Mit einem bewegenden Konzert in Leipzigs Thomaskirche ging am Dienstagabend der XIV. Internationale Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb zu Ende. Zehn Tage lang wetteiferten 112 Teilnehmer aus 28 Ländern in den Fächern Orgel, Gesang, Violoncello/Barockvioloncello um den Titel "Bach-Preisträger".
Alle neun Preisträger (1. bis 3. Preis in jedem Fach) gaben im Abschlusskonzert eine künstlerisch reife und beeindruckende Kostprobe ihres Könnens mit Werken aus dem Wettbewerbsprogramm. Dazu der Präsident des Wettbewerbes, Prof. Dr. Robert Levin (Harvard University, USA): "Dieser Jahrgang war der beste seit langem und die Juroren sind stolz darauf, das sich so viele hervorragende Nachwuchskünstler aus aller Welt in Leipzig trafen. Das zeigt doch, dass die Musik Johann Sebastian Bachs auf der ganzen Welt eine Schlüsselrolle im Kulturleben spielt und wir verbeugen uns vor den jungen Musikern, die diese Kultur in dieser Qualität hochhalten und weiterführen."
Das vom Mitteldeutschen Rundfunk aufgezeichnete Konzert wird demnächst auf CD erscheinen.
Gewinner im Fach Gesang ist der 30jährige Tenor Julius Pfeifer aus Stuttgart. Ebenfalls aus Stuttgart stammt der Preisträger im Fach Orgel (Jörg Halubek, 26 Jahre). Im Fach Violoncello setzte sich der Franzose Olivier Marron durch. Als jüngster Finalist (23 Jahre) erhielt der Student aus Lyon außerdem einen Sonderpreis.
Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 54.000 EUR vergeben, darüber hinaus Sonderpreise und Konzertengagements, darunter ein Konzert zum Bachfest Leipzig 2005.
Erstmals und als weltweit einzigartiges Experiment wurde der Wettbewerb parallel für modernes und historisches Violoncello ausgetragen. Und das mit gleichem Pflichtprogramm einer einzigen Jury für beide Arten des Violoncellospiels. Damit öffnete sich der Wettbewerb internationalen Tendenzen und Bestrebungen, die historisches und modernes Instrumentarium zunehmend gleich berechtigt ins Konzertleben integrieren.
Nach mehr als 250 Jahren wurde das Konzert für Violoncello und Orchester B-Dur, Wq 171 von Carl Philipp Emanuel Bach (Pflichtstück im Finale) wieder aufgeführt:
Dr. Ulrich Leisinger vom Bach-Archiv hatte eigens für den Wettbewerb eine neue Ausgabe ediert, die demnächst auch bei Breitkopf und Härtel erscheinen wird.
Im Fach Gesang wurden folgende Preise vergeben:
1. Preis: Julius Pfeifer (Deutschland), Tenor
2. Preis: Trine Wilsberg Lund (Norwegen), Sopran
3. Preis: Markus Flaig (Deutschland), Bassbariton
4. Platz/Diplom: Susanne Langner (Deutschland), Mezzosopran
5. Platz/Diplom: Martin Berner (Deutschland), Bariton
6. Platz/Diplom: Christina Landshamer (Deutschland), Sopran
Im Fach Violoncello (Vc)/Barockvioloncello (BVc) wurden folgende Preise vergeben:
1. Preis: Olivier Marron (Frankreich), Vc
2. Preis: Adam Mital (Schweiz), Vc
3. Preis: Richard Harwood (Großbritannien), Vc
4. Platz/Diplom: Benoit Grenet (Frankreich), Vc
5. Platz/Diplom: Clare Tunney (Australien), BVc
6. Platz/Diplom: Igor Bobowitsch (Ukraine), Vc
Im Fach Orgel wurden folgende Preise vergeben:
1. Preis: Jörg Halubek (Deutschland)
2. Preis: Elke Eckerstorfer (Österreich)
3. Preis: Frédéric Champion (Frankreich)
4. Platz/Diplom: Roman Laub (Deutschland)
5. Platz/Diplom: Rudolf Peter (Deutschland)
6. Platz/Diplom: In-Sun Kang (Südkorea)
Kurzbiografien der Preisträger
Champion, Frédéric
Orgel, Frankreich, 27 Jahre
Studium an den Conservatoires National Supérieur de Musique et de Danse in Lyon bei Louis Robilliard und in Paris bei Michel Bouvard und am Centre d’Études Supérieures de Musique et de Danse de Toulouse bei Jan Willem Jansen; Konzerttätigkeit; 1. Preis beim Internationalen Orgelwettbewerb Gottfried Silbermann in Freiberg, 2. Preis beim Internationalen Orgelwettbewerb Johann Sebastian Bach der Musikhochschule Luzern; Lehrer für Orgel, Klavier und Cembalo an der Musikschule Villefranche-sur-S_one.
