Das Ziel der Jugendkulturinitiative ist es, die herausragenden Qualitäten der Berliner Kunst- und Kulturinstitutionen für junge Menschen in sozial benachteiligten Orten der Stadt zugänglich zu machen. Dafür werden aufsuchende, partizipative Angebote Kultureller Bildung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gefördert. Die Vorhaben basieren ausschließlich auf Kooperationsmodellen von Kulturinstitutionen mit Akteuren vor Ort, die auf eine nachhaltige Zusammenarbeit ausgelegt sind (etwa mit Bildungs-, Jugend- oder sozialen Trägern). Die Projekte werden überwiegend in den sozial benachteiligten Stadtteilen umgesetzt. Die Ermittlung dieser Gebiete orientiert sich an den Ergebnissen der ressortübergreifenden Gemeinschaftsinitiative (GI). Zugleich sollen die Projekte Rückwirkungen auf die Organisationsstruktur der teilnehmenden Kulturinstitutionen haben mit dem Ziel, den Stellenwert der Kulturellen Bildung zu erhöhen. Die Jugendkulturinitiative trägt dadurch zur Öffnung des Kulturbetriebs für eine immer diversere Stadtgesellschaft bei.
Mit der Jugendkulturinitiative leistet die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt einen Beitrag, Kulturelle Bildungsarbeit in Berlin langfristig erfolgreich aufzustellen. Teilhabe an Kunst und Kultur, insbesondere Zugänge zu Angeboten der Kulturellen Bildung, spielen dafür eine erhebliche Rolle. Ziel ist es, dass möglichst alle in Berlin lebenden Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene ihr Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben verwirklichen können – unabhängig von ihrer sozialen, ökonomischen oder aufenthaltsrechtlichen Situation. Basierend auf den Ergebnissen des Gipfels gegen Jugendgewalt beteiligt sich die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt mit der Jugendkulturinitiative daran, im Rahmen von Kunst und Kultur, ressortübergreifend und kontinuierlich die Interessen der jungen Generation in den Blick zu nehmen. Mit der Förderung gleichwertiger Lebensbedingungen in allen Stadtgebieten wirkt die Jugendkulturinitiative darüber hinaus einer sozialräumlichen Spaltung Berlins entgegen.
Für das Förderprogramm sind in 2024 1 Million Euro vorgesehen. Auf Empfehlung einer Fachjury wird die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Jahr 2024 zehn Vorhaben fördern.
Pilotphase einer „Jugendkulturinitiative“ – Kurzbeschreibung der geförderten Projekte
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung – bauhaus@gropiusstadt
Das Bauhaus-Archiv stellt die städtebaulichen Konzepte der 60er-Jahre auf den Prüfstand und geht gemeinsam mit jungen Menschen der Frage nach, was die jungen Bewohner:innen der Großsiedlung Gropiusstadt heutzutage brauchen. Das Programm „bauhaus@gropiusstadt“ möchte Begegnungsräume und Formate schaffen, in denen die jungen Neuköllner:innen ihr Lebensumfeld aktiv gestalten können. Welche Anregungen kann das historische Bauhaus dafür geben? Mit einem Team aus Expert:innen und einer Vielzahl kreativer Angebote üben sich Kinder und Jugendliche im künstlerischen Ausdruck und entwickeln in einem ergebnisoffenen Prozess eigene Ideen zur Gestaltung ihrer Lebensräume.
Berliner Philharmoniker – Xberg & Du
Die Berliner Philharmoniker initiieren im Quartier Kreuzberg Nord das Projekt „Xberg & Du“, beim dem junge Menschen aus Kreuzberg ein Festival nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Gemeinsam mit lokalen Kooperationspartner:innen und Musiker:innen der Philharmoniker organisieren sie 2024 ein eintägiges Festival im SO36, das künstlerische Workshops, Live-Acts und Diskussionen umfasst. Von der Planung bis zur Durchführung sind die Teilnehmer:innen federführend und werden in allen Arbeitsphasen von Expert:innen unterstützt mit dem Ziel, das Festival bis 2025 zu einem zweitägigen Open-Air-Festival in Kreuzberg auszubauen.
