringer Musiklandschaft in veränderten Strukturen dennoch zu erhalten und auch den Trägern, den Städten und Landkreisen, die Grundlage dafür gaben, ihre Theater und Orchester als Teil ihrer Identität, ihrer Tradition zu wahren. Alles nichts als verlorene Liebesmüh’?
„Thuringia cantat“? – Nein. – Vielen Instrumenten droht unter dieser Landesregierung die Gefahr, das Singen in Thüringen wohl vergessen zu müssen.
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Quelle
http://www.dov.org