Zur Auftaktveranstaltung seines großen Bundeskongresses hat der Verband deutscher Musikschulen (VdM) am vergangenen Freitag seine „Mainzer Erklärung“ vorgestellt: „Die Schulzeitverdichtung darf musikalische Entfaltung nicht verhindern – Musikalische Bildung braucht Zeiten und Räume in der Schule!“

Musizierende Schülerinnen und Schüler dürfen nicht auf die Verliererstraße der Schulreform geraten, heißt es in dem Papier, das einstimmig von der Bundesversammlung des VdM verabschiedet wurde. Es geht um die Folgen der Ganztagsschule und der verkürzten Gymnasialzeit (G 8) auf die Musikschularbeit. Durch die Verdichtung des Regelunterrichts der allgemein bildenden Schulen bleibt für den Instrumental- oder Gesangsunterricht an den Musikschulen immer weniger Zeit. Gleichzeitig verengt sich die Raumkapazität, die allgemein bildende Schulen den Musikschulen zur Verfügung stellen können.

Die „Mainzer Erklärung“ betont den Stellenwert des Instrumental- und Vokalunterrichts als Teil der Allgemeinbildung, „in der die musikalische Bildung mit ihrem Eigenwert und mit ihren persönlichkeitsbildenden Eigenschaften einen festen Platz hat“. Geeignete Rahmenbedingungen für die musikalische Bildung – zum Beispiel in Form von flexiblen Zeitstrukturen und zeitlichen Freiräumen innerhalb des Schulunterrichts – müssen diesem Stellenwert Rechnung tragen.

Die Musikschulen stehen der Entwicklung von Kooperationsmodellen mit Kitas, Kindergärten und Schulen offen gegenüber und haben hier bereits Pionierarbeit geleistet. Dieses Aufeinanderzugehen darf aber nicht zu Lasten derjenigen Kinder und Jugendlichen gehen, die selbst Musik machen möchten. Weiterhin muss es allen Schülerinnen und Schülern möglich sein, am Unterricht sowie an den weiterführenden musikalischen Angeboten der Musikschulen teilzunehmen.

In seiner Rede zur Eröffnung des Musikschulkongresses betonte Ministerpräsident Kurt Beck die Bedeutung der musikalischen Bildung für die Erziehung junger Menschen. Beck nahm Stellung zur aktuellen Frage der Existenzbedrohung von Musikschulen durch die Kommunalaufsicht in Rheinland-Pfalz und sagte zu, dass in Rheinland-Pfalz auch in nicht ausgeglichenen kommunalen Haushalten die Kommunalaufsicht freiwillige Leistungen für die Musikschulen dulden werde.

Mit einer farbenfrohen musikalischen Abschlussveranstaltung ist der Kongress gestern in Mainz zu Ende gegangen. Über 1.500 Teilnehmer nutzten drei Tage lang das breit gefächerte Programm unter dem Motto „Musikschule – Bildung mit Zukunft!“. Zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen sowie Diskussionsforen und Plenumsvorträge zu aktuellen bildungspolitischen und musikpädagogischen Themen waren Teil des Kongressangebots. Unter anderem wurden die Themen „Veränderungsmanagement in Musikschulen“, „Musikschule im Social Web“ und die Aufgabe der Musikschulen in der kommunalen Bildungslandschaft beleuchtet.

Der Bundesvorsitzende des VdM, Winfried Richter, bilanzierte die dreitägige Veranstaltung: „Von diesem Musikschulkongress geht eine Aufbruchstimmung aus. Die Musikschulen und die Lehrkräfte wissen, dass sie sich in den nächsten Jahren auf erhebliche infrastrukturelle und fachliche Veränderungen einstellen müssen. Der Kongress hat gezeigt, dass sie dafür gut gerüstet sind.“

Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) ist der Fachverband der Träger von derzeit rund 950 öffentlichen gemeinnützigen Musikschulen. Unterstützt wurde der Kongress vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur sowie von der Landeshauptstadt Mainz und ihrem Congress Centrum. Das Land Rheinland-Pfalz war erstmals Austragungsland für den Kongress, der in enger Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Musikschulen in Rheinland-Pfalz veranstaltet wurde.