Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar verleiht eine Ehrendoktorwürde (honoris causa) im Fach Musikwissenschaft: Die von der Fakultät III der Hochschule vergebene Promotionsurkunde empfängt der international renommierte Musikforscher Dr. Rainer E. Lotz. Sie wird am Freitag, 2. Oktober um 17:00 Uhr im Festsaal Fürstenhaus im Rahmen einer Feierstunde durch Hochschulpräsident Prof. Dr. Christoph Stölzl und den Dekan der Fakultät III, Prof. Jörn Arnecke, überreicht. Die Laudatio hält der Leiter des Jazzinstitut Darmstadt, Dr. Wolfram Knauer.
Die Veranstaltung ist öffentlich, allerdings coronabedingt mit einer begrenzten Teilnehmerzahl. Eine Voranmeldung unter christina.doerfling@hfm-weimar.de ist notwendig. Die Feier findet im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung "Musikobjektgeschichten. Populäre Musik und Materialität“ statt (1./2.10.2020, Festsaal des Goethe-Nationalmuseums, https://musikobjektgeschichten.hfm-weimar.de/).
Mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Rainer E. Lotz würdigt die Weimarer Musikhochschulen dessen, so wörtlich "(...) außergewöhnlichen Verdienste für ein tiefgreifendes Verständnis der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Europa und der Welt, insbesondere hinsichtlich der Geschichte des Mediums Schallplatte, der Tanz- und Unterhaltungsmusik, des Jazz und der jüdischen Musik in Deutschland sowie der Geschichte von afrikanischer und afroamerikanischer Musik im kolonialen Europa.“ (Zitat aus der Promotionsurkunde)
Zugleich stärkt die Hochschule mit der Verleihung erneut ihr Profil einer zukunftsorientierten Musikuniversität, die sich auf engagierte Weise auch den transkulturellen, medial vermittelten und populärkulturell geprägten Musikphänomenen des 20. und 21. Jahrhunderts widmet.
Dr. rer. pol. Rainer E. Lotz, geboren 1937 in Hamburg, ist promovierter Politologe und Wirtschaftswissenschaftler und arbeitete bis zu seiner Pensionierung in der Entwicklungshilfe für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit den 1970er Jahren erforscht Rainer Lotz die deutsche und transnationale Musikgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gilt seit langem als einer der weltweit führenden Experten des Grammophon- oder Schellack-Zeitalters (ca. 1890-1960).
"Seine Hauptverdienste“, so Prof. Dr. Martin Pfleiderer vom Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena, "liegen in der umfassenden wissenschaftlichen Dokumentation, Erschließung und historischen Kontextualisierung von Grammophon-Aufnahmen aus den Bereichen Unterhaltungsmusik, Jazz, jüdische Musik und Musikethnologie in einer mehrbändigen ‚Deutschen National-Discographie‘ (24 Bände) sowie in der umfassenden Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Schallplattenindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in dem fünfbändigen ‚Bilderlexikon der deutschen Schellackplatten‘.“
"Zudem hat er zahlreiche Zeitzeugeninterviews mit Jazz- und Unterhaltungsmusikern, die in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland aktiv waren, durchgeführt und dadurch entscheidend daran mitgewirkt, diese Epoche der deutschen Musikgeschichte vor dem Vergessen zu bewahren“, so Prof. Pfleiderer weiter. Die von Rainer Lotz mit herausgegebene zweibändige Dokumentation "Black Europe. The sounds and images of black people in Europe pre-1927“ (mit 44 CDs) wurde 2015 für einen Grammy in der Kategorie "Best Historical Album“ nominiert.