Am 14. November 2015 feiert der Deutsche Theaterpreis DER FAUST sein zehnjähriges Bestehen. Jubiläumsfeier und Vergabe des Theaterpreises finden in diesem Jahr im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken statt.

DER FAUST wurde 2006 als nationaler, undotierter Theaterpreis ausgelobt, um auf die Leistungskraft und künstlerische Ausstrahlung der deutschen Theater-Landschaft aufmerksam zu machen, die zu den bedeutendsten und größten der Welt gehört. Allein die staatlichen Bühnen bringen in Deutschland in jeder Spielzeit mehr als 5000 Inszenierungen heraus. Hinzu kommt die Vielzahl an Produktionen der privaten und freien Theater und Compagnien.

Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST wird in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und einem jährlich wechselnden Bundesland vergeben – in diesem Jahr ist es das Saarland. Finanziert wird die Veranstaltung vom Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, der Kulturstiftung der Länder und dem Deutschen Bühnenverein.

Die Nominierten in den acht Kategorien:

Regie Schauspiel

Gernot Grünewald, „Palmer – Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland“, Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen
Ryan McBryde, „1984“, Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt Stuttgart
Jette Steckel, „Die Tragödie von Romeo und Julia“, Thalia Theater Hamburg

Darstellerin/Darsteller Schauspiel

Kristian Bader, Adolf Hitler in „Er ist wieder da“, Altonaer Theater Hamburg
Lina Beckmann, Ella in „John Gabriel Borkman“, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Bibiana Beglau, Mephisto in „Faust“, Bayerisches Staatsschauspiel München

Regie Musiktheater

Andrea Breth, „Jakob Lenz“, Oper Stuttgart
Koproduktion mit La Monnaie/De Munt Brüssel und der Staatsoper Berlin
Tobias Kratzer, „Die Meistersinger von Nürnberg“, Badisches Staatstheater Karlsruhe
Lydia Steier, „Perelà – Uomo di fumo“, Staatstheater Mainz

Sängerdarstellerin/Sängerdarsteller Musiktheater

Seth Carico, Kassandra in „Oresteia“, Deutsche Oper Berlin
Barbara Hannigan, Marie in „Die Soldaten“, Bayerische Staatsoper München
Elena Sancho Pereg, Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“, Deutsche Oper am Rhein
Düsseldorf Duisburg

Choreografie

Bridget Breiner, „Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin“, Musiktheater im Revier
Gelsenkirchen
Jan Pusch, „Welcome to your world“, Staatstheater Braunschweig
Helena Waldmann, „Made in Bangladesh”, Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
Eine Produktion von Helena Waldmann und ecotopia dance productions in Koproduktion mit Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, Les Théâtres de La Ville de Luxembourg, Goethe-Institut Bangladesh (BD), Burghof Lörrach (D), Forum Freies Theater Düsseldorf, Tollhaus Karlsruhe, Kurtheater Baden

Darstellerin/Darsteller Tanz

Kusha Alexi, Charlotte in „Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin“, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Alicia Amatriain, Teufel in „Die Geschichte vom Soldaten“ im Rahmen des Ballettabends „Strawinsky HEUTE“, Stuttgarter Ballett
Renate Graziadei in „Transition“, Studio laborgras Berlin

Regie Kinder- und Jugendtheater

Tim Etchells / Robin Arthur (Forced Entertainment), „Das unmöglich mögliche Haus“, Theater an der Parkaue Berlin
Eine Produktion von Forced Entertainment und Barbican (UK) Produktion in Koproduktion mit dem Theater an der Parkaue
Babett Grube, „Tigermilch“, Junges Schauspiel Hannover
Jürgen Zielinski, „Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück“, Theater der Jungen Welt Leipzig

Bühne/Kostüm

Victoria Behr, „der die mann“, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin
Anne Neuser, „Der Idiot“, Oldenburgisches Staatstheater
Harald B. Thor, „Die Soldaten“, Bayerische Staatsoper München

DER FAUST ist ein Preis der Theater für ihre Künstler. Die Theater haben das Vorschlagsrecht, dürfen jedoch keine eigenen Produktionen nennen. Daraus bestimmt eine Jury aus künstlerischen Berichterstattern und dem Ausschuss für künstlerische Fragen des Deutschen Bühnenvereins die Nominierten. Die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wählen aus diesen Nominierten die Preisträger aus, die am Abend der Verleihung bekannt gegeben werden.

