Durch die jüngsten Ereignisse um fatale Kopierschutzmassnahmen seitens der Musikindustrie und die erneute Diskussion um den von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries vorgelegten Referentenentwurf zum so genannten Zweiten Korb des Urheberrechts, sieht der deutsche Indieverband VUT sich veranlasst, sich deutlich von der Haltung der Musikindustrie zu distanzieren und startet daher die Kampagne ‚Respect The Music’.

Mit der Kampagne sollen drei Dinge deutlich gemacht werden:

  • DRM und Kopierschutz sind nicht die Lösung des Problems der Musikindustrie. So, wie diese Techniken bislang gestaltet werden, helfen sie eher, auch noch die letzten „ehrlichen“ Musikkäufer zu verprellen und in die Piraterie zu treiben.


  • Wir brauchen ein starkes Urheberrechtsgesetz, das die neuen digitalen Formen von Musikverbreitung und Konsum unterstützt und die
    Voraussetzungen für zeitgemäße Vergütungsmodelle schafft. Es muss faire Bedingungen für die kreative Branche schaffen und bedarf deshalb einer grundsätzlichen Überarbeitung.


  • Die strafrechtliche Verfolgung von P2P-Usern löst das Problem der Piraterie nicht und macht Fans zu Kriminellen.


Den Auftakt der Kampagne „Respect The Music“ bildet der Launch der Webseite http://www.respect-the-music.com, die kontinuierlich Informationen über die Haltung der Indies zu Themen wie Kopierschutz/DRM, neuen Verbreitungsformen von Musik und Urheberrecht bereithalten wird.

VUT- und Impala-Vorstand Horst Weidenmüller wurde als erste Reaktion zu dem Music Think Tank am 18.01. in London eingeladen. Dort soll die Kampagne vorgestellt werden und das Thema Kopierschutz und DRM mit Vertretern von IPFI und der Motion Picture Association besprochen werden. Bereits vor dem offiziellen Start hat sich die britische Beggars Group (XL, Mo’Wax, 4AD, Matador, Nation, Beggars Banquet und mehr) bereit erklärt, die Kampagne zu unterstützen.

Der Einsatz von Kopierschutzsystemen bestraft den ehrlichen Fan statt ihn zu belohnen, daher verzichten weltweit fast alle Indies auf einen Kopierschutz.

Am Montag, den 16. Januar 06, startet deshalb die erste Aktion unter www.respect-the-music.com: Das Logo „Copy Protection Free“, 2004 von !K7 entwickelt und seitdem eingestzt, kann dort heruntergeladen werden und von jedem Label, das sich mit „Respect The Music“ solidarisiert auf seinen Veröffentlichungen angebracht werden. Es wird höchste Zeit, dass Musikwirtschaft und Musikschaffende auf die fehlgeleitete Politik der Musikindustrie reagieren.

Das heißt nicht, dass sich die Labels mit dem illegalen Brennen oder kostenlosen Downloaden ihrer Produktionen einverstanden erklären. Ziel der Kampagne ist es, darüber aufzuklären, dass es für den Erhalt einer vielfältigen Musikkultur lebensnotwendig ist, dass man sie auch respektiert. Genau so, wie die meisten Labels und Musikschaffenden die Rechte ihrer Fans respektieren. Den meisten vom VUT vertretenen Plattenfirmen und Verlagen liegt es fern, Privatpersonen strafrechtlich genauso zu behandeln wie professionelle Raubkopierer. Hier unterstützen die VUT-Mitglieder eine gemässigte Vorgehensweise, wie sie von der Bundesjustizministerin vorgesehen ist.

Peter James, Vorsitzender des Vorstands VUT „Völlig klar - Europa braucht ein starkes Urheberrecht, um kommerzieller Musikpiraterie die Stirn bieten zu können. Ob, wie und wem gegenüber dieses Recht durchgesetzt wird, sollte jeder verantwortungsbewusst für sich entscheiden. Wir sollten uns auf die Zukunft konzentrieren und nicht Vergangenes konservieren.“

Horst Weidenmüller, !K7 "Das einzige was die Musikindustrie mit DRM und Kopierschutz bisher erreicht hat, ist, dass die Beziehung zu dem Konsumenten in die Brüche gegangen ist. Von dieser Beziehung lebt aber der Musikmarkt. Daher ist es wichtig, dass wir mit "Respect The Music" ein deutliches Signal schicken, dass wir nicht alle mit dieser Haltung konform gehen."

Fitz Braum, Four Music „Eins muss klar sein: Wenn ein Konsument Musik gekauft hat, soll er sie auch nutzen können – so oft er möchte, egal auf welchem Gerät und in welchem Format. Das wollen wir mit dieser Kampagne ein und für allemal klarstellen.“

Eva Kiltz, Geschäftsführung VUT „Die Kampagne resultiert aus unserer Überzeugung, dass Musikkonsumenten und Independent Labels an einem Strang ziehen – sie sind begeisterte Musikfans“.
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