"Wir spielen und sehen mal, was passiert“, sagt Sir Simon Rattle 2013 beim Schulorchestertreffen in der Philharmonie zu seinen Musikern, die im Rahmen des "Education-Programms“ vor ihm sitzen – eine von Rattle 2002 ins Leben gerufene Initiative, die das Ziel hat, die Arbeit der Berliner Philharmoniker und ihre Musik so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Egal wo sie herkommen, egal, welcher Schicht sie angehören.
Was bei diesem Konzert 2013 passiert, das in jedem Jahr ein großes Fest ist und auf das sich die Schulorchester unter Anleitung der Berliner Philharmoniker vorbereiten, ist schön anzusehen: Rattle kritisiert die Schüler, verbessert sie, lobt sie, wenn sie etwas gut gemacht haben. Rattle ist dabei immer wohlwollend, witzig, macht Scherze. Aber nie auf Kosten eines Orchestermitglieds. "Ich habe Respekt vor jemandem, der so präzise und viel kritisieren kann, ohne beleidigend zu sein. Ein wahrer Künstler“, kommentiert ein User das öffentlich zugängliche Video. "Eine großer Dirigient und eine große Persönlichkeit“, findet ein anderer.
Dieser Meinung ist auch Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, die im Rahmen der Verleihung der GEMA Ehrennadel an Sir Simon Rattle am 23. Juni beim Empfang in der Berliner Philharmonie eine Laudatio auf den gebürtigen Briten hält. "Sie haben mit Ihrem Education-Programm die Mauern, Hürden und Barrieren eingerissen, von denen Kulturtempel leider – zumindest gefühlt – oft umgeben sind“, sagt sie. "Sie haben die Türen der Philharmonie und den Zugang zur klassischen Musik für Menschen geöffnet, die zuvor nichts oder wenig wussten von ihrer Kraft und Schönheit oder die es sich schlicht nicht leisten können, ein Konzert der Berliner Philharmoniker zu besuchen.“ Rattle habe die Philharmoniker "zu einem Orchester gemacht, dessen Wirkung im besten Sinne die Grenzen jedes Konzertsaals sprengt. Ihre Erfolge machen Hoffnung, dass mit kultureller Bildung auch in unserer Gesellschaft gelingen kann, was in einem Orchester selbstverständlich ist: das Zuhören und Einfühlen, das Lauschen auf andere Stimmen, auf Takt und Tonart, auf laut und leise.“
Mit Sir Simon Rattle zeichnet die GEMA einen brillanten Dirigenten aus, der die deutsche und internationale Musikszene entscheidend prägt. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent initiiert und unterstützt er zahlreiche Projekte. Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA, betont in seiner Begrüßungsrede zur Verleihung der GEMA-Ehrennadel die Bedeutung seines Engagements: "Mit seinem außergewöhnlichen Schaffen und Wirken setzt Sir Simon Rattle Zeichen und Maßstäbe für das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Und das nun schon über Jahrzehnte und in bewundernswert vielfältiger Weise.“ Die Arbeit der Berliner Philharmoniker ermöglichen vielen Menschen erstmals einen Zugang zur Musik. Die GEMA-Ehrennadel würdigt diese Leistung: "Er ist ein großartiger Botschafter der Musik und ihrer Bedeutung für die Menschen. Mit der Ehrennadel möchte die GEMA Sir Simon Rattle für seine herausragende Arbeit danken“, so Dr. Harald Heker.
Rattle selbst witzelt bei seiner Danksagung vor den rund huntert Gästen im Südfoyer der Berliner Philharmonie: "Nach zwei so eleganten und eloqenten Reden ist das Letzte, was Sie brauchen, eine Rede von mir.“ Da indes irrt sich der Dirigent. Denn die Zuhörer lauschen seinen Worten über die Wichtigkeit einer neuen musikalischen Bildung für die Schüler, die ihn auch mal anguckten, "als käme ich vom Mars“. Rattle sei stolz, "Teil der GEMA zu sein“, und zeigt großen Respekt gegenüber den Musikautoren. "Die GEMA kümmert sich um die Musikautoren, was wirklich wichtig ist. Denn es ist zwar schön, über große Orchester Reden zu schwingen, aber was wären wir ohne die Komponisten? Nichts.“ Er teile diese Auszeichnung mit seinem Team, so Rattle. "Wir sind eine Familie hier.“