Heimathafen Neukölln – Heimathafen Jam (AT)
Im Ballsaal des Heimathafen Neukölln entsteht der „Heimathafen Jam“ - eine öffentliche Eventreihe, die durch wöchentliche Workshops für Jugendliche begleitet wird. Unter der Discokugel des Saals können Jugendliche aus Neukölln-Nord ihre Fähigkeiten zeigen, neue künstlerische Ausdrücke entdecken, sich kreativ vernetzen und die Vielfalt der Jugendkulturen in Neukölln feiern. In wöchentlichen Freestyle-Tanzsessions legen junge DJs Hip-Hop, Funk und Afro Beats auf und bieten gleichzeitig interessierten Jugendlichen an DJing zu lernen, während Jugendliche in dynamischen Kreisen, den 'Cyphern', sich austauschen und trainieren können. Zusätzlich gibt es ergänzende Angebote wie Spoken Word, Poetry, Rap-Workshops und DJ-ing, um allen Jugendlichen eine Plattform zur künstlerischen Entfaltung zu bieten.
Konzerthaus Berlin – Create Together Extended
Das Konzerthaus Berlin präsentiert „Create Together Extended'“ eine partizipative Kulturinitiative, die jungen Menschen in Marzahn-Nord klassische Musik näherbringt. In Begleitung von Musiker:innen des Konzerthausorchesters Berlin und Künstler:innen entwickeln 30 Teilnehmer:innen ein musikalisches Werk, das in Aufführungen im Konzerthaus und als 'Kiezkonzert' in ihrer Nachbarschaft präsentiert wird. Ab März 2024 gestalten und organisieren sie ein eigenes Konzert im Rahmen des Festivals 'Aus den Fugen‘, das ihre kreativen Ideen und Inszenierungen zum Ausdruck bringt.
Literaturhaus Berlin - Kinder machen Comics! #hauptstadt(sache)lesen
Das Literaturhaus entwickelt eine Veranstaltungs- und Workshopreihe, die auf die Wünsche und Bedarfe der jungen Teilnehmenden in Reinickendorf zugeschnitten ist. Als zentrale Literaturform werden Comics und Graphic Novels eingesetzt, die besonders für junge Leser:innen, die mit klassischen Büchern weniger vertraut sind, einen ermutigenden Einstieg ins Lesen bieten. Neben der Möglichkeit die vielfältige Comic-und Graphic-Novel-Szene Berlins durch das Lesen kennenzulernen, könnend die Teilnehmenden auch mit Unterstützung von Künstler:innen eigene Comics gestalten. Unterstützt von Comicschaffenden und Verlagen aus Berlin, soll so das eigenständige Lesen gefördert und die Freude am Lesen und eigenen Erzählen geweckt werden.
Sasha Waltz & Guests – Move your Kiez – Spandau (AT)
Ausgehend vom Spandauer Stadtteil Wilhelmstadt wird die Compagnie Sasha Waltz & Guests mit „Move your Kiez - Spandau“ (AT) vielseitige partizipative und regelmäßige Tanz- und Musikangebote in der Nachbarschaft entwickeln. Durch das Medium Tanz wird den jungen Teilnehmenden ein künstlerisches Mittel an die Hand gegeben, mit dem sie eigene Ausdrucksmöglichkeiten erproben, ihre Kreativität entfalten und mit Unterstützung der Expertise der Compagnie eine eigene Produktion entwickeln und realisieren können. Im Austausch mit den Tänzer:innen und dem Team von Sasha Waltz & Guests und in enger Zusammenarbeit mit dem bestehenden Netzwerk lokaler Akteur:innen und Künstler:innen der freien Szene wird ein kostenfreies und nachhaltiges Tanzangebot geschaffen, das für alle im Kiez zugänglich sein soll.
