Ursprünglich sollte Richard Wagners „Lohengrin“ in Dresden uraufgeführt werden, doch der steckbrieflich gesuchte Komponist musste 1849 aus der Stadt fliehen. Sein Freund Franz Liszt, Hofkapellmeister in Weimar, sprang ein: Vor 163 Jahren, am 28. August 1850, ging die romantische Oper im Hoftheater erstmals über die Bühne. Nur zwei Jahre später wurde die dreibändige Partitur in kleiner Auflage gedruckt: bis heute besitzt sie Seltenheitswert. Aus dem Nachlass von Theodor Hlouschek (1923–2011), der an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar unter anderem die Fächer Dirigieren und Komposition lehrte, gelangte eines der kostbaren Exemplare im Sommer 2011 in das Hochschularchiv / Thüringische Landesmusikarchiv. Der durch Schimmel und Tintenfraß verursachte schlechte Zustand der Partitur ließ eine genauere Untersuchung bislang nicht zu.

Nun, nach über 150 Jahren, kann die „Lohengrin“-Partitur endlich restauriert und am 6. September 2013 im Foyer des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT) der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auf Antrag der neuen Weimarer Musikwissenschaftsprofessorin Dr. Christiane Wiesenfeldt erklärten sich die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkassenstiftung Weimar-Weimarer Land bereit, die Restauration der Partitur mit insgesamt 4.800 Euro zu fördern und somit zu ermöglichen. Zudem unterstützte der Vorsitzende des Weimarer Wagner-Verbandes, Dr. Eberhard Lüdde, das Projekt mit einer Spende.

„Der eng mit Weimar und der Weimarer Musikgeschichte verbundene Band ist nur einer von unzähligen Schätzen, die das Thüringische Landesmusikarchiv beherbergt. Nach der Restaurierung, die durch eine engagierte Kooperation Thüringer Kulturträger und Wagner-Freunde überhaupt erst möglich wurde, kann er pünktlich zum Wagner-Jahr 2013 wieder unbesorgt neugierigen Blicken ausgesetzt sein“, so Christiane Wiesenfeldt, der zudem die Fachaufsicht über das von Dr. Christoph Meixner geleitete Archiv obliegt. Den Anlass für die feierliche Präsentation der Partitur bildet die „Lohengrin“-Premiere am 7. September im Deutschen Nationaltheater Weimar. Im Vorfeld wird als gemeinschaftliche Initiative des Instituts für Musikwissenschaft Weimar | Jena, des DNT und des Kunstfests pèlerinages Weimar am Freitag, 6. September 2013 von 11:00 bis 14:00 Uhr im Foyer des DNT eine Lohengrin-Diskussion mit dem Titel „Befragt“ veranstaltet. Hier treffen Forscher, Künstler und Essayisten in Weimar zusammen, um über dies mit Weimar eng verbundene Werk öffentlich zu diskutieren.

Neben Praktikern wie dem Komponisten Georg Nussbaumer, der die Lohengrin-Installation am Schießhaus entworfen hat, dem GMD und „Lohengrin“-Dirigenten Stefan Solyom sowie dem neuen Operndirektor und Dramaturgen des DNT, Hans-Georg Wegner, kommen renommierte Wissenschaftler zu Wort: Der Essayist Michael von Soden, der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Konrad (Universität Würzburg) und die Initiatorin des Symposions, Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt. Begleitet wird die Podiumsdiskussion von einer thematisch gebundenen Ausstellung aus den Beständen des Thüringischen Landesmusikarchivs zum „Lohengrin“, darunter die frisch restaurierte Partitur des Erstdrucks.

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