Anlässlich der Veröffentlichung neuer Richtlinien für die Vergütung von Musik bei Spotify zum 1.1.2024, legt der VUT eine Analyse der Kernprobleme dieser Änderungen aus Sicht der unabhängigen Musikunternehmer*innen vor und zeigt Alternativen für ein transparentes und faires Streaming auf.
Noch im ausgehenden Jahr 2023 übten Künstler*innen, Labels, Aggregatoren, Branchenverbände und nicht zuletzt Abonnent*innen scharfe Kritik an den von Spotify angekündigten Änderungen – insbesondere einer neu eingeführten 1.000-Stream-Schwelle, nach der die Plattform keine Vergütung mehr für Tracks auszahlt, die nur wenig gestreamt werden. Als Interessenvertretung der kleinen und mittleren Unternehmer*innen der deutschen Musikwirtschaft, zu denen neben selbstvermarktenden Künstler*innen, Labels, Verlage, Vertriebe und Produzent*innen gehören, können wir diese Veränderungen und die Argumentation der Plattform nicht unwidersprochen stehen lassen.
Die Neuregelungen betreffen eine ganze Breite von Marktteilnehmer*innen, aber vornehmlich jene Rechteinhaber*innen von Tracks, die in 12 Monaten weniger als 1.000 Streams und/oder von weniger als 50 "unique users" erreicht haben. "Grundsätzlich übersieht die Fokussierung auf Einzeltracks, dass Künstler*innen in der Regel mehre Tracks auf den Streamingdiensten bereitstellen, z. B. auf einem Album", analysiert VUT-Vorstandsvorsitzende Dr. Birte Wiemann. "Zwar tragen sie mit ihrer Angebotsvielfalt weiterhin zur Attraktivität des Marktführers bei, erhalten für die Streams aber keine Vergütung mehr."
Der VUT sieht in den Neuregelungen eine ungerechtfertigte Umverteilung und ein weiteres Abrücken von einer transparenten Datenlage sowie dem Goldstandard der nutzungsbasierten Vergütung. Eine wirksame Bekämpfung von Streaming-Betrug durch die 1.000-Stream-Schwelle erschließt sich ebenso nicht, wie die Bezeichnung der Nichtvergütung als "Wohltat für Künstler*innen".
Dr. Birte Wiemann: "Die Nichtvergütung von wenig gestreamten Tracks ignoriert auch die Tatsache, dass alle Branchenteilnehmenden in einem gemeinsamen Boot sitzen: Ohne Veröffentlichungen der Newcomer*innen von heute – und diese fangen oft mit ein paar hundert Streams von Freund*innen und Familie an – keine millionenschweren Weltstars von morgen. Einer Demonetarisierung folgt eine Demotivierung. Wir sollten uns also fragen: Wie können wir als Branche insgesamt Anreize schaffen, sich künstlerisch auszuprobieren, neue Musik zu schaffen und das vielfältige Angebot von morgen zu erhalten?"