Mit dem umjubelten russischen Pianisten Daniil Trifonov beschließt das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) an diesem Wochenende die Festivalsaison: Am Sonntag, 29. August, ist er gemeinsam mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Alan Gilbert im Kieler Schloss zu erleben und widmet sich Sergei Rachmaninoffs leidenschaftlichem Klavierkonzert Nr. 2. Auf dem Programm steht außerdem die Sinfonie Nr. 4, »Das Unauslöschliche« aus der Feder des dänischen Komponisten Carl Nielsen. Das Konzert ist ausverkauft. Es ist ein Geschenk des NDR an das Festival und sein Publikum und wird live von NDR Kultur im ARD Radiofestival übertragen.

Bei dem SHMF-Festivalabschluss handelt es sich um das letzte Konzert im Kieler Schloss vor der vorübergehenden Schließung des Saals. Voraussichtlich bis zu Beginn der Saison 2023/2024 finden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt.

Nach dem Abschlusskonzert geht das SHMF in diesem Jahr in eine hochkarätig besetzte Verlängerung: In der Elbphilharmonie Hamburg treten vom 30. August bis zum 5. September Ivo Pogorelich, Milow, Sabine Meyer & Friends sowie Alice Sarah Ott auf. Am 30. August ist in der Lübecker Musik- und Kongresshalle außerdem Anne-Sophie Mutter gemeinsam mit ihrem Klavierpartner Lambert Orkis zu erleben.

Zahlen

Das 36. Schleswig-Holstein Musik Festival blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück: Von den 113.000 verfügbaren Karten wurden rund 101.000 bei den rund 200 Veranstaltungen, darunter fünf Musikfeste auf dem Lande, zwei Kindermusikfeste und ein Werftsommer, abgesetzt. Kostenfrei zu besuchen waren die sechs Konzerte auf dem Anhänger des Musikfest-Treckers, der auf öffentlichen Plätzen in Schleswig-Holstein Halt machte. Mit einer Auslastung von 89 Prozent bespielte das Festival 79 Spielstätten an 51 Orten in Schleswig-Holstein, Hamburg, Süddänemark und dem nördlichen Niedersachsen. 110 Veranstaltungen waren ausverkauft.

»Das ist ein unglaublicher Erfolg, von dem wir im Frühjahr nicht zu träumen gewagt hätten. Ein großer Dank gilt unserem Publikum, das uns grenzenloses Vertrauen entgegengebracht, gemeinsam mit uns herausragende Konzertmomente gefeiert und sich auf eine hochspannende Entdeckungsreise rund um unseren Schubert-Schwerpunkt eingelassen hat«, so Festivalintendant Christian Kuhnt.

Komponisten-Retrospektive Franz Schubert 

Im Mittelpunkt der diesjährigen Komponisten-Retrospektive stand der Frühromantiker Franz Schubert. In 64 Konzerten widmeten sich Künstlerinnen und Künstler wie Janine Jansen, Elisabeth Leonskaja, Daniel Hope, Sabine Meyer, Christoph und Julian Prégardien, Alexander Lonquich, Benjamin Appl, Christian Gerhaher, Ivo Pogorelich und Lucas & Arthur Jussen sowie Klangkörper wie das Kammerorchester Basel, das NDR Elbphilharmonie Orchester, das Tonhalle-Orchester Zürich, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, das Busch Trio und das Goldmund Quartett dem Œuvre des österreichischen Komponisten.

Wie sich die Musik Franz Schuberts in modernem Gewand neu interpretieren und arrangieren lässt, präsentierten The Erlkings ebenso wie die Wiener Ensembles Musicbanda Franui und die Strottern. Auch Liedermacher-Legende Konstantin Wecker und das Ensemble Philharmonix zeigten eigene Arrangements von Schuberts Werken. Darüber hinaus nahm das SHMF die Komponisten-Retrospektive zum Anlass, einen Blick auf die heutige musikalische Prominenz in Österreich zu werfen: Neben den Wiener Originalen und Begründern des Austropop Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich waren die Ensembles Faltenradio und Mnozil Brass auf den Festivalbühnen zu Gast.

Porträtkünstlerin Hélène Grimaud

Die französische Pianistin Hélène Grimaud hatte sich darauf gefreut, im Rahmen ihres Künstlerporträts insgesamt 14 Konzerte beim SHMF zu geben. Aufgrund anhaltender Reisebeschränkungen infolge der fortwährenden COVID-19-Krise war ihr das Wahrnehmen ihrer Auftritte jedoch nicht möglich. »Ich bin sehr traurig, nicht mit Ihnen allen in meinem geliebten Deutschland und der magischen Region Schleswig-Holstein zu sein«, bedauerte sie ihr Fernbleiben.

