43.300 Kinder an 522 Grundschulen werden nach den Ferien an dem erfolgreichen Modellprogramm „Jedem Kind ein Instrument“ im Ruhrgebiet teilnehmen. Darunter sind 27.700 Erstklässler. Von den im Schuljahr 2008/2009 erstmals teilnehmenden Kindern werden 11.600 angehende Zweitklässler ein Instrument erlernen. Weitere 4000 Drittklässler erhalten Ensemble- und Instrumentalunterricht.

„Dass 60 Prozent der Kinder nach ihrem ersten Jahr weiter musizieren, können wir insofern als erstaunlichen Erfolg werten, als jetzt 100 Prozent der Erstklässler der beteiligten Schulen teilnehmen. Auch die erreichte Übergangsquote von 63 Prozent zum dritten Schuljahr ist ein gutes Ergebnis“, sagte Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Staatssekretär für Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen. „Denn gerade das Instrumentalspiel und insbesondere das gemeinsame Musizieren in Ensembles wirkt auf Kinder positiv: Die musikalische Bildung wird intensiviert und erhält eine eindringliche und nachhaltige Tiefe. Die Freude an der Musik führt zu einem selbständigen Umgang mit ihr und fördert die lebenslange Beschäftigung mit kulturellen Themen.“

Bemerkenswert gewachsen ist die Zahl der bundesweit gestarteten Initiativen. „Der Programmstart von ‚Jedem Kind ein Instrument‘ im Ruhrgebiet ist ein Impuls für das ganze Land“, sagt Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, „Innerhalb von zwei Jahren haben unglaublich viele engagierte Menschen die Idee aufgegriffen. Inzwischen setzen bundesweit mehr als 70 Städte, Gemeinden oder Landkreise und sogar vier Bundesländer eigene musikpädagogische Projekte mit Grundschulkindern um. Ich bin dankbar für den Mut, den alle Beteiligten bewiesen haben, so ein großes Vorhaben anzupacken. Jetzt geht es darum, das zusätzliche Angebot, das JeKi in die Schulen bringt, verlässlich zu etablieren – im Alltag der Kinder und Familien, in den Grundschulen und Städten.“

Mit Holzwickede erhöht sich die Zahl der beteiligten Kommunen auf 42. „Einige Kommunen fehlen noch“, so Manfred Grunenberg, projektleitender Direktor der Stiftung Jedem Kind ein Instrument. „Zum Teil führen diese eigene Musikprojekte durch, die mit JeKi verdrängt würden. Das ist nicht unser Ziel. Jedoch gibt es auch strukturelle Hindernisse. Manche Städte besitzen keine Musikschule. Dort wollen wir Kooperationen mit anderen Kommunen anregen.“

Berufsbild der Musikpädagogen wandelt sich

Das Programm wirkt aber auch auf bestehende Konzepte ästhetischer Erziehung im musikalischen Bereich ein: Die Inhalte und Methoden der elementaren Musikpädagogik und die Lehrinhalte des Musikunterrichts der Grundschule werden miteinander vernetzt und beeinflussen sich langfristig sogar wechselseitig. Mit Einführung der kulturellen Bildungsinitiative haben sich die beruflichen Anforderungen an Musikschullehrkräfte in der Region gewandelt. Neue Unterrichtsformen und musikpädagogische Inhalte erweitern die bisherige Arbeit. Per Sofortmaßnahme stellte die Stiftung Jedem Kind ein Instrument ein berufliches Fortbildungsprogramm auf die Beine, mit dem sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als 1.800 Lehrende weiterqualifizierten. Mit Ausdehnung des Programms auf das Ruhrgebiet ist der Bedarf an musikpädagogischen Lehrkräften gewachsen. Rund 3.000 zusätzliche JeKi-Stunden, das entspricht etwa 100 neuen Vollzeitstellen, werden die Musikschulen im kommenden Schuljahr unterrichten. Die Stiftung Jedem Kind ein Instrument kooperiert mit der Künstlervermittlungsstelle der Bundesagentur für Arbeit, die offene Stellen an Arbeitsuchende weitergibt, startete eine Anzeigenkampagne, steht im Dialog mit den Musikhochschulen und informiert Studierende in Vorlesungen und Seminaren über die Arbeitsmöglichkeiten in der Region.

Zusammenarbeit mit den Grundschulen und Eltern intensivieren

Größtes Aufgabenfeld für die Stiftung Jedem Kind ein Instrument und die teilnehmenden Musikschulen bleibt nach wie vor die Zusammenarbeit mit den Grundschulen und mit den Eltern. „Hier müssen wir am Ball bleiben“, sagt Manfred Grunenberg. „Vor allem die Eltern, die zunächst einmal nicht so viel mit dem Instrumentalunterricht ihrer Kinder anfangen können, müssen wir noch stärker ansprechen und für das Programm gewinnen. Es geht uns ja darum, dass wirklich alle Kinder, die Freude am Instrument haben, dabei bleiben können.“ Volker Gerland, Vertreter der JeKi-Musikschulen, ergänzt: „Die Musikschulen müssen die bestehende Kommunikation mit den Grundschulen weiter ausbauen. Mit vielen Grundschulen klappt es bestens, da stehen Unterrichtsräume bereit, da wird JeKi bei der Stundenplanerstellung mitgedacht. Bei manchen Grundschulen müssen wir allerdings noch echte Überzeugungsarbeit leisten.“

Herbert Meier, Vorstand der GLS-Treuhand e.V., sagt: „Bei der Initiierung des Programms in Bochum waren für die Zukunftsstiftung Bildung zwei Anliegen Leitmotive des Engagements: Eine breite soziale Reichweite und die Beachtung qualitativer Aspekte. Durch die Teilnahme aller Kinder in den ersten Klassen der beteiligten Grundschulen wird Breitenwirkung erreicht. Insbesondere auch durch die Möglichkeiten der kostenlosen Teilnahme sehen wir das Programm auf einem ausgesprochen guten Weg. Derzeit nehmen dies ca. 15 Prozent der teilnehmenden Kinder ab der zweiten Klasse in Anspruch, wobei jedoch der „Stipendienfonds Jedem Kind ein Instrument“ weiterhin auf Spenden angewiesen ist. Die qualitativen Aspekte sind durch die Programmstandards und die Arbeit eines Qualitätszirkels für die Musikinstrumente, in dem wir mit Vertretern der Stiftung und der Musikschulen zusammenarbeiten, berücksichtigt. Wir freuen uns sehr über die kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms.“

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