„Mit restlos ausverkauften Konzerten und zahlreichen zusätzlich eingerichteten Stehplätzen an fast allen Spielstätten waren die Donaueschinger Musiktage auch in diesem Jahr wieder ein riesiger Publikumserfolg.“

Das erklärte der Leiter der Donaueschinger Musiktage, Armin Köhler, am Sonntagnachmittag (16. Oktober 2005) bei der Abschluss-Pressekonferenz des Festivals. „Auf diese eigentlich über 100-prozentige Auslastung“, so Köhler weiter, „sind wir stolz. Ebenso wie darauf, dass wir erneut einen großen Anteil junger Besucher hatten, darunter viele Studenten europäischer Musikhochschulen. Mit diesem großen Zuspruch wiederlegen wir nicht zuletzt auch die Kritiker, die der zeitgenössischen Musik gebetsmühlenhaft vorwerfen, sie führe ein reines Nischendasein. Donaueschingen beweist das Gegenteil: Wir kommen an – und das schon seit Jahren!“ Köhler betonte weiterhin, dass gerade in Zeiten knapper werdender Mittel Kooperationen auch über Grenzen hinweg zunehmend wichtig würden. Dafür stehe etwa die Uraufführung von Beat Furrers Komposition FAMA in der Inszenierung von Christoph Marthaler: „Ohne starke Partner wie die Opéra National de Paris, das Festival Agora und Wien Modern wäre eine solche aufwändige Produktion heute nicht mehr realisierbar.“

Die dringende Notwendigkeit von partnerschaftlichem Engagement, „gerade im Bereich der anspruchsvollen Kultur, die man nun einmal nicht zum Billigtarif bekommt“, betonte auch SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann. Als gelungenes Beispiel dafür stellte er die soeben beschlossene ARD-interne Kooperation von SWR und Bayerischem Rundfunk für das Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR vor (s. separate SWR-Pressemeldung vom 16.10.05). Auch die Donaueschinger Musiktage seien „ohne die dankenswerte Unterstützung starker Partner wie der Kulturstiftung des Bundes, der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung, des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Donaueschingen nicht realisierbar.“ Hermann betonte, dass der SWR trotz aller Sparzwänge an den Musiktagen festhalte, „weil sie für eine erfolgreiche und nachhaltige Kulturförderung stehen. In Donaueschingen werden künstlerische Positionen und Ausdrucksweisen – häufig erstmals – formuliert. Diese oft mutigen Experimente schlagen sich nicht nur in den ganz konkreten Live-Übertragungen und Mitschnitten nieder, die wir in SWR2 senden. Sie regen häufig genug Entwicklungen an, die schon morgen große Teile unseres Programmalltags prägen können.“

Neben den kammermusikalischen Uraufführungen, u.a. mit der Radio Kammerfilharmonie Hilversum und dem Klangforum Wien, lag einer der Schwerpunkte der diesjährigen Musiktage auf den Orchesterkonzerten. Und das mit gutem Grund, denn seit 55 Jahren prägt das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (SO) das Festival wesentlich. Angeregt durch das Jubiläum und als deutliches Zeichen für Identifikation mit der Musik der Moderne hat das Orchester in diesem Jahr erstmals einen Preis vergeben. Die Auszeichnung für das nach Auffassung der Musiker „aufregendste Orchesterwerk“, das es bei den Musiktagen aufgeführt hat, geht an das Werk „Tschappina-Variationen“ von Klaus Ospald, das in einer revidierten Fassung in Donaueschingen uraufgeführt wurde. In den Worten der Jury, die aus fünf Orchestermusikern und SWR2 Musikredakteur Reiner Peters zusammengesetzt war, geht die Auszeichnung an „eine Komposition, die handwerklich perfekt gearbeitet ist, die instrumentale und kammerorchestrale Möglichkeiten virtuos, fantasievoll und klanglich neuartig einsetzt und darüber hinaus unterschiedliche, verschlüsselte und offene Botschaften mit sich führt: ironische, kulturkritische, nachdenkliche, verschmitzte, wehmütige und beunruhigende.“ Die Auszeichnung ist nicht dotiert, allerdings werden Ospalds „Tschappina-Variationen“ in der kommenden Spielzeit in das Repertoire des SO aufgenommen.

Im Rahmen der Pressekonferenz erklärte der Donaueschinger Oberbürgermeister, Thorsten Frei, dass die Stadt den geplanten Umbau der Donauhalle und den damit verbundenen Neubau eines Kammermusiksaals für bis zu 500 Besucher zügig realisieren wolle: „Die Neue Musik ist untrennbar mit der Stadt Donaueschingen verbunden. Um auch zukünftig einen adäquaten Rahmen für das Festival zu gewährleisten, wollen wir noch in diesem Herbst dem Gemeinderat einen konkreten und eng getakteten Zeitplan zur Verwirklichung des Projekts ‚Umbau Donauhalle’ gemäß dem im Jahr 2002 entschiedenen Architektenwettbewerb für die Jahre 2006 bis 2008 vorlegen.

Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden von 20. bis 22. Oktober 2006 statt. Geplant sind u.a. Uraufführungen von Richard Ayres, Alvin Curran, Julio Estrada, Brian Ferneyhough, Georg Friedrich Haas, Saed Haddad, Adriana Hölszky, Klaus Huber, Mauricio Kagel, Dimitri Kourliandski, György Kurtág, Wolfgang Mitterer, Ole-Henrik Moe, Gerard Pesson, Alberto Posadas, Robin de Raaff, Kerstin Reese, Wolfgang Rihm, Martin Smolka, Manfred Stahnke, Nico Richter de Vroe und Jörg Widmann. Alle Kompositionen entstehen im Auftrag des Südwestrundfunks. Das vollständige Programm erscheint voraussichtlich im Juni 2006. Kartenvorverkauf ab Juli 2006 über das Kulturamt Donaueschingen. Journalisten werden dringend gebeten, sich möglichst frühzeitig zu akkreditieren, da nach Ausverkauf keine Pressekarten mehr hinterlegt werden können.

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