Schaubühne Berlin – Theaterlabor Saalmannstraße/ BerlinOstWest
Mit dem 35. Jahrestag des Mauerfalls als thematischen Ausgangspunkt, startet die Schaubühne Berlin mit Jugendlichen aus dem Reinickendorfer Quartier „Auguste-Viktoria-Allee“ ein Theaterprojekt, das die Bedeutung von Ost-West-Deutschland für die junge Generation erforscht. Das im Quartier gelegene Probenzentrum der Schaubühne wird zum Theaterlabor, dessen Ergebnisse im Mai 2025 als Inszenierung im Studio der Schaubühne präsentiert werden. Mit dem Vorhaben wird eine nachhaltige Etablierung des Probenzentrums der Schaubühne als nachbarschaftliches Angebot für kulturelle Bildung angestrebt.
Schwules Museum – Queer Outreach
Das Schwule Museum entwickelt das Programm 'Queer Outreach', das Jugendlichen eine sichere Plattform bietet, um sich mit Queerness, sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auseinanderzusetzen. Anhand von Workshops, Jugend-AGs und einen Jugendbeirat fördert „Queer Outreach“ den intergenerationellen Austausch zu queerem Wissen und Geschichte und erweitert die eigenen Zugänge für junge Menschen zum Museum. Durch strategische Partnerschaften und intensive Vernetzung mit anderen Jugendprojekten und Kulturinstitutionen wird eine umfassende Reichweite in der Stadt angestrebt.
Theater an der Parkaue – Real Talk Show (AT)
Das Theater an der Parkaue entwickelt mit Jugendlichen im Rahmen der „Real-Talk-Show“ (AT) ein eigenes Talkshowformat, das durch die Großsiedlungsquartiere in Hellersdorf-Nord tourt. Aus der Perspektive junger Menschen legt die Show den Finger in die Wunden aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, öffnet demokratische Streiträume und positioniert sich klar gegen Rechts – mit einem Mix aus jungen künstlerischen Beiträgen, Gastauftritten und offenen Diskussionsformaten im öffentlichen Raum sowie in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Akteur:innen der Jugendkultur- und Jugendsozialarbeit.
Volksbühne Berlin – 44Vision (AT)
Die Volksbühne entwickelt mit Jugendlichen aus Neukölln-Nord einen Community-Fernsehsender, der die Selbstpräsentation und künstlerische Ausdrucksformen junger Menschen in den Mittelpunkt rückt. Durch eigene Produktionen können Jugendliche ihre Geschichten erzählen und ihre vielfältigen Identitäten durch das Medium Fernsehen zum Ausdruck bringen. Monatliche Screenings in der Volksbühnen-Kantine und im Wolf Kino bieten eine Plattform, um junge Stimmen sichtbar zu machen und deren kreative Beiträge einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Jury
Der Jury gehörten an:
Bahar Meric, Prof. Dr. Mona Jas, Claudia Hummel & Simon Harder (eine gemeinsame Stimme), Aidah Mearajdin, Cassius de Caifaz, Dr. Sabine Kroner & Tran Thu Trang (eine gemeinsame Stimme), Babak Dehkordy (SenKultGZ), Dr. Katharina Schmidt (SenKultGZ), Simon Salzmann (SenKultGZ)
Die Umsetzung der Jugendkulturinitiative wird mit einem Rahmenprogramm unterstützt von Berlin Mondiale. Um eine Wissensgrundlage für die Weiterentwicklung des Förderprogramms zu schaffen, wird das Förderprogramm vom Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) begleitend beforscht.
Staatssekretärin Sarah Wedl-Wilson dankt der Jury für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit und wünscht allen Beteiligten viel Erfolg bei der Umsetzung.
Weitere Informationen zum Konzept der Jugendkulturinitiative finden Sie unter folgendem Link: https://www.berlin.de/sen/kultgz/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1368085.php