Wie klingt Deutschland? Gibt es deutsche Heimatmusik abseits des Musikantenstadls? Auf der Suche nach dem Sound unserer Heimat begibt sich der neuseeländische Musiker Hayden Chisholm auf eine Reise quer durch Deutschland und entdeckt dabei Erstaunliches: eine musikalische Vielfalt, die weit mehr ist als Schunkelschlager und die viel über unsere Identitätund Wurzeln verrät.

SOUND OF HEIMAT ist ein musikalisches Roadmovie, das aus einer modernen Perspektive auf die traditionelle deutsche Musik blickt und zeigt, in welcher Schönheit und mit welchem Engagement hierzulande musiziert und gesungen wird.

Hayden beginnt seine Spurensuche in seiner Wahlheimatstadt Köln: Er besucht eine Kneipe, in der jeden Sonntag kölsche Lieder gesungen werden, unter einer Rheinbrücke trifft er Jugendliche, die alte Lieder der Kölner Widerstandsgruppe "Edelweißpiraten" als Hip-Hop neu interpretieren. Er macht mit bei Loni Kuisles Kurs "Jodeln und Wandern" im Allgäu und begleitet in Bamberg junge und wilde Musiker wie Christoph Lambertz und David Saam, die in ihren"Antistadl"-Veranstaltungen verkünden: "Volxmusik ist böse!". Er besucht die Familie Well in Bayern, lernt dort die Wellküren und Biermösl Blosn kennen und tanzt auf einem Volksfest zu ihrer Musik. Er fährt mit dem Leipziger GewandhausChor zum Stelzenfest in eine riesige Scheune ins Vogtland und ist besonders von einem Lied über das Abschiednehmen berührt. Als "German Soul Music" bezeichnet er das,was Rudi Vodel macht, den er in einer Bandoneon-Fabrik im Erzgebirge trifft und mit dem er zusammen musiziert. In Rudolstadt erfährt Hayden, was "Sexy VolksliederSingen" bedeutet und in einer Kirche in Gräfenhainichen bei Wittenberg trifft er auf die Rockmusikerin Bobo, die alte Volkslieder neu vertont.

Hayden begegnet auch dem ehemaligen Häftling Władysław Kożdońim früheren Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, der mit ihm über den bis heute nachwirkenden Missbrauch vieler Volkslieder im Dritten Reich spricht. Darüber denkt auch Rainer Prüß aus Flensburg laut nach, mit dem Hayden sich schließlich auf einen Segeltörn begibt. Dabei erfährt er, wie die Gruppe "Liederjan" aus einer Irish Folk Band entstanden ist, als sich die Musiker in den siebziger Jahren an die plattdütschen Lieder ihrer Kindheit erinnerten und diese neu auflegten.

SOUND OF HEIMAT leistet so Zweierlei: zum einen den filmischen Vorstoß in ein von historisch begründeten Tabus und Berührungsängsten sowie von verkitschter Mainstream-Folklore verstelltes, an sich faszinierendes musikalisches Feld; zum anderen die beschwingte und unvoreingenommene Wiederentdeckung eines wichtigen Elements deutscher Kulturüberlieferung, der sich ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung im Rahmen von Amateurmusik in Orchestern und Chören, zwar öffentlich wenig wahrgenommen, aber durchaus intensiv widmet.

SOUND OF HEIMAT begibt sich mit seinem Protagonisten Hayden Chisholm in die Randgebiete deutscher Befindlichkeiten. In diesen werden die immer noch im öffentlichen Bewusstsein wirksamen Horrorvisionen von Stadl-Gemütlichkeit und historisch belasteter deutscher Volksmusik mit Geschichten und Nahaufnahmen von sympathischen und begeisterten Menschen konfrontiert, deren Bodenständigkeit, Offenheit und Warmherzigkeit beeindrucken. Die Dokumentation beleuchtet ihre ernsthafte und moderne, manchmal auch skurrile Auseinandersetzung mit traditionell überlieferter Musik. Diese klingt ganz anders, als es uns Karl Moik immer glauben machen wollte.

SOUND OF HEIMAT ist gleichzeitig ein animierender Beleg für die ungeahnte Sangesfreudigkeit deutscher Zeitgenossen und eine unmittelbare Einladung an jeden Zuschauer mitzusingen sowie die Lieder und Melodien, die wir fast vergessen hätten, wiederzuentdecken.

SOUND OF HEIMAT wurd (mit Unterbrechungen) von Juni 2010 bis Januar 2011 in ganz Deutschland gedreht. Der Film wurde von den beiden Kölner Produktionsfirmen Fruitmarket Kultur und Medien und Tradewind Pictures in Zusammenarbeit mit dem WDR-Fernsehen produziert und von der Film und Medienstiftung NRW, der Mitteldeutschen Medienförderung, dem Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien, der Filmförderungsanstalt und dem DeutschenFilmförderfonds unterstützt.