Wolfgang Niedecken wird in diesem Jahr mit dem Deutschen Musikpreis ECHO für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. (BVMI), ehrt den Kölner Musiker als einen außergewöhnlich vielfältigen Künstler, der als Texter, Komponist, Sänger, Gitarrist und Produzent, aber auch als Maler, Grafiker, politischer Aktivist und Persönlichkeit stets glaubwürdig und authentisch seine Positionen vertritt und dessen sich kontinuierlich weiter entwickelndes Werk eine ungeheure Schaffenskraft widerspiegelt. Wolfgang Niedecken wird den ECHO am 22. März im Rahmen der großen Awardshow in der Messe Berlin persönlich entgegennehmen. Das Erste strahlt die von der Werner Kimmig GmbH produzierte Verleihung mit den Gastgeberinnen Ina Müller und Barbara Schöneberger um 20:15 Uhr live aus.
„Kaum ein deutscher Rockmusiker hat seine eigene Geschichte in seinen Songs über mehr als drei Jahrzehnte so persönlich und so erfolgreich erzählt wie Wolfgang Niedecken“, so BVMI-Geschäftsführer Dr. Florian Drücke. „Er spricht vielen Menschen in Deutschland aus der Seele. Kölsch ist seine Sprache, die Stadt Köln eine seiner zentralen Inspirationsquellen – und diese Bodenständigkeit gibt ihm die kreative Kraft, weit über den Tellerrand zu schauen und als Künstler immer wieder neue musikalische Welten für sich und sein Publikum zu erschließen. Wolfgang Niedecken gehört ohne Zweifel zu den prägenden und kreativsten Köpfen der deutschen Rockgeschichte.“
Wolfgang Niedecken und BAP gingen im Sommer 2011 auf eine ausgedehnte Open-Air-Tournee, auf der die Band einen höchst eindrucksvollen Überblick über ihre mittlerweile 35-jährige Geschichte gab. Das gilt auch für die im November veröffentlichte CD-/DVD-Box „BAP Live Volles Programm“, die u.a. Live-Aufnahmen von dieser Tour sowie Songs aus der viel beachteten Zusammenarbeit Wolfgang Niedeckens mit der WDR Big Band Köln enthält. Begonnen hat diese Bandgeschichte 1976 in der Kölner Südstadt. Mit dem 1979 erschienenen Album „BAP rockt andere kölsche Leeder“ gelang Niedecken und Co. der überzeugende Auftakt zu einer der beeindruckendsten Karrieren in der Geschichte der deutschen Rockmusik. Schon auf diesem Debüt überzeugen BAP nicht nur durch Niedeckens poetisch-kraftvolle Texte, sondern auch durch eine ungeheure musikalische Bandbreite: Bis heute reicht die Palette der Band von erdigem Rock’n’Roll und feinfühligem Folk bis hin zu Jazz, Reggae und Pop.
Dass eine Band, deren Texte ausschließlich im kölnischen Dialekt gesungen werden, überregionale Bedeutung erlangen würde, war für viele damals kaum vorstellbar. Aber BAP sollte genau das gelingen. Spätestens seit dem Nummer-1-Album „Für usszeschnigge!“ von 1981, auf dem auch der Klassiker „Verdamp lang her“ zu hören ist, gehört die Formation um Frontmann Wolfgang Niedecken zu den ganz Großen im deutschsprachigen Markt. Von den insgesamt 23 Alben und Compilations erreichten 19 die Top 10, darunter zehn Nummer-1-Platzierungen. Wolfgang Niedecken veröffentlichte zudem zwei Alben als Solist sowie eins mit der WDR Big Band Köln. Mit BAP und solo geht er auf ausgedehnte Tourneen durch die deutschsprachigen Länder. Hinzu kamen bislang Konzerte in Holland, Belgien, Dänemark, China, Nicaragua, Russland und Mosambik.
Bei allem Erfolg hat Wolfgang Niedecken nie seine Glaubwürdigkeit verloren. Zu seinen diversen musikalischen Projekten gehören auch sein vielfältiges politisches und gesellschaftliches Engagement. Und das geht weit über Songs wie „Stell dir vüür“, „Kristallnaach“, „Widderlich“ oder „Noh Gulu“ hinaus, in denen er zu gesellschaftspolitischen Themen entschieden Stellung bezieht. Gemeinsam mit seinen Kollegen von BAP engagierte er sich beispielsweise in der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung der 80er Jahre. So spielte BAP bei der Großdemonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss am 10. Juni 1982 auf den Bonner Rheinwiesen vor 100.000 Menschen. 1986 folgte ein Auftritt beim legendären „Anti-WAAhnsinns-Festival“ im bayerischen Burglengenfeld mit über 100.000 Zuschauern. 1992 gehörte Wolfgang Niedecken zu den Initiatoren von „Arsch huh, Zäng ussenander“, einer Kampagne Kölner Künstler gegen Rassismus und Fremdenhass, wofür er 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Seit 2004 engagiert er sich als Sonderbotschafter der Hilfsaktion „Gemeinsam für Afrika“. Darüber hinaus gehört Wolfgang Niedecken zu den Gründern von „Rebound“, einem Kinderschutzprojekt, das sich in Uganda und im Ostkongo für die Resozialisierung ehemaliger Kindersoldaten einsetzt. Im vergangenen Sommer startete die Bundesliga-Stiftung, in deren Kuratorium Niedecken Mitglied ist, die Kampagne „Integration. Gelingt spielend“; hier wirkte er als Sprecher mit.
Wolfgang Niedecken ist nicht nur einer der profiliertesten Musiker Deutschlands, sondern tritt auch immer wieder als bildender Künstler in Erscheinung. So zeigte beispielsweise die Bonner Bundeskunsthalle 2004 einen Querschnitt durch sein Schaffen. Auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst verfügt Niedecken, der zwischen 1970 und 1974 an den Kölner Werkschulen und an der FH Köln freie Malerei studierte, über eine enorme Bandbreite, die von fotorealistischer Malerei bis hin zu Konzeptkunst reicht. Die Verbindung von Kunst und Musik manifestiert sich bei ihm in der Gestaltung seiner Cover; auch auf diesem Gebiet hat er immer wieder Maßstäbe gesetzt.
Im Laufe seiner Karriere arbeitete Wolfgang Niedecken mit zahlreichen Künstlern zusammen, darunter Kölner Musiker wie die Bläck Fööss und Jürgen Zeltinger aber auch Größen wie Sheryl Crow, Ray Davis und Bruce Springsteen, mit dem ihn heute eine Freundschaft verbindet. Hinzu kommen Auftritte und Kooperationen mit so unterschiedlichen Künstlern wie Die Toten Hosen, Paul Kuhn, H-Blockx oder der WDR Big Band Köln.
Zu seinem 60. Geburtstag im vergangenen Jahr erschien die Autobiografie „Für ’ne Moment“, in der er ausführlich Auskunft über sein Leben und seine Arbeit als Musiker und Künstler gibt. Nach einer USA-Reise und kurz vor dem Start einer BAP-Tournee erlitt er im November 2011 einen Schlaganfall, von dem er sich gut erholt hat, so dass die ursprünglich für November geplante Tour nun im Mai stattfinden wird.
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Quelle
http://www.musikindustrie.de