Mit barocken Klängen des Oratoriums „Der heilige Kasimir“ von Alessandro Scarlatti endet am Samstag, 15. Oktober, 20 Uhr, in der St. Petri Kirche in Wolgast das 18. Usedomer Musikfestival. Beginnend am 24. September, widmete sich das Festival in rund 40 Veranstaltungen der Musik und Kunst Litauens. Die dreiwöchige Veranstaltungsreihe zeigte eine facetten- und umfangreiche Präsentation der Musiklandschaft des baltischen Staates, wie sie sonst nur in Litauen selbst zu finden ist. 2011 konnte das Musikfestival die Besucherzahlen der letzten Saison, mit über 13.000 Gästen, bestätigen. Seit 2009 liegt die Auslastung bei 95%. 21 Veranstaltungen waren ausverkauft. NDR Kultur übertrug ein Peenemünder Konzerte live und wird, wie auch Deutschlandradio Kultur, weitere Veranstaltungen des diesjährigen Festivals senden. Zudem berichteten das Litauische Staatsfernsehen und die größte litauische Tageszeitung Lietuvos Rytas von der Festivalsaison.

Der litauische Premierminister Andrius Kubilius richtete am Freitag, 14. Oktober, in einem persönlichen Schreiben seinen Dank an den Intendanten Thomas Hummel: „Es freut mich besonders, dass an dem Usedomer Musikfestival die weltweit berühmten Künstler aus Litauen teilnehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese wunderbare Möglichkeit nutzen werden, um unsere bilateralen Beziehungen zu festigen, zu fördern und weiterzuentwickeln.“ Zum Eröffnungskonzert in Heringsdorf (24.09.) mit artist in residence David Geringas und dem Sankt Christopher-Kammerorchester aus Vilnius, äußerten sich Ministerpräsident und Schirmherr des Festivals, Erwin Sellering, und der litauische Botschafter Mindaugas Butkus ebenfalls lobend über die besondere Veranstaltungsreihe. 2012 steht vom 15. September bis 7. Oktober Russland im Mittelpunkt des Festivals.

Mit zwei Peenemünder Konzerten setzte das Usedomer Musikfestival wieder denkwürdige Akzente innerhalb der Saison. Die 2002 vom Festival und dem Norddeutschen Rundfunk ins Leben gerufene Reihe ist mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende, feste Größe innerhalb des dreiwöchigen Programms. Das Baltic Youth Philharmonic begeisterte am 1. Oktober mit dem fulminanten Violinvirtuosen Mikhail Simonyan unter der Leitung von Musikdirektor Kristjan Järvi das Publikum. Das vom Usedomer Musikfestival und der Nord Stream AG gegründete Orchester vereint talentierte junge Musiker der Ostseeregion. Bundeskanzlerin Angela Merkel übernahm die Schirmherrschaft über die diesjährige Tour, die das Ensemble nach Litauen, Russland, Polen, Dänemark, Schweden, Estland, Deutschland und erstmalig nach Italien führte. Am 8. Oktober beeindruckte artist in residence Violeta Urmana mit ihrer Interpretation der Rückert-Lieder von Gustav Mahler. Begleitet wurde sie vom NDR Sinfonieorchester unter der herausragenden Leitung des jungen polnischen Dirigenten Krzysztof Urbanski. Violeta Urmana gab bereits am 6. Oktober in der Ahlbecker Kirche einen umjubelten Liederabend und erhielt die höchste Ehrung des Litauischen Kulturministeriums, überreicht von Kulturminister Arunas Gelunas.

Die Werke des litauischen Nationalkünstlers Mikalojus Konstantinas Ciurlionis prägten das von Dramaturg Jan Brachmann und Intendant Thomas Hummel zusammengestellte diesjährige Programm. Seine Klavierwerke wurden von Vytautas Landsbergis und dem Urenkel Ciurlionis’, Rokas Zubovas, vorgestellt. Das Klavierduo Ibelhauptas interpretierte die vierhändige Fassung der sinfonischen Dichtung „Im Walde“, die vom Baltic Youth Philharmonic für Orchester zu hören war. Das Sankt Christopher-Kammerorchester eröffnete die 18. Festivalsaison mit Variationen über ein litauisches Volkslied. Die Bilder von Ciurlionis konnte man in einer extra vom Ciurlionis-Museum in Kaunas für das Musikfestival ausgewählten Ausstellung in der Villa Irmgard (Heringsdorf) entdecken. Zudem setzte sich der Maler Klaus Killisch mit der litauischen Künstlerpersönlichkeit auseinander. Seine Werke waren im Kunstpavillon Heringsdorf zu sehen.

