Musica Hispanica

Klagelieder für Soldaten, heitere Tanzsätze, aufgeschriebene Improvisationen über damals bekannte Melodien. All das ist in dieser Sammlung vereint und spiegelt das Südeuropa zu Beginn des 16. Jahrhunderts wieder. Kolumbus entdeckte Amerika. Granada, die letzte muslimische Hochburg wurde erobert. Mit Kaiser Karl V/König Carlos I entstand eines der größten Kolonialreiche der Geschichte. Mir scheint, als atme man mit dieser Musik den Duft pulsierender Kraft mit ihren Facetten: dunkel, mutig, aufstrebend ...

In der Zeit um 1500 geht es auch um Vokalmusik, die wir spielen werden. Wie gehen wir als Instrumentalisten mit Text um? Ist es sinnvoll, den Textbetonungen durch entsprechende Artikulation zu entsprechen?

Die Schlichtheit der volksnahen Cancioneros, die Sperrigkeit mancher aufgeschriebenen Improvisationen, die dunkle Melancholie eines mit »Triste Espana sin ventura« betitelten Klageliedes komponiert von Juan del Encina (1468-1529) erfordern eine Bandbreite an Artikulations- und Blastechniken.

Als Consortspieler gilt es zuallererst, die eigene Interpretation an den Nagel zu hängen und alle Aufmerksamkeit nach rechts und links zu verschenken, um das wichtigste aller Themen, nämlich eine gute Intonation zu erarbeiten. Umso spannender ist es, wenn ein zugewandtes Spiel dazu führt, dass die ureigene Musikalität doch den Raum ergreift.