Die Zahl der deutschen Kulturorchester ist weiter auf nur noch 132 gesunken. Dies teilte die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) auf ihrer heutigen Jahres-Pressekonferenz in Berlin mit. Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung vor genau 20 Jahren wurden noch 168 öffentlich finanzierte, regelmäßig spielende Orchester gezählt. 36 Kulturorchester sind faktisch von der Landkarte verschwunden. Im selben Zeitraum sank die Zahl der ausgewiesenen Musikerplanstellen in den Orchestern bundesweit von 12.159 auf aktuell 9.844. Dies entspricht einem Abbau von rund 19 Prozent.

„Betrachtet man nicht nur die in den Haushaltsplänen formal ausgewiesenen Planstellen, sondern die tatsächlich besetzten, wird die Brisanz noch viel deutlicher“, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „In den Jahren 2008 und 2010 waren von den ausgewiesenen Planstellen jeweils rund 500 tatsächlich nicht besetzt, heute sind es bereits über 700. Die Schere ist in sehr kurzer Zeit deutlich größer geworden. Dieser schleichende Abbau ist dramatisch, weil öffentlich kaum wahrnehmbar“, warnt Mertens.

„Besonders die steigende Zahl nicht besetzter Stellen zeigt, wie sich die Situation bei einigen Orchestern immer weiter zuspitzt“, meint Mertens weiter. „2019 läuft der Solidarpakt II in den neuen Bundesländern aus, ab 2020 greift in allen Bundesländern die Schuldenbremse, aktuell laufen vielerorts kommunale Entschuldungsmaßnahmen, die die Kulturfinanzierung unter zusätzlichen Druck setzen. Daher sparen auch immer mehr Orchester verstärkt am Personaletat, insbesondere durch die Nicht-Besetzung freier Stellen. Wir haben es hier mit einem schleichenden Abbauvorgang zu tun, der zu einer immer weiteren Verkleinerung vieler Orchester und damit auf Dauer zu einer erheblichen Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit und der Zukunftsaussichten für junge Musikerinnen und Musiker führt“, so Mertens abschließend.

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