Die Studie ‚Lernorte oder Kulturtempel‘ wurde vom Zentrum für Kulturforschung (ZfKf) 2009/10 erarbeitet und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In einer repräsentativen, bundesweiten Befragung von über 400 klassischen Kultureinrichtungen, Bibliotheken, Museen, Theatern, Orchestern und Mehrspartenhäusern wurde die kulturelle Bildungsarbeit der Einrichtungen untersucht. Ziel der Studie war eine systematische Bestandsaufnahme der kulturellen Bildungsarbeit in klassischen Kultureinrichtungen, um der Notwendigkeit verstärkter und koordinierter Anstrengungen in der kulturellen Bildung gerecht zu werden

Die kulturpolitische Diskussion um kulturelle Bildung zeigt Wirkungen und zeugt von einem wachsenden Engagement der klassischen Kultureinrichtungen. In den letzten fünf Jahren ist die Angebotsvielfalt in diesen Einrichtungen deutlich angestiegen. Nur 13% aller in der Studie befragten Kultureinrichtungen haben keinerlei Bildungsangebote im Programm. Wenn man die Ergebnisse der Studie hochrechnet, so gab es in den klassischen Kultureinrichtungen im Jahr 2008 ca. 57 Millionen Besuche von Bildungsveranstaltungen.

Aus der empirischen Arbeit lassen sich einige spannende Empfehlungen ableiten. Kulturelle Bildung sollte immer ein Anliegen der Leitung von Einrichtungen sein, damit eine Weiterentwicklung von Angeboten die nötige Unterstützung erhält. Künstlerisch-kreative Ansätze und Vermittlungsmethoden sollten im Fokus stehen. Eine breite fachliche Diskussion um kulturelle Bildung würde helfen, herausragende Ansätze besser bekannt und für alle Institutionen zugänglich zu machen. So konnte in der Studie festgestellt werden, dass die Zahl der Angebote mit der Verfügbarkeit personeller Ressourcen steigt, die Differenziertheit des Angebots aber nicht vom Ressourceneinsatz abhängig ist.

Im ländlichen Raum sollte das Bildungsangebot ausgebaut werden. Kleine Einrichtungen haben es schwerer, ein adäquates Angebot zu realisieren. In der Zielgruppenarbeit bestehen einige blinde Flecken. Es gibt noch viel zu wenig Angebote, die unter anderem Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen (1%). Hier muss in differenzierter und integrativer Form, mit Sensibilität für die verschiedenen Zielgruppen nachgearbeitet werden. Kulturelle Bildung sollte enger mit Migrantenvereinen bzw. -verbänden zusammen arbeiten und möglichst Künstler integrieren, die selbst aus anderen Kulturkreisen stammen.

Angebote speziell für Kindergärten und Kindertagesstätten (bisher 6%) sollten ebenso ausgebaut werden wie die für Jugendliche im Freizeitbereich (bisher 6%). Ein breites Angebotsspektrum besteht hingegen für Schulklassen, an die sich auch ein Großteil der Bildungsveranstaltungen im Jahr 2008 (60%) richtete. Die Untersuchung zeigt, dass nur die Hälfte der Schulklassenangebote altersspezifische Differenzierungen zwischen den Primar- und Sekundarschulklassen vornimmt. Hier besteht noch Entwicklungsbedarf. Schließlich gibt es Lücken in den Angeboten für die Zielgruppe älterer Menschen und Senioren. So fehlen zum Beispiel noch Bildungsangebote, die explizit intergenerative Themen aufgreifen, oder sich an ältere Bildungsferne richten.

Was die Perspektiven der Kultureinrichtungen selbst angeht, so wünschen sie sich vor allem mehr Unterstützung im finanziellen Bereich (82%) und mehr Interesse der Schulen an kultureller Bildung (55%). Ein Weg, hier Abhilfe zu schaffen wäre, dass die Angebote für Bildungseinrichtungen kommunal oder regional koordiniert werden, um die Einrichtungen zu entlasten und mehr Raum zu schaffen für ihre konkrete kulturelle Bildungsarbeit.

Im Anschluss an die Vorstellung der Studie wurden am 29.4.2010 in einer Expertentagung im BMBF mit den Fachverbänden, die die Durchführung der Studie unterstützten, politischen Vertretern und weiteren Multiplikatoren die Konsequenzen aus der Studie diskutiert und weiterführende Maßnahmen abgeleitet, die den Ausbau der Kulturangebote in klassischen Kultureinrichtungen fördern.