Der 3. Internationale Dirigentenwettbewerb Sir Georg Solti ist entschieden: Gewinnerin des ersten Preises ist die 31jährige Koreanerin Shi-Yeon Sung. Der zweite Preis geht an den Amerikaner Shizuo Kuwahara (30 Jahre), den dritten Preis erhält der Australier Matthew Coorey (32 Jahre). Zum ersten Mal gewinnt damit eine Frau den international renommierten Wettbewerb.

Der erste Preis ist mit 15.000 Euro, der zweite Preis mit 10.000 Euro und der dritte Preis mit 5.000 Euro dotiert. Die Gewinner des ersten und zweiten Preises erhalten zudem Einladungen zu Dirigaten des Frankfurter Museumsorchesters und des hr-Sinfonieorchesters sowie zu weiteren deutschen und internationalen Orchestern.

Shi-Yeon Sung erhält außerdem den Ingrid zu Solms-Kulturpreis 2006 der gleichnamigen Stiftung in Höhe von 3.000 Euro. Diese gemeinnützigen und wissenschaftlichen Zwecken dienende Stiftung zeichnet u.a. jährlich kulturelle Leistungen von Eliteformat von Frauen aus.

Beim öffentlichen Abschlusskonzert am heutigen Sonntagvormittag in der Alten Oper Frankfurt dirigierten die drei Finalisten am Pult des Frankfurter Museumsorchesters folgende Werke: Der wunderbare Mandarin von Béla Bartók (Matthew Coorey), Richard Strauss’ Tondichtung Tod und Verklärung (Shizuo Kuwahara) und die Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia von Peter I. Tschaikowsky (Shi-Yeon Sung).
Zum Abschluss des spannenden Vormittags dirigierte die Gewinnerin Shi-Yeon Sung Ludwig van Beethovens Egmont-Ouvertüre.

Der Jury-Vorsitzende Rolf-E. Breuer verkündete nach einer kurzen Beratungspause die Entscheidung und sagte u.a.: „(...) Die Jury war sich einig, dass das Niveau der Finalisten extrem hoch war. Das machte die Auswahl natürlich sehr schwer. (...)“ Es sei ferner wichtig zu wissen, dass nicht nur das heutige Dirigat in die Entscheidung eingingen, sondern auch die Vorrunden und die Probenarbeit. Und: „Was wir hier fördern wollen, sind das Talent und die Entwicklungsmöglichkeiten eines Dirigenten. Das ist der Sinn des Wettbewerbs.“

Die Jury der heutigen Endausscheidung setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Lady Valerie Solti (Schirmherrin des Wettbewerbs und Witwe des 1997 verstorbenen legendären Dirigenten Sir Georg Solti), Paolo Carignani (Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt), Peter Ruzicka (Intendant der Salzburger Festspiele, künstlerischer Leiter der Münchener Biennale, Komponist und Dirigent), Ulrich Edelmann (Konzertmeister des hr-Sinfonieorchesters) sowie Wolfgang Sandner (Musikkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt).

Die Deutsche Bank Stiftung hat durch ihr großzügiges finanzielles Engagement zum dritten Mal den Wettbewerb ermöglicht. Sie übernimmt zudem auch wieder die Preisgelder.

Mehr als 500 Kandidaten aus 72 Ländern zwischen 20 und 35 Jahren hatten sich zum diesjährigen Wettbewerb beworben. 24 von ihnen waren zu den beiden Vorrunden mit dem hr-Sinfonieorchester vom 4. bis 7. September 2006 in Frankfurt (im hr-Sendesaal) eingeladen worden, aus denen die drei Finalisten hervorgegangen waren.

Zu den Gewinnern

1. Preisträgerin:

Die 31jährige Süd-Koreanerin Shi-Yeon Sung begann ihre musikalische Karriere im Alter von 4 Jahren als Klavierschülerin; mit 13 Jahren gab sie ihren ersten Soloabend. 2001 nahm sie ihr Dirigierstudium bei Prof. Rolf Reuter an der Hanns Eisler Musikschule in Berlin auf und debütierte schon im Folgejahr mit Mozarts Zauberflöte. Danach assistierte sie an den Theatern in Görlitz und Potsdam und leitete dort zahlreiche Opernaufführungen.
Im Januar 2004 wurde Shi-Yeon Sung in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen, im gleichen Jahr gewann sie den 3. Solinger Dirigentenwettbewerb für Frauen. Die junge in Berlin lebende Dirigentin hat bereits mit dem Berliner Sinfonie-Orchester, den Berliner und Nürnberger Symphonikern sowie zahlreichen weiteren deutschen Orchestern zusammengearbeitet.

2. Preisträger:

Der junge amerikanische Dirigent Shizuo Kuwahara wurde 1976 in Tokio geboren. Er studierte an der Yale University und der Eastman School of Music, wo er mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet wurde. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei David Zinman und Leonard Slatkin. Shizuo Kuwahara ist derzeit Stipendiat der American Symphony Orchestra League als Assistent von Christoph Eschenbach beim Philadelphia Orchestra. Kürzlich wurde er zum Assistant Conductor des Pacific Music Festival in Sapporo sowie zum künstlerischen Leiter der IPPO Philharmoniker ernannt.

3. Preisträger:

Matthew Coorey, 1974 in Sydney geboren, ist z. Zt. „Conductor in Residence“ beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Dem studierten Hornisten wurde 1999, nach nur 6-monatigem Dirigierstudium, von Seiji Ozawa ein Stipendium beim Tanglewood Festival zugesprochen. Hier arbeitete er mit renommierten Dirigenten wie André Previn, Jorma Panula und Seiji Ozawa zusammen. Meisterkurse führten ihn u.a. zu Edo de Waart, Peter Eötvös, Ton Koopman und Lorin Maazel. Matthew Coorey stand u.a. bereits am Pult des Sydney und des Melbourne Symphony Orchestra und des Moskauer Sinfonieorchesters. Kürzlich debütierte er bei den London Mozart Players, dem Hallé Orchestra und dem Seattle Symphony Orchestra.