Neue Spielstätten unter freiem Himmel

Rund zwei Drittel aller Konzerte fanden unter freiem Himmel statt. Besondere musikalische Ansprüche erfüllte dabei die überdachte, raupenförmige Bühne auf dem Gelände von Schloss Gottorf in Schleswig: Hier traten Kammermusikensembles wie das Busch Trio oder das Goldmund Quartett, Solisten wie Alexander Lonquich sowie Sängerinnen und Sänger wie Christoph Prégardien und die Meisterschüler Thomas Quasthoffs auf und genossen gemeinsam mit dem Publikum akustische Verhältnisse, die normalerweise nur Konzertsäle bieten. Eine weitere fest installierte Bühne stand über mehrere Wochen auf Gut Emkendorf. Sie bot Platz für große Orchester samt Solisten – unter anderem waren hinter dem Herrenhaus die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gemeinsam mit Punk-Geiger Nigel Kennedy oder Pianist Seong-Jin Cho, das Kammerorchester Basel mit Sol Gabetta und die Camerata Salzburg mit Jan Lisiecki zu erleben.

Darüber hinaus gab es eine Vielzahl weiterer Open-Air-Spielstätten, die ihre SHMF-Premiere feierten: So zog das SHMF auf die idyllischen Geländeflächen der Güter Altfresenburg bei Bad Oldesloe, Haseldorf, Hasselburg und Pronstorf. Das Festival war im Park von Schloss Ahrensburg, im Innenhof von Schloss Glücksburg sowie im Innenhof des Plöner Schlosses zu Gast. Es errichtete Open-Air-Bühnen beim Feuerwehrmuseum in Norderstedt, im Wallmuseum von Oldenburg in Holstein und am »Kunstwerk Carlshütte« der NordArt in Rendsburg-Büdelsdorf. Mit dem Weingut Waalem und dem Platz vor der Strandkorbhalle in Utersum feierten gleich zwei neue Spielstätten auf Föhr ihre SHMF-Premiere. Spektakuläre Konzerterlebnisse versprachen erstmals die Trabrennbahn in Elmshorn, das Kieswerk in Warder, der Yachthafen des Kieler Yacht Clubs in Strande sowie die Freilichtbühne in Lübeck. Das Festival zog außerdem auch in diesem Sommer wieder mitten in die Städte Norddeutschlands – erstmals machte es auf dem Gemeindesportplatz in Rellingen, dem Bürgermeistergarten in Wilster und dem Hohenzollernpark in Schenefeld/Mittelholstein Halt.   

Werftsommer

Auf dem Gelände der Lübecker Kulturwerft Gollan feierte der »Werftsommer« Premiere. An einem Wochenende traten vor urbaner Kulisse unter anderem die elfköpfige Techno Marching Band MEUTE, Reggae-Sänger Patrice, die Indiepop-Band Die Höchste Eisenbahn, Wallis Bird und DOTA auf. Daneben gab es für die Besucherinnen und Besucher zwischen den Konzerten Spannendes aus den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und Regionalität zu entdecken.

Talentförderung

Eine wichtige Säule des SHMF war auch in diesem Jahr die Nachwuchsförderung. So gaben bei den Masterclasses die Dozentinnen und Dozenten Elisabeth Leonskaja, Christoph Prégardien und David Geringas ihre Erfahrung an junge Talente weiter. Die Teilnehmenden profitierten außerdem von Workshops rund um Auftrittstraining, Moderation und Konzentrationsstärkung.

Das Schleswig-Holstein Festival Orchestra arbeitete über die Festivalmonate mit den Dirigenten Ton Koopman, Manfred Honeck, Andris Poga, Lin Liao, Stefan Geiger und dem Principal Conductor Christoph Eschenbach zusammen. Insgesamt wurden 14 Konzerte gegeben. Die 90 jungen Musikerinnen und Musiker stammen aus 28 Nationen und hatten sich durch Probespiele in rund 30 Städten weltweit qualifiziert.

Der Schleswig-Holstein Festivalchor widmete sich in diesem Sommer einer Aufnahme, die von den schleswig-holsteinischen Sparkassen gefördert und dem Land Schleswig-Holstein zum 75. Geburtstag überreicht wurde. Das Album »Land und Wogen« versammelt verschiedene Chorwerke, die alle einen Bezug zum nördlichsten Bundesland haben: Im Zentrum stehen Quartette für vierstimmigen Chor und Klavier von dem in Keitum auf Sylt geborenen, einzigen Brahmsschüler Gustav Jenner. Unter www.shmf.de/land-und-wogen sind die ersten beiden Stücke online verfügbar. Ab Ende September sind über den Link alle 24 Stücke abrufbar.

Im Rahmen des SHMF 2021 wurden drei Preise verliehen, die sich als Karrieresprungbrett für junge Talente in der Klassikszene etabliert haben: In einem doppelten Preisträgerkonzert wurde zunächst Mithatcan Öcal aus der Türkei mit dem Hindemith-Preis 2021 ausgezeichnet. Seit 1990 wird dieser mit 20.000 Euro dotierte Preis an herausragende junge, zeitgenössische Komponisten vergeben. Neben Öcal wurde auch SJ Hanke, Träger des Preises aus vergangenem Jahr, geehrt. Sein Preisträgerkonzert fiel 2020 Corona-bedingt aus.

Die 25-jährige britische Pianistin Isata Kanneh-Mason erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Leonard Bernstein Award und die 16-jährige Bratschistin Céline Eberhardt gewann im Duo mit der 17-jährigen Pianistin Danai Vogiatzi den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis – letztere beiden Auszeichnungen sind gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe.

