Appell und Ausdruck stellen – neben dem Sachbezug – elementare Dimensionen von gesprochener Sprache dar. Mit ihnen gelangen Emotionen ins Sprechen, die man selber ausdrückt oder bei anderen erregen will. Schon die Stimme als solche scheint eine "Vorab-Emphase" (Helmut Lachenmann) zu haben, die uns nicht gleichgültig lässt – vor allem im Gesang. Was liegt näher, als einen Kongress zum Phänomen der Stimme dem Thema Emotionalität zu widmen?

Dieses Thema hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine überraschende Konjunktur auf vielen Feldern der Natur- und Geisteswissenschaften erfahren. Relevanz und Aktualität erlangte das Themenfeld der Emotionalität nicht zuletzt durch neurowissenschaftliche Forschungen, die experimentell belegen, dass unsere Entscheidungen in erheblichem Ausmaß von nichtrationalen Bewertungen abhängen. Verhaltensbiologische Forschungen untersuchen die emotionalen Funktionen von Lautäußerungen bei Tieren; in Disziplinen wie Anthropologie, Soziologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft werden die kommunikativen Funktionen von Emotionen und deren Körperlichkeit zum Gegenstand gemacht. Besondere Aufmerksamkeit findet dabei das Phänomen der emotionalen Gemeinschaften, an denen deutlich wird, wie soziale und politische Bindung über die Kommunikation von Emotionen hergestellt wird, und zwar im Hinblick auf ganz unterschiedliche Gemeinschaften, Situationen, Räume und Individuen.

Gründe genug, um einmal Bilanz zu ziehen und zu fragen, wie Stimme und Sprache mit Emotionen operieren. Die für die Internationalen Stuttgarter Stimmtage charakteristische Doppelperspektive: aus den Blickpunkten wissenschaftlicher Forschung wie künstlerischer Experimente könnte sich dabei als besonders fruchtbar erweisen.

Das interdisziplinäre Forum zum Phänomen Stimme findet vom 1. bis 3. November 2018 in Stuttgart statt.

Call for Contributions

12. Internationale Stuttgarter Stimmtage
Das Phänomen Stimme: Emotionalität
1. bis 3. November 2018, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

Die Stiftung Akademie für gesprochenes Wort veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie der Oper Stuttgart die 12. Internationalen Stuttgarter Stimmtage.

Das interdisziplinäre Forum zum Phänomen Stimme, das seit 1990 und seit 1996 alle zwei Jahre zu wechselnden Schwerpunktthemen stattfindet, richtet sich an Expertinnen und Experten der Stimme, wie etwa Sprech- und Sprachwissenschaftler, Sprecherzieher, Musik- und Kulturwissenschaftler, Schauspieler, Sänger und Stimmkünstler, Pädagogen, Ärzte und Logopäden, aber auch an interessierte Laien.

2018 lautet das Thema der Stimmtage: »Das Phänomen Stimme: Emotionalität«. Stimmexpertinnen und -experten aus den Bereichen Wissenschaft, Therapie und Kunst sind eingeladen, zum Themenschwerpunkt »Emotionalität« bis zum 20. November 2017 Abstracts für Kurzvorträge (max. 15 Minuten) und Vorschläge für Workshops (90 Minuten) einzureichen. Die Struktur der Workshops während der Stimmtage sieht vor, dass die Dozentinnen und Dozenten aktuelle künstlerische oder therapeutische Ansätze und Methoden aus der Stimmforschung vorstellen und Teilnehmern Gelegenheit bieten, diese aktiv zu erarbeiten.

Interessenten richten ihre Bewerbung (Abstract mit max. 2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen und Vita – für Workshops auch mit Angabe der Zielgruppe, z.B. Anfänger oder Fortgeschrittene – möglichst in einer PdF-Datei per Mail bis zum 20. November 2017 an:

Akademie für gesprochenes Wort
Haußmannstraße 22
70188 Stuttgart
stimmtage@gesprochenes-wort.de

Die Auswahl erfolgt durch das Programmkomitee der 12. Internationalen Stuttgarter Stimmtage:
Prof. Dr. Michael Fuchs, Annikke Fuchs-Tennigkeit, Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes, Dr. Gabriele Hinrichs, Eva Kleinitz, Prof. Cornelia Krawutschke, Céline Kruska, Prof. Uta Kutter, Gisela Lohmann, Prof. Angelika Luz, Prof. Dr. Reinhart Meyer-Kalkus, Sergio Morabito, Dr. Yvonne Pröbstle, Prof. Dr. Bernhard Richter, Prof. Dr. Hans-Ulrich Schnitzler

Das Programmkomitee informiert im Januar 2018 über die Entscheidung.