Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat gestern im Bundeskanzleramt gemeinsam mit der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) das Projekt “Künste im Exil“ vorgestellt und zeitgleich die virtuelle Ausstellung im Netz (www.kuenste-im-exil.de) freigeschaltet.

Bernd Neumann betonte bei der Präsentation: „Über 8.000 Kulturschaffende – Bildende Künstler, Fotografen, Schriftsteller, Architekten, Theater- und Filmregisseure, Tänzer, Schauspieler und Musiker – emigrierten aus dem nationalsozialistischen Machtbereich. Sie hinterließen eine schmerzliche Lücke in der deutschen Kultur. Nach dem Ende des Krieges wurde das Schaffen von Künstlern und Literaten, die während des Nationalsozialismus verfolgt, verfemt, entrechtet und ins Exil getrieben worden waren, hierzulande verdrängt und sogar teilweise vergessen. Als besonders bittere Erfahrung muss gelten, dass diejenigen, die zurückkamen, oft nicht wieder Fuß fassen konnten und als Künstler ein zweites Mal heimatlos wurden. Dies weiter aufzuarbeiten, ist besonderes Anliegen der Bundesregierung.“

Bernd Neumann weiter: „Durch das Projekt ‚Künste im Exil‘ wird erstmalig die unschätzbar wertvolle Arbeit der zahlreichen Einrichtungen und Initiativen, die sich mit dem Thema Exil befassen, digital vernetzt und aus einer neuen Perspektive zugänglich gemacht. Schon die Unterschiedlichkeit der Kunstgattungen zeigt, wie schwer es sein würde, einen einzigen zentralen Ort für verfolgte Künste zu etablieren. Dennoch war es unser fester Wille, ein Zeichen für das Gedenken an exilierte Künstlerinnen und Künstler zu setzen. Die Bundesregierung leistet mit dem Projekt einen wesentlichen Schritt dazu, Leben und Werk exilierter Künstler und Intellektueller wieder stärker ins allgemeine Bewusstsein zu bringen.“

Staatsminister Bernd Neumann hat das Projekt “Künste im Exil“ im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. Aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers wurden für den Aufbau der Infrastruktur der virtuellen Ausstellung 745.000 Euro zur Verfügung gestellt. Weitere 2 Millionen Euro folgten für die Digitalisierung der Exponate.

Die verschiedenen Forschungseinrichtungen, Archive und Ausstellungshäuser in Deutschland, die sich mit dem Thema Exil auseinandersetzen, haben sich für das Projekt „Künste im Exil“ unter der Federführung der Deutschen Nationalbibliothek vernetzt, in enger Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, um diese Inhalte und Ergebnisse in einer virtuellen Ausstellung sichtbar zu machen. Dazu gehören unter anderem die Jüdischen Museen in Frankfurt, Berlin und München, die Stiftung Deutsche Kinemathek, das Bundesarchiv, die Akademie der Künste, die Gesellschaft für Exilforschung, die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur, das Zentrum der Verfolgten Künste im Kunstmuseum Solingen, die Österreichische Exilbibliothek in Wien sowie das Schweizerische Literaturarchiv. Zeitlich wird der Focus für “Künste im Exil“ zunächst auf die Zeit von 1933 bis 1945, aber dann auch auf die Emigration aus der ehemaligen DDR oder dem kommunistischen Osteuropa gerichtet. Zudem soll der Bogen zur Situation heutiger Exilkünstler gespannt werden, die in Deutschland eine Zuflucht gefunden haben.