Mit einem festlichen Preisträgerkonzert ging Samstag im Großen Saal des Gewandhauses der XV. Internationale Bach-Wettbewerb zu Ende.
Insgesamt 109 junge Musiker aus 28 Ländern und fünf Kontinenten wetteiferten in den Fächern Klavier, Cembalo und Violine/Barockvioline um den begehrten Titel "Bach-Preisträger". 27 international renommierte Künstler und Professoren waren als Juroren tätig.
Im Fach Cembalo gewann der erst 21jährige Italiener Corti, Francesco vor dem Finnen Ilpo Laspas und dem Franzosen François Guerrier.
Bei den Pianisten gewann Irina Zahharenkova aus Estland den ersten Preis vor Varvara Nepomnyashchaya (Russland) und der drittplatzierten Elena Vorotko (ebenfalls Russland).
Der erste Preis im Fach Violine/Barockvioline ging an Elfa Rún Kristinsdóttir aus Island. Den zweiten Preis erhielt die Japanerin Mayumi Hirasaki. Den dritten Platz belegt der russische Barockgeiger Dmitry Sinkovsky.

Preise für Teilnehmer

Die Gewinner erhalten Preisgelder in Höhe von insgesamt 67.500 Euro.
1. Preis 10.000 EUR
2. Preis 7.500 EUR
3. Preis 5.000 EUR
Die Preisträger sind berechtigt, den Titel "Bachpreisträger" zu führen.
Der 2. Preis im Fach Cembalo wurde von Bärenreiter Musikverlag gestiftet.
Der 2. Preis im Fach Gesang wurde von C. F. Peters Musikverlag gestiftet.
Die 3. Preise in allen Fächern wurden von der Sparkasse Leipzig gestiftet.

Sonderpreise

Erstmals trat die Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzigs als Förderer in Erscheinung. Sie stiftete die Publikumspreise in Höhe von 1.000 EUR pro Fach. Sie gehen an Irina Zahharenkova (Klavier), Elfa Rún Kristinsdóttir (Violine) und Ilpo Laspas (Cembalo).
Die Commerzbank Stiftung zeichnete als jüngsten Finalisten die 21jährige Elfa Rún Kristinsdóttir aus und vergab als Sonderpreis ein Konzert zum Bachfest 2007.
Darüber hinaus winken den Preisträger Konzertengagements verschiedener Veranstalter, darunter die Händelfestspiele Halle, die Bachwoche Köthen, das Bachhaus Eisenach, das Bachfest Leipzig 2007 sowie das Bach-Archiv Leipzig

Weltneuheit: Klavier und Cembalo gleich berechtigt, gemeinsame Jury für Violine

Erstmals wurde der Wettbewerb parallel für Klavier und Cembalo ausgetragen.
Und das mit teilweise gleichem Pflichtprogramm. Damit öffnete sich der Wettbewerb internationalen Tendenzen und Bestrebungen, die historisches und modernes Instrumentarium zunehmend gleich berechtigt ins Konzertleben integrieren. Wichtigstes Kriterium einer Interpretation sind nicht länger Äußerlichkeiten wie das verwendete Instrument, sondern vielmehr die künstlerische Qualität sowie die technische Perfektion und individuelle Reife. Für die Violinisten galt die bereits im Jahre 2002 getroffene Festlegung, wonach der Teilnehmer frei wählen kann zwischen moderner oder barocker Violine. Alle Vorspiele fanden mit gleichem Programm vor einer einzigen Jury statt.

Geschichte des Bach-Wettbewerbs

Der erste Leipziger Bach-Wettbewerb fand im Frühsommer 1950 statt und war Teil der Feierlichkeiten anlässlich des 200. Todestages Johann Sebastian Bachs. Er wurde vom Deutschen Bach-Ausschuss zunächst als ein einmaliges Ereignis konzipiert und in den Fächern Klavier, Orgel, Gesang, Violine und Cembalo veranstaltet. Berühmte Musiker, unter ihnen Dmitri Schostakowitsch, waren als Juroren eingeladen worden. Zu den Preisträgern gehörten viele junge Künstler, die später international bekannt wurden; darunter die Pianisten Tatjana Nikolajewa und Jörg Demus, die Organisten Karl Richter und Diethard Hellmann und die Geiger Igor Besrodny und Michail Waiman.
Der Gedanke, einen zyklisch wiederkehrenden Wettbewerb zu etablieren, reifte trotz des überraschenden Erfolges von 1950 erst in den sechziger Jahren heran. Infolgedessen fand der zweite Bach-Wettbewerb, veranstaltet vom Bach-Komitee der DDR - 1964 statt.

Der "Internationale Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb" ist seit 1965 Mitglied der World Federation of international music competitions (Genf). Dem 1957 ins Leben gerufenen Dachverband gehören heute weltweit etwa einhundert Musikwettbewerbe an. Auf den jährlichen Hauptversammlungen werden gemeinsame Probleme diskutiert wie zum Beispiel die Beurteilungskriterien für künstlerische Leistungen, Anzahl und Höhe der Preisgelder und organisatorische Fragen. Die internationale Zusammenarbeit zielt u.a. auch auf die über den Wettbewerb hinausgehende Förderung von Preisträgern.
Bis 1996 folgte aller vier Jahre eine neue Ausgabe der Leipziger Konkurrenz, wobei sowohl die Anzahl der vergebenen Preise als auch die Bewertungskategorien (ab 1972 im Fach Gesang Einzelwertung Männerstimmen und Frauenstimmen) sich veränderten. Ab 1984 fand der Wettbewerb in der Regie der "Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten Johann Sebastian Bach der DDR" statt. Nach der politischen Wende von 1989 wurde er dem Bach-Archiv Leipzig angegliedert. 1998 entschied sich das Management für den Zweijahresturnus bei gleichzeitiger Reduzierung der Fächerzahl von zuvor vier oder fünf auf drei. Im Bach-Jahr 2000 fand der Wettbewerb ausnahmsweise nur in den Fächern Orgel und Cembalo statt.

Anfang 1998 wurde das Bach-Archiv, bislang Einrichtung der Stadt Leipzig, in eine Stiftung bürgerlichen Rechts überführt. Daraus ergab sich eine veränderte Finanzierung des Wettbewerbs. An ihr beteiligt sind nun die Stadt Leipzig, der Freistaat Sachsen, die Bundesrepublik sowie Sponsoren.
Präsident des Wettbewerbs ist der international renommierte Pianist, Cembalist und Harvard-Professor Robert D. Levin. Sabine Martin ist Generalsekretärin und Leiterin des Bereichs Veranstaltungen im Bach-Archiv.
Schirmherr des Wettbewerbs ist der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Prof. Georg Milbradt.

Wiederholt haben Preisträger des Wettbewerbs national und international auf sich aufmerksam gemacht. In jüngster Zeit waren dies die Pianisten Ragna Schirmer und Martin Stadtfeld, die mit Einspielungen von Bachs Goldberg-Variationen für Aufhören sorgten. Darüber hinaus Ophelie Gaillard, die einen internationalen Plattenpreis für ihre Einspielung aller sechs Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach erhielt. Einem größeren Publikum bekannt wurden in den letzten Jahren auch die Organisten Martin Rost und Johannes Unger sowie die Sänger Jan Kobow, Letizia Scherrer und Andreas Post.