Die in London lebende Saxophonistin Ingrid Laubrock erhält den je zur Hälfte vom Land Rheinland-Pfalz und vom Südwestrundfunk (SWR) gestifteten Jazzpreis 2009. Das Preisgeld erhöht sich in diesem Jahr auf 15.000 Euro. Laubrock hat Ende 2008 beim Schweizer Label „Intakt“ unter dem Titel „Sleepthief“ eine Trio-CD mit dem Pianisten Liam Noble und dem Schlagzeuger Tom Rainey veröffentlicht, die den Ausschlag für die Entscheidung der siebenköpfigen Jury gegeben hat. Die 38-jährige Saxophonistin ist in Stadtlohn im Münsterland geboren und lebt seit ihrem 19. Lebensjahr in Großbritannien.

Der SWR-Jazzpreis 2009 wird am 2. Juli im Rahmen des Preisträgerkonzerts mit dem Trio „Sleepthief“ im SWR-Funkhaus in Mainz durch die SWR2-Musikchefin Dorothea Enderle überreicht. SWR2 sendet eine Aufzeichnung des Konzerts am 7. Juli 2009 um 21.03 Uhr. Im Umfeld des Konzerts wird Laubrock auch einen Workshop an der Jazzabteilung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz leiten.

„Ingrid Laubrock“, so heißt es in der Jurybegründung, „hat auf dem Tenor- und dem Sopransaxophon eine ganz eigenständige und unverwechselbare Stimme entwickelt, die sich flexibel den verschiedensten Kontexten anzupassen vermag. Brasilianische Einflüsse wie mit dem Quartett ‘Nois4’ sind ihr ebenso wenig fremd wie Inspirationen durch die komponierte Musik, die in ihren Stücken für das Nonett ‘Nein’ hörbar werden. Mit dem Trio ‘Sleepthief’ ist es ihr wiederum gelungen, völlig freien Improvisationen formal strukturierte Abläufe zu verleihen, in denen sich zugleich inhaltliche Komponenten spiegeln: die Zerrissenheit albtraumartiger Situationen, die Diskontinuität zeitlicher Abläufe in rasenden Traumsequenzen und der beständige Wechsel des narrativen Tonfalls. In Ingrid Laubrock, die im Umfeld von Django Bates zu einer der gefragtesten Jazzmusikerinnen in Großbritannien zählt, findet der deutsche Jazz in London eine seiner kreativsten und eigenwilligsten Künstlerinnen.“

Der SWR-Jazzpreis wird 2009 zum 28. Mal vergeben. Die Jury besteht aus je zwei Vertretern des SWR (Reinhard Kager, Nina Polaschegg) und des Landes Rheinland-Pfalz (Georg-Rudolf May, Konrad Georgi), einem Mitglied einer Jazzorganisation (Dominik Wagner) und zwei Musikkritikern (Günther Huesmann, Harry Lachner). Nominiert wurden auch der Tubaspieler Carl Ludwig Hübsch, der Schlagzeuger Paul Lovens und der Bassklarinettist Rudi Mahall.

Kurzbiografie von Ingrid Laubrock:

Ingrid Laubrock wurde am 24. September 1970 in Stadtlohn im Münsterland geboren. Nach dem Abitur übersiedelte Laubrock 1989 nach London, wo sie Saxophonunterricht bei Alain Toussaint erhielt. Nach Absolvierung des Postgraduate-Kurses an der Jazzabteilung der Londoner Guildhall School Of Music & Drama folgten Ende der 1990er Jahre Meisterklassen bei Dave Liebman in den USA. Zu dieser Zeit zählte Laubrock bereits zu den Stützen des Londoner Musikerkollektivs „F–IRE“. Für ihre Arbeit bei „F-IRE“ erhielt Laubrock 2004 den „BBC Jazz Award for Innovation“. Im Januar 2006 folgte ein Stipendium der britischen „Arts Foundation“. Laubrock, deren Hauptinstrumente das Tenor- und das Sopransaxophon sind, spielt aber auch in zahlreichen eigenen Gruppen: 1993 gründete sie mit der brasilianischen Sängerin Monica Vasconcelos das „Nois4“; nach einem Studienaufenthalt bei der Pianistin Myra Melford folgte 2006 die Gründung des Nonetts „Nein“; im selben Jahr war die erste Duo-CD mit dem Pianisten Liam Noble entstanden. 2008 erweiterte sich dieses Duo zu dem Trio „Sleepthief“, dem auch der Schlagzeuger Tom Rainey angehört. Ingrid Laubrock zählt zu den gefragtesten Jazzmusikerinnen Londons. Ihre musikalischen Partner waren u. a. Kenny Wheeler, Evan Parker, David Liebman, Billy Cobham, Jean Toussaint, Stan Sulzman, Lol Coxhill, Veryan Weston, Seb Rochford (in „Polar Bear“) und Django Bates’ (in „Human Chain“).

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