Eckerstorfer, Elke
Orgel, Österreich, 29 Jahre
Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Rudolf Scholz und am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris bei Michel Bouvard und Olivier Latry; rege internationale Konzerttätigkeit; 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb für junge Organisten in Aigen-Schlägl, Stipendiatin der Dr. Josef und Lina Thyll-Dürr Stiftung.
Flaig, Markus
Bassbariton, Deutschland, 32 Jahre
Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau bei Beata Heuer-Christen und Gerd Heinz und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Berthold Possemeyer; Konzerte vor allem im oratorischen Bereich in Europa, Japan und Korea; regelmäßige Liederabende im In- und Ausland; Rundfunk- und Fernsehproduktionen und zahlreiche CD-Aufnahmen.
Halubek, Jörg
Orgel, Deutschland, 26 Jahre
Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Jon Laukvik, an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau bei Robert Hill und an der Schola Cantorum Basiliensis bei Andrea Marcon und Jesper Christensen; Teilnahme an Meisterkursen; rege Konzerttätigkeit in Deutschland und England; Rundfunk- und CD- Aufnahmen.
Harwood, Richard
Violoncello / Barockvioloncello, Großbritannien, 24 Jahre
Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Heinrich Schiff und am Royal Northern College of Music Manchester bei Ralph Kirshbaum; Teilnahme an Meisterkursen; rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland; internationale Wettbewerbspreise; Rundfunk- und CD-Aufnahmen.
Lund, Trine Wilsberg
Sopran, Norwegen, 24 Jahre
Studium an der Staatlichen Akademie für Musik Norwegens in Oslo bei Barbro
Marklund und Håkan Hagegaard und an der Hochschule für Musik in Köln bei
Barbara Schlick; Teilnahme an Meisterklassen; Rundfunk- und CD-Aufnahmen; 1.
Preis beim Queen Sonja International Music Competition in Oslo; rege
Konzerttätigkeit, auch bei Festivals und im Bereich der Oper.
Marron, Olivier
Violoncello, Frankreich, 23 Jahre
Studium am Conservatoire National de Région de Marseille bei Odile
Gabrielli, am Conservatoire National Supérieure de Musique et de Danse de
Lyon bei Jean Deplace und an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen
bei Prof. Jean-Guihen Queyras; Teilnahme an Meisterkursen.
Mital, Adam
Violoncello, Schweiz, 24 Jahre
Studium an der Musik-Akademie der Stadt Basel bei Reinhard Latzko und Gérard
Wyss und an der Liszt Academy of Music in Budapest bei Miklòs Perenyi und
am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse Paris bei
Philippe Muller; Teilnahme an Meisterkursen; rege Konzerttätigkeit im In-
und Ausland; Internationale Wettbewerbspreise.
Pfeifer, Julius
Tenor, Deutschland, 30 Jahre
Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Stuttgart bei Gisela Krenkel und Dieter Kurz; Stipendiat des Internationalen
Richard-Wagner-Verbandes; rege Konzerttätigkeit als Oratorien- und
Liedsänger; CD- und Rundfunkaufnahmen.
Sonderpreise
Den Bärenreiter Urtext-Preis für den Bezug von Noten aus dem
Bärenreiter-Verlag in Höhe von 500 EUR erhalten Christina Landshamer
(Deutschland, Gesang), . Clare Tunney (Australien, Barockvioloncello) und
In-Sun Kang (Südkorea, Orgel)
Den Sonderpreis der Commerzbank Stiftung in Höhe von 3000 EUR für den
jüngsten Finalisten verbunden mit einem Konzert zum Bachfest 2005 geht an
Olivier Marron.
Der Publikumspreis (je 1.000 EUR) erhalten Susanne Langner (Deutschland,
Mezzosopran), Elke Echerstorfer (Österreich, Orgel) und Olivier Marron
(Frankreich, Violoncello).
Den Sonderpreis des Leipziger Barockorchesters erhält Susanne Langner
(Deutschland, Mezzosopran).
Absätze
Quelle
http://www.bach-leipzig.de