Am 16. Juni wurden die Schwetzinger SWR Festspiele 2012, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feierten, traditionell mit der Cena Ultima, dem
spektakulären Abschlussfest mit Musik, Kulinarik und Feuerwerk, beendet. Mit insgesamt sieben Opernaufführungen, 56 Konzerten sowie Vorträgen, Podiumsgesprächen und begleitenden Veranstaltungen war in der Jubiläumssaison das Festspielprogramm so umfangreich wie nie, es wurde auch ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Die künstlerischen Leiter Peter Stieber und Georges Delnon fühlen sich in ihrer Arbeit bestätigt.

Festival-Gesamtleiter und SWR Hörfunkdirektor Bernhard Hermann über diesen Erfolg: "Auch mit 60 Jahren zeigten sich die Schwetzinger SWR Festspiele frisch, innovativ und dynamisch. Dies schätzten nicht nur die mehr als 25.000 Besucher, die internationale Spitzenkünstler vor Ort erleben konnten sondern auch die Millionen Hörerinnen und Hörer, die unsere zahlreichen SWR2 Konzertübertragungen über die European Broadcasting Union weltweit verfolgt haben."

Die Festspielsaison wurde am 27. April mit der Uraufführungsoper "IQ" von Enno Poppe nach einem Libretto von Marcel Beyer eröffnet - ein Werk, das einen ironischen Blick auf Intelligenztestverfahren wirft und mit seiner achtaktigen Variationsform neue formale Dimensionen des Musiktheaters erschließt. Die Presse lobte die Akteure der Bühne und des Orchestergrabens und betonte vor allem die bravourösen Leistungen der Gesangssolisten. Ein "famoses Werk" (FAZ) war "Rosamunde" von Anton Schweitzer, die wiederentdeckte Oper, die nach 230 Jahren ohne Aufführung wieder mit Leben und künstlerischen Höchstleistungen gefüllt wurde.

Im Konzertbereich brachte der thematische Schwerpunkt "PanAmericana" dem Publikum die stilistisch facettenreiche Klangwelt des amerikanischen
Kontinents näher und verdeutlichte, wie weit seine musikkulturellen Wurzeln reichen - dabei waren Grenzwanderungen beabsichtigt, die auch eine Heterogenität in der Zusammensetzung des Festspielpublikums zur Folge hatten. Neben Konzerten mit Weltstars wie dem Emerson String Quartet, das mit einem Programm amerikanischer Werke für Jubelstürme sorgte und Marc-André Hamelin, der am Klavier eine fulminante Interpretation von Ives‘ Concord-Sonate lieferte, konnten die Besucher gezielt in fremde, geheimnisvolle und besondere Klangwelten eintauchen: So boten Ensembles wie das Gershwin Piano Quartet, Bolero Berlin und Giora Feidman, hervorragend ergänzt vom Gershwin String Quartet, mit Arrangements aus Tango, Musical-Songs, Film- und Tanzmusik eine künstlerisch sehr anspruchsvolle Mixtur. Neugierde auf unentdeckte Klänge verschollen geglaubter Musik und in Europa gänzlich unbekannte lateinamerikanische Volks- und Kunstmusik wurde mit Stars der Alte Musik Szene wie Jordi Savall und Hespèrion XXI, Al Ayre Español und Sopranistin María Espada, Música Ficta und Ensemble Constantinople belohnt. Vollkommen hingerissen war das Publikum beim Blues-Abend mit Eric Bibb und Habib Koité, die die Premiere ihres neuen Programms "Blues and Folk - USA meets Africa" in Schwetzingen feierten.

In drei Konzerten und einem Werkstattgespräch wurde dem Publikum Aribert Reimanns musikalische Welt näher gebracht. Das Programm, vom Komponisten selbst zusammengestellt, setzte eigene kammermusikalische Werke in Beziehung zu Kompositionen vergangener Epochen und wählte für deren Ausführung international hochangesehene Künstler, u.a. die Sopranistinnen Mojca Erdmann und Christine Schäfer, den Countertenor Tim Severloh, den Klarinettisten Jörg Widmann und das Auryn Quartett.

Die Reihe "Schwetzingen Vokal" stellte großartige Stimmen in den Mittelpunkt und präsentierte a cappella Spitzenensembles und Vokal-Solisten der Konzert- und Opernbühnen: Den Auftakt der Reihe machte das SWR Vokalensemble Stuttgart in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche, im Dom gastierten Stile Antico und das Hilliard Ensemble; im Rokokotheater und den Sälen des Schwetzinger Schlosses waren an Liederabenden Weltstars wie Magdalena Kozená, Joyce DiDonato, Christoph Prégardien, Christian Gerhaher und Matthias Goerne zu erleben.

Zwei weitere thematische Projekte fokussierten auf jeweils ein Instrument und brachten die musikalische Weltelite nach Schwetzingen. Im Rahmen des dreiteiligen "Cello-Gipfels" gastierten Truls Mørk, Mischa Maisky und Gautier Capuçon. Die Reihe "Klavierissimo" gestalteten Nikolai Demidenko, Grigory Sokolov, Radu Lupu und András Schiff.

Unter der Marke "Orchestermusik der Jahrhunderte" war bei den Schwetzinger SWR Festspielen auch 2012 wieder Orchesterkultur auf höchstem Niveau zu hören: ein international hochkarätig besetztes Mozart-Requiem in Speyer, zwei Mozart-Klavierkonzerte mit dem Freiburger Barockorchester und Kristian Bezuidenhout sowie ein barock-klassisches Programm des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, dem "Orchestra in Residence" der Festspiele.

Daneben waren nicht nur Sonderkonzerte von großartigen Solisten und Ensembles wie Frank Peter Zimmermann, Julia Fischer, Jörg und Carolin Widmann, Bruno Ganz, Peter Sadlo, dem Hagen- und dem Artemis Quartett, die alle seit vielen Jahren Station in Schwetzingen machen, ein fester Bestandteil des Festivals, auch die Nachwuchsförderung wurde wie immer ganz groß geschrieben. So waren viele Termine für die Rising Stars reserviert: Die sonntäglichen Matineen, allesamt restlos ausverkauft, präsentierten junge und preisgekrönte Talente, welche ihr Potenzial für eine Weltkarriere unter Beweis stellten - das Verus String Quartet, das Rhodes Piano Trio, der Cellist Nicolas Altstaedt, das Minetti Quartett und die Pianistinnen Yulianna Avdeeva und Khatia Buniatishvili ernteten jubelnden Beifall und stehende Ovationen. Der Pfingstsonntag stand ganz im Zeichen Wolfgang Amadeus Mozarts und wartete mit einem zwölfstündigen Veranstaltungsmarathon auf, musikalisch ausschließlich von jungen Künstlern gestaltet: Bei herrlichstem Wetter genossen rund 2.000 Besucher
Streichquartette, Serenaden, Sonaten, Kunstlieder und den Opern-Einakter "Bastien und Bastienne".

Sämtliche Veranstaltungen der Festspiele wurden vom SWR aufgezeichnet und teilweise live in SWR2 ausgestrahlt. Das SWR Fernsehen zeichnete den Abend mit Giora Feidman und dem Gershwin String Quartet sowie das