Die Hauptarbeitstagung des Verbands deutscher Musikschulen (VdM) ist am Freitag, 11. Mai 2012, unter dem Motto „Musikschule – Bildung mit Zukunft“ eröffnet worden. Über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, größtenteils Leiter von öffentlichen Musikschulen, sind nach Lübeck gekommen, um bildungspolitische und musikpädagogische Themen zu diskutieren.

Mit seiner These „PISA war gestern“ leitete Professor Rainer Dollase von der Universität Bielefeld seinen Eröffnungsvortrag ein, in dem er die Aussagekraft des internationalen Schulvergleichstests relativierte. PISA erlaube keine kausalen Rückschlüsse auf die Ursachen der teilweise großen Differenzen zwischen den Ländern, so Dollase. Eine weit höhere Aussagekraft über die Ursachen hätten experimentell angelegte internationale empirische Unterrichtsforschungen. Entscheidender Faktor für den Schulerfolg sei die Qualität der Lehrenden und die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Lehrenden und Schülern.

„Der Alleinvertretungsanspruch der allgemein bildenden Schule für das Thema Bildung muss aus entwicklungspsychologischen und empirischen Erkenntnissen heraus abgelehnt werden“, sagte Dollase und betonte: „Lernen und Bildung dauert ein Leben lang. Das, was im Individuum haften bleibt, hängt nur zu einem geringen Prozentsatz vom schulischen Unterricht ab, weshalb den informellen und nicht formalen Bildungsprozessen in der Gesellschaft, also auch den Musikschulen, eine besondere Bedeutung zukommt. Ein Umgebungswechsel ist dabei auf jeden Fall günstig. Auch an Zeugnissen müssten Musikschulen beteiligt werden.“

Die Bedeutung außerschulischer Bildungspartner wie der Musikschulen verdeutlicht auch das neue Programm „Kultur macht stark! Bündnisse für Bildung“ des Bundesbildungsministeriums. Der Erweiterte Bundesvorstand des VdM begrüßte in seiner heutigen Sitzung ausdrücklich das Programm, das mit Hilfe lokaler Bildungsbündnisse benachteiligten Kindern und Jugendlichen gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.

„Der Verband deutscher Musikschulen ist als Fach- und Trägerorganisation der über 920 öffentlichen Musikschulen, an denen über eine Million Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, ein wichtiger Partner bei diesem Programm“, sagt der Bundesvorsitzende des VdM, Winfried Richter. „Musikalische Bildung, fördert die Persönlichkeitsbildung, das Ausdrucksvermögen, die Wahrnehmungs- und Gestaltungskompetenz ebenso wie die Ausprägung von Verantwortungsbereitschaft, Toleranz und Gemeinschaftssinn“, so Richter.

In seinem Grußwort zur Eröffnung der Tagung erklärte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Senator Ties Rabe, dass die ganz besondere Bedeutung der öffentlichen Musikschulen weit über das hinausgehe, was Schulen leisten können. Es gelte die Ganztagsschule mit außerschulischen Angeboten wie der der öffentlichen Musikschulen zu verzahnen. „Sinnvolle und gute Angebote: Musik ist hier die erste Wahl. Es gilt diese Chance zu nutzen und gemeinsam diese Herausforderungen zu gestalten, um vielen Kindern und Jugendlichen neue Möglichkeiten aufzuzeigen“, betonte Rabe.