Am vergangenen Sonntag sind die diesjährigen Tage der Chor- und Orchestermusik mit einem fulminanten Festakt im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm zu Ende gegangen. Drei Tage lang erfüllten knapp 900 Musiker mit 35 Ensembles beide Seiten der Donau mit ihren Klängen und ließen das bedeutende Fest der Amateurmusik in Deutschland zu einem unvergesslichen Ereignis werden.

Organisiert wurde die Veranstaltung von den beiden Dachverbänden der vokalen und instrumentalen Amateurmusik, der Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände (BDC) und der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO).

Das vom Landesjugendchor Baden-Württemberg und vom Landes-Jugendjazzorchester Bayern gestaltete Konzert am Freitag Abend im Congress Centrum Ulm bot einen würdigen und stimmungsvollen Auftakt in das Wochenende. Anspruchsvolle Chormusik traf hier auf BigBand-Musik vom Feinsten.

Beim Ökumenischen Festgottesdienst am Samstag trotzten ca. 1000 Besucher den eisigen 4 Grad Raumtemperatur im Ulmer Münster und ließen sich von den exzellenten musikalischen Darbietungen der Stuttgarter Kantorei, des Motettenchores der Münsterkantorei Ulm, des Blechbläser-Ensembles Garda Brass, des Ensembles Roggenstein sowie von Friedemann Johannes Wieland an der Münsterorgel innerlich erwärmen. Insbesondere das vielfach preisgekrönte Ensemble der Musikschule Fürstenfeldbruck zauberte mit seinen Mandolinen eine ganz besondere Atmosphäre in den gewaltigen Kirchenbau.

Ein voller Erfolg war die neu eingeführte Nacht der Schulmusik mit dem vorausgehenden Forum Schulmusik zum Thema „Vokalklassen“ am Samstag. Im Vortrag der Musikpädagogen Grit Steiner und Christoph Wagner kam zum Ausdruck, welche vielfältigen Möglichkeiten sich bieten, um den Musikunterricht für Schüler jeden Alters durch die Einrichtung von Singeklassen mit gezielter und altersgerechter gesangspädagogischer Förderung abwechslungsreich und nachhaltig zu gestalten. Im vollbesetzten Ulmer Kornhaus zeigten dann am Abend fünf Schulensembles aus der Region herausragende Leistungen und traten den Beweis an, welches künstlerische Potential in Schülerinnen und Schülern steckt. Eine intensive Förderung ist dafür unabdingbar und hier konnten die Tage der Chor- und Orchestermusik Zeichen setzen. Eine Publikation zum Thema Vokalklassen ist in Vorbereitung.

Nicht zuletzt Dank des milden Vorfrühlingswetters belebten ebenfalls in der Nacht von Samstag auf Sonntag tausende Besucher die Innenstädte von Ulm und Neu-Ulm, um die vielfältigen Angebote der Nacht der Musik wahrzunehmen. Das Publikum konnte dabei 25 Konzerte an 10 ungewöhnlichen, teils intimen Veranstaltungsorten erleben und von den mystischen Klängen der „Windsbacher Psalmen“ des Ensembles miXtur in der Nikolauskapelle zum Wolfratshauser Kinderchor im Lichthof des Ulmer Museums und weiter zur Jodlergruppe Hindelang in der Musikschule Neu-Ulm wandeln. Daniel Zacher sorgte mit seinem Akkordeon in einem historischen Straßenbahnwagen ebenso für beste Unterhaltung, wie das Vokalquartett Mission Possible und das Salonensemble Csardasparadies im Café im Kornhauskeller. Im Foyer des Kornhauses fand die Nacht der Musik schließlich ihren Abschluss, zur Musik der Jazzcombo Too Saxy tanzten viele Besucher und Musiker bis in die frühen Morgenstunden.