Der Preisträger für das Lebenswerk steht bereits fest: Den Preis für das Lebenswerk erhält Franz Mazura.
Franz Mazura wurde 1924 in Salzburg geboren. Sein Debüt wurde durch die Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges hinausgezögert und erfolgte nach seiner Ausbildung in Detmold erst 1955 als Bassist am Staatstheater Kassel. In den folgenden Jahren sang er am Stadttheater Mainz sowie am Staatstheater Braunschweig, 1963 war er Ensemble-Mitglied der Deutschen Oper Berlin; von 1964 bis 1987 folgte ein Engagement am Nationaltheater Mannheim. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen von 1960 als Cassandro in „La finta semplice“ von Mozart und sang dort 1970 den Pizarro im „Fidelio“. Gastspiele brachten ihm an den großen deutschen Bühnen wichtige Erfolge ein. 1973 schloss er einen Gastspielvertrag mit der Staatsoper Hamburg ab. Als ein hervorragender Wagner-Interpret galt der Alberich im „Ring des Nibelungen“ als seine Glanzrolle. Zudem erwarb er sich große Verdienste um die Interpretation von Partien des neuen Musiktheaters. So wirkte er 1979 bei der Pariser Uraufführung von Friedrich Cerhas neu bearbeiteter dreiaktiger Fassung der Oper „Lulu“ von Alban Berg in der Rolle des Dr. Schön mit sowie 1991 bei der Deutschen Erstaufführung von York Höllers „Der Meister und Margarita“ in der Partie des Voland. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren Scarpia in „Tosca“, Jochanaan in „Salome“ und Moses in „Moses und Aron“ von Schönberg.

Seit 1980 ist Franz Mazura zudem Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper. Zwischen 1972 und 1995 feierte er immer wieder große Erfolge bei den Bayreuther Festspielen als Klingsor im „Parsifal“ ebenso wie als Biterolf in „Tannhäuser“, als Marke in „Tristan und Isolde“ (1975) oder als Alberich, Wanderer und Gunther im „Ring“-Zyklus. In den letzten Jahren war er vor allem als Schigolch in „Lulu“, u.a. an der Metropolitan Opera New York, der Bayerischen Staatsoper München, der Opéra National de Paris sowie am Théâtre du Capitole in Toulouse zu hören.

1980 wurde Franz Mazura zum Kammersänger ernannt; seit 1990 ist er Ehrenmitglied des Nationaltheater Mannheims. 2010 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Im November 2014 erhielt er die Ehrennadel seiner Wahlheimatgemeinde Edingen-Neckarhausen, in der er seit 1964 lebt.

Franz Mazura ist einer der profiliertesten Bassbaritone im deutschsprachigen Raum. Seine künstlerische Vielseitigkeit manifestiert sich in einer ausdrucksstarken stimmlichen Leistung, sprachlicher Präzision sowie einem herausragenden Talent als Schauspieler. Alle Komponenten vereint machen ihn zu einem hervorragenden Interpreten außergewöhnlicher Rollen sowohl im klassischen wie auch im modernen Repertoire. Franz Mazura war einer der bedeutenden Sänger der Wagner-Ära unter Horst Stein am Nationaltheater Mannheim, dessen Renommee er wesentlich mitprägte. Selbst mit über 90 Jahren steht Franz Mazura noch erfolgreich auf der Bühne.