20 Jahre nach der durch die Singende Revolution erreichten Unabhängigkeit, zeigte sich Litauen durch seine musikalischen Aushängeschilder wie David Geringas (artist in residence), Violeta Urmana, dem ArtVio-Quartett, den Vilniaus fagotynas und dem Folklore-Ensemble Vaivora. Besonders viele zeitgenössische Werke wurden beim diesjährigen Musikfestival aufgeführt. Rund 20 litauische Komponisten unterstrichen mit ihren Stücken die musikalische Lebendigkeit des baltischen Staates. Das Auftragswerk vergab das Usedomer Musikfestival an Vytautas Barkauskas, der zu den einflussreichsten Komponisten des Baltikums zählt. Die „Drei Fragmente für Viola und Violoncello“ wurden am 14. Oktober in Koserow von David Geringas und Hartmut Rohde uraufgeführt. Insgesamt waren in den drei Wochen vier Uraufführungen und drei deutsche Erstaufführungen zu erleben (von Gediminas Gelgotas, Vladas Jakubenas, Benny Gilin, Zita Bruzaite, Zibuokle Martinaityte, Vykintas Baltakas und Vytautas Barkauskas).

In Kirchen, Konzertsälen, Ateliers oder kaiserzeitlichen Gebäuden auf der Insel Usedom sowie im Kraftwerk des Museums in Peenemünde konzertierten in diesem Jahr über 400 Künstler, inklusive vier Orchester (NDR Sinfonierochester, Baltic Youth Philharmonic, Sankt Christopher-Kammerorchester, Polnische Kammerphilharmonie Sopot).

Das Signum Saxophonquartett erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Preis des Usedomer Musikfestivals, gefördert von der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Traditionell gab auch der Gewinner des Europäischen Finales von Young Concert Artists in Leipzig, der Pianist Da Sol, im Rahmen des Festivals ein Solorezital.

Die langjährige Zusammenarbeit mit dem polnischen Teil der Insel Usedom wurde mit mehreren Veranstaltungen erfolgreich fortgesetzt. In Swinemünde fanden ein Sinfoniekonzert mit der Kammerphilharmonie Sopot, dem Violinisten Piotr Plawner und dem Saxophonisten Simon Hanrath, ein Kammermusikabend mit den beiden Quartetten Almandin und ArtVio, sowie Workshops, Schulkonzerte und ein Festgottesdienst in der Kirche des Seligen Märtyrerbischofs Michal Kozal mit Mitgliedern des Baltic Youth Philharmonic statt.

Bereits zum siebten Mal veranstaltete das Usedomer Musikfestival zusammen mit dem Tonkünstlerverband Mecklenburg-Vorpommern das Ostsee-Musikforum, unterstützt vom Norddeutschen Rundfunk. David Geringas unterrichtete anderthalb Wochen lang ausgewählte Meisterstudenten aus Litauen, Japan, Südkorea, Russland, Deutschland und der Schweiz. Sie gaben Konzerte im Schloss Stolpe sowie Schulkonzerte in allen Grundschulen der Insel: Usedom, Karlshagen, Zinnowitz, Koserow, Heringsdorf und Swinemünde.

Die Schulkonzerte sind Teil des „Jungen Usedomer Musikfestivals“, eine gemeinsame Initiative der Achterkerke-Stiftung und der Stiftung der Sparkasse Vorpommern für Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft. Neben den Konzerten beinhaltete das Programm Schulprojekte, die ganz im Sinne der Festivalthematik standen: „Töne sehen, Farben hören“. Unter Anleitung von Komponist und Pianist Andreas Peer Kähler und der Kunstpädagogin Beate Zimmermann beschäftigten sich Vorschulkinder und Schüler intensiv mit der Verbindung von Malerei und Musik. Zu Kompositionen von Debussy, Mussorgsky und Ciurlionis brachten sie ihre Assoziationen auf Papier. Am „Tag der Musik“ (9.10., Mölschow) wurden die Ergebnisse präsentiert. Außerdem konnten Kinder im „Klingenden Mobil“ Musikinstrumente nach Lust und Laune ausprobieren. Am Nachmittag interpretierte Pianist Ralf-Torsten Zichner die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky auf dem Klavier. Dazu zeichnete der Illustrator Frank Wowra live vor den jungen Zuhörern. Die Moderation übernahm Andreas Peer Kähler.

Als neue Hauptförderer begrüßte das Festival in diesem Jahr Saipem, die Sektkellerei Geldermann und das Steigenberger Grandhotel and Spa, Heringsdorf. Neben der Unterstützung durch die Nord Stream AG, die Volkswagen AG, den Hauptförderer NDR sowie zahlreiche Förderer und Sponsoren, die Europäischen Union, die Bundesregierung, die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, den Landkreis Ostvorpommern, die Ämter Usedom-Nord und Usedom-Süd, die Städte Wolgast und Swinemünde und die Gemeinden der Insel Usedom, beteiligte sich auch in diesem Jahr, die aus rund 80 Förderern der Region bestehende Unternehmensinitiative für das Usedomer Musikfestival an der Finanzierung der 18. Saison. Medienpartner sind die NDR Kulturförderung in Mecklenburg-Vorpommern, NDR Kultur, Der Tagesspiegel und die Ostsee-Zeitung.

Das Usedomer Musikfestival gewann mit den programmatisch eng verbundenen, künstlerisch hochwertigen Veranstaltungen weiter an Renommee. Damit trägt das Festival entscheidend zur Attraktivitätssteigerung der gesamten Region bei und ist eine Bereicherung der Festivalszene in Deutschland und im Ostseeraum.