Vorschau auf die kommende Saison an der Bayerischen Staatsoper: Der junge tschechische Komponist Miroslav Srnka erarbeitet gemeinsam mit dem autralischen Schriftsteller Tom Holloway South Pole, eine Oper in englischer Sprache rund um die Entdeckung des Südpols. Uraufführung dieses Auftragswerks der Bayerischen Staatsoper ist am 31. Januar 2016. Einblicke in den Entstehungsprozess der Oper (sowie den historischen Begebenheiten rund um die Südpolexpedition 1910-1913) gibt ein eigens eingerichtetes Blog auf südpol.staatsoper.de.

Die Besetzung

Generalmusikdirektor Kirill Petrenko übernimmt die musikalische Leitung von South Pole und wird damit erstmals in seiner Karriere die Uraufführung einer abendfüllenden Oper dirigieren. Die beiden Entdecker Robert Falcon Scott und Roald Amundsen, die Anfang des 20. Jahrhunderts darum kämpften, der erste Mensch am Südpol zu sein, werden von Thomas Hampson (Amundsen) und Rolando Villazón (Scott) verkörpert. Des Weiteren singen u.a. Tara Erraught (Scott’s Frau Kathleen) und Mojca Erdmann („Landlady“, Amundsens Freundin). Die Inszenierung übernimmt Hans Neuenfels, der an der Bayerischen Staatsoper schon Giovanni Simone Mayrs Medea in Corinto und zuletzt Giacomo Puccinis Manon Lescaut inszeniert hat.

Die Handlung von „South Pole“

Die Handlung basiert auf den gleichzeitigen Südpolexpeditionen zweier konkurrierender Teams: des britischen um Robert Scott und des norwegischen um Roald Amundsen. Es ist eine Reise zweier Gruppen, die teils parallel ineinandergreifend, teils phasenverschoben dargestellt wird: eine Art „Doppeloper“, deren Stränge synchron beginnen und sich allmählich auseinanderentwickeln.

Die Handlung folgt den historischen Begebenheiten: Robert Scott hat seine Expedition unter großer öffentlicher Anteilnahme vorbereitet, es war eine kombinierte wissenschaftliche und „sportliche“ Unternehmung – neben dem Sammeln geologischer und geografischer Erkenntnisse ging es darum, dass Engländer als erste den Südpol erreichen sollten.

Roald Amundsen plante seine Reise im Geheimen: Er täuschte vor, zum Nordpol aufbrechen zu wollen; eigentlich ging es ihm einzig um den Rekord, als erster Mensch zum Südpol vorzudringen.

Die Opernhandlung beginnt mit dem Telegramm, das Amundsen von Madeira aus an Scott schickte und mit dem er den Wettlauf eröffnete. Dank einer Kombination vieler Faktoren gelangte Amundsen mit seinem Team einen Monat vor Scott ans Ziel der Expedition. Scott und seine vier Begleiter kamen nicht nur zu spät, sie starben auch im Schneesturm auf dem Rückweg.

Die Musik von „South Pole“

Die Musik der Oper wird mit mehrfachen, sich immer wieder anders ergebenden Überlagerungen operieren. Die beiden Erzählstränge nähern sich immer mehr einander an, treffen sich beinahe am Südpol und entfernen sich wieder voneinander. Für bestimmte Momente wird es „konkrete“ Musik geben: Beide Expeditionen hatten zur Unterhaltung Grammophone mitgenommen, Scotts Erkennungsmelodie ist die „Blumenarie“ aus Carmen (in der Einspielung von Enrico Caruso), Amundsens ist „Solvejgs Lied“ aus Peer Gynt; beide sollen in den Originalaufnahmen auch in der Oper erklingen. Andere signifikante Momente mit besonderer klanglicher Gestaltung sind das allmähliche Einfrieren und das schließliche Sterben der Scott-Missionsteilnehmer.

südpol.staatsoper.de: Dokumentation des Entstehungsprozesses

Während der Entstehung wird in einem Blog über die Arbeitsschritte, Überlegungen, Kern- und Randgedanken berichtet. Darüber hinaus berichtet der Blog über Historisches zu beiden Expeditionen. Diese Dokumentation wird als integraler Teil der Werkentstehung angesehen. Das Thema hat nach Überzeugung der Autoren großes Faszinationspotential.

Srnka: „Tom und ich sehen diese neue Oper als eine lebendige Form. Seit der Entscheidung für unser Sujet denken wir auch ganz spezifisch daran, dass mit South Pole Themen berührt werden, die die ‚elektronischen Generationen‘ ansprechen, wie z. B. das Physische und Sportliche oder die verschiedensten politischen und ökologischen Zusammenhänge. Und wir sind auch überzeugt davon, dass eine neue Oper auch neu präsentiert werden und dass dabei auch und vor allem die elektronischen Medien zum Einsatz kommen sollten.“