Unterstützung

Die unverzichtbaren musikpädagogischen Aktivitäten des SHMF werden von der Possehl-Stiftung, der Familie Dr. Hannelore Murmann, der Oscar und Vera Ritter-Stiftung, der Mathias-Tantau-Stiftung, der ZEIT Stiftung Gerd und Ebelin Bucerius, der Weiland Kulturstiftung Henning Hamkens, dem Nordkolleg Rendsburg sowie der ACO Gruppe großzügig unterstützt. Ihr mäzenatisches Engagement für das SHMF führt auch die Familie Fielmann fort.

Der Festivalverein unterstützt mit seinen über 7.900 Mitgliedern ebenfalls insbesondere die musikalische Nachwuchsarbeit des Festivals. Ein großer Dank gilt der Hahn Familien GmbH, Dres. Beate und Rainer Jebens und Dr. Norbert Klause für ihr großzügiges Engagement im Stifterkreis des Festivalorchesters. Der Festivalverein dankt außerdem den mittlerweile rund 300 ehrenamtlichen Beiräten. Sie sorgen mit enormem Engagement und eigens akquirierten Spenden für das leibliche Wohl der Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt.

Luustern, die Musikfeste und Daniel Hopes Lübeck-Musikfest

Auch in diesem Jahr bot das SHMF viele Möglichkeiten der Grenzüberschreitung zu anderen Genres abseits der klassischen Musik: In der Reihe »Luustern« (plattdeutsch für »Lauschen«) präsentierten unter anderem Esther Ofarim, das Jazzensemble 4 Wheel Drive, die Philharmonix, Jan Plewka, Ulrich Tukur und Axel Prahl Klänge aus den Bereichen Lied, Jazz, Klezmer und Pop.

Die »Musikfeste auf dem Lande« luden die Besucher auf die Güter Hasselburg, Stocksee, Pronstorf, Emkendorf und Wotersen ein, wo unter anderem musikalische Schwerpunkte wie »Irish Folk«, »Swing« oder »Tango« gesetzt wurden. In Wotersen fand darüber hinaus ein Kindermusikfest statt, bei dem die kleinsten Festivalbesucher ab 5 Jahren gemeinsam mit ihren Familien Mitmach-Aktionen, Konzerte und ein buntes Rahmenprogramm erlebten.

Stargeiger Daniel Hope feierte sein »Lübeck-Musikfest«, bei dem er die Hansestadt mit neun Konzerten an vier Tagen in eine klingende Bühne verwandelte. Das Motto des langen klingenden Wochenendes lautete in diesem Jahr »Eine Schubertiade 2.0«, und war angelehnt an die Franz Schubert gewidmete Komponisten-Retrospektive des SHMF. Gefördert wurde das Projekt von der Possehl-Stiftung.

Sponsoren des SHMF 2021

Eine breite Unterstützung aus der Wirtschaft erfährt das Schleswig-Holstein Musik Festival von Beginn an. Wir danken unseren Sponsoren für den großen Zusammenhalt und ihr tatkräftiges Engagement für das SHMF. Als Hauptsponsoren und Partner leisten die Sparkassen-Finanzgruppe (bestehend aus den schleswig-holsteinischen Sparkassen, der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg AG, der Provinzial Nord Brandkasse AG, der Deka-Bank und dem Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes), NordwestLotto Schleswig-Holstein, die HanseWerk AG, die BMW Group sowie der NDR einen sehr bedeutenden Beitrag.

Unser Dank gilt darüber hinaus den 54 Konzertsponsoren, darunter fünf Produktpartner sowie allen 44 Mitgliedern der Unternehmerinitiative Wirtschaft und Musik. Mit ihren monetären Beiträgen und ihrem persönlichen Engagement gestalten und prägen sie unsere Plattform für Unternehmen, Kultur und Gesellschaft.

Medienpartner NDR

Der NDR stand als Medienpartner auch in diesem, durch die Pandemie geprägten, Jahr, dem SHMF zur Seite. Das NDR Fernsehen präsentierte im »Schleswig-Holstein Magazin« regelmäßig Festival-Tipps. Zusätzlich wurde über die Highlights und zentrale Ereignisse des Musiksommers berichtet. Auch die Sendung »Schleswig-Holstein 18:00« widmete sich unter anderem dem SHMF. Zudem gab es regelmäßige Beiträge zum SHMF in den Radioprogrammen NDR Kultur und NDR Info sowie auf NDR 1 Welle Nord, hier auch montags bis freitags in »Von Binnenland und Waterkant« zwischen 19 und 21 Uhr. Das NDR Fernsehen produzierte live für 3Sat das Eröffnungskonzert des SHMF. Auch NDR Kultur übertrug den SHMF-Auftakt live im Radio und sendete darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Konzerte, die das gesamte musikalische Spektrum des SHMF-Programms abbilden. Dazu gab es viele Künstlerporträts und Konzertberichte, u.a. auch im »Kulturjournal« des NDR Fernsehen.

Das Festivalprogramm 2022 wird am 25. Februar kommenden Jahres veröffentlicht.

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