Während das Publikum von Theater, Tanz und Oper inzwischen relativ gut erforscht ist, sind die möglichen, aktuell aber noch nicht gewonnenen Besucherinnen und Besucher (Fast-Besucher) dieser Angebote noch relativ unerforscht. Um bei Überlegungen zur Größe und Struktur eines potenziellen Publikums nicht auf reine Mutmaßungen angewiesen zu sein, hat das Kulturamt der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Tibor Kliment von der Rheinischen Fachhochschule Köln eine "Fast-Besucher-Befragung für die freie Theater- und Tanzszene“ erstellt.
"Fast-Besucher“ werden angesichts der gesellschaftlichen Frage nach kultureller Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten und angesichts rückläufiger Sponsoren- und Drittmittelgelder für die Zukunftssicherung von Bühnen und Ensembles eine bedeutende Zielgruppe. Dieses gilt noch einmal in besonderer Weise für die potentiellen Besucher der freien, nichtkommerziellen Bühnen, über die es kaum Erkenntnisse gibt. Gerade in Köln, wo eine große und vielfältige freie Kulturszene existiert, ist die Erschließung solcher Potenziale jedoch unerlässlich. Vorhandene Untersuchungen aus anderen Bereichen deuten dabei an, dass speziell die Überwindung der Zugangshürden vor dem Besuch der Spielstätte eine entscheidende Bedeutung besitzt.
Ziel der Studie ist insgesamt ein vertieftes Verständnis über ein unerschlossenes Besuchersegment, um auf dieser Basis möglichst greifbare Maßnahmen für die Kulturförderung abzuleiten. Dafür wurden insgesamt 1.000 Bürgerinnen und Bürger aus allen Stadtteilen, Altersstufen und Bildungshintergründen repräsentativ und detailliert zu ihrem Freizeit- und Kulturkonsum befragt. Die Studie beantwortet wichtige konkrete Fragen:
- Wie groß ist das "Fast-Besucherpotential“ der Szene, angesiedelt zwischen Nicht-Besuchern einerseits und den vorhandenen Stammbesuchern andererseits?
- Wie lassen sich die potenziell erreichbaren Besucher hinsichtlich ihrer sozialen Struktur, ihren Einstellungen und Besuchsmotiven beschreiben? Unterscheiden sie sich von den vorhandenen Besuchern der freien Theater oder auch vom Publikum der städtischen Bühnen?
- Welches Fremdbild besteht gegenüber der freien Szene und wie deckt sich dieses mit der Realität?
- Welche Zugangshürden sind bei den (Fast-)Besuchern erkennbar, und wie lassen die vorhandenen Potenziale heben?
Die zentralen Ergebnisse der Studie stellen Prof. Dr. Tibor Kliment und Barbara Foerster, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Köln, auf dem fünften Kulturpolitischen Symposium des Kölner Kulturrats "Zukunft: Kultur. KulturnutzerInnen von morgen“ am Freitag, 27. April 2018, vor. Erste Ergebnisse sind bereits durchschlagend für die Theater- und Tanzszene: Mehr als Dreiviertel der Kölnerinnen und Kölner kennen die freie Theater- und Tanzszene, mehr als jeder zweite hat die Aufführungen schon besucht. Und das Image ist hervorragend: Die große Mehrheit der Befragten (65 Prozent) sehen die freien Bühnen und Ensembles als wichtiges Aushängeschild für die Stadt Köln, 66 Prozent halten sie sogar für unverzichtbar für die Kultur in Köln.