Formaler Höhepunkt des Wochenendes war der Festakt zur Verleihung der Zelter- und Pro-Musica-Plaketten im Edwin-Scharff-Haus Neu-Ulm am Sonntag Vormittag. Alle verfügbaren Karten waren bereits im Vorfeld reserviert worden und so bot sich den Musikern, den Plaketten-Empfängern sowie den Rednern eine festliche Atmosphäre. Kulturstaatsminister Bernd Neumann ließ sich kurzfristig entschuldigen, doch Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk sowie Neumanns Amtschefin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel erwiesen sich als charmante Vertreter und gestalteten gemeinsam mit BDC-Präsident Prof. Dr. Hans Jaskulsky und BDO-Vizepräsident Fritz Hörter eine sympathische und würdige Verleihungszeremonie. Aus den Händen von Merk und Berggreen-Merkel erhielten die Sängerabteilung des TSV 1889 e.V. Bad Überkingen und die Stadtkapelle Leipheim e.V. stellvertretend für 67 weitere Chöre und 40 weitere Instrumentalensembles die ersten Plaketten und Urkunden des Jahres. Auch musikalisch zeigte sich die Welt der Amateurmusik von ihrer besten Seite: mit dem überwältigenden Münchener Jazzchor VoicesInTime und den weltberühmten Ulmer Ensembles Sinfonietta Ulm, Ulmer Spatzen und Junge Bläserphilharmonie Ulm setzten die Tage der Chor- und Orchestermusik hier Maßstäbe. Von den beiden fachkundigen BR-Klassik Moderatoren Annekatrin Schnur und Clemens Nicol wurde das Publikum schließlich in den nach drei Tagen Sonnenschein pünktlich einsetzenden Regen entlassen.

Die Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände zeigte sich als für die Vorbereitung verantwortlicher Verband beeindruckt von der einmaligen musikalischen Qualität der diesjährigen Veranstaltung sowie von der Resonanz in Bevölkerung und Medien. Weit über 5000 Besucher kamen zu den verschiedenen Konzerten in Ulm und Neu-Ulm und die Tage der Chor- und Orchestermusik stießen in der regionalen und überregionalen Presse, in Funk und Fernsehen auf ein begeistertes Echo. BDC-Präsident Prof. Dr. Hans Jaskulsky bedankte sich bei den großartigen Gastgebern an der Donau und betonte, dass „wir es keinen Moment bereut haben, uns für Ulm und Neu-Ulm entschieden zu haben.“ Projektleiter und BDC-Generalsekretär Simon Pickel strich die herausragende Zusammenarbeit mit den Kulturämtern beider Städte heraus und sprach von einer „Sternstunde für die Amateurmusik in Deutschland, bei der wir allen Menschen zeigen konnten, wie vielfältig das vokale und instrumentale Musizieren hierzulande ist. Uns war es ein Anliegen, die Schulmusik in den Mittelpunkt zu stellen und zu zeigen, auf welch außerordentlich hohem Niveau Jugendliche Musik machen können, wenn sie entsprechend gefördert und gefordert werden. Dies ist uns gelungen.“

Freuen kann sich auch das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach. Bei der Benefizaktion der Tage der Chor- und Orchestermusik wurden insgesamt EUR 1.500 gespendet, die nun der Einrichtung im Allgäu zugute kommen. Im Kinderhospiz St. Nikolaus werden unheilbar kranke Kinder aber auch deren Familien in ihren schwersten Stunden liebevoll betreut. Den Organisatoren war es ein wichtiges Anliegen, gerade an Tagen, an denen das Musizieren mit Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt steht, das Wirken des Kinderhospiz‘ zu unterstützen (Spendenkonto: VR-Bank Memmingen, Kto. 133 78 90, BLZ 731 900 00).

Die nächsten Tage der Chor- und Orchestermusik werden im Jahr 2014 in Zwickau stattfinden und von der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände federführend vorbereitet.

Ein besonderer Dank geht an alle Förderer und Partner, welche die Durchführung der Tage der Chor- und Orchestermusik ermöglicht haben. Insbesondere zählen hierzu der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Bundesland Baden-Württemberg, der Freistaat Bayern, der Landkreis Neu-Ulm und die Städte Ulm und Neu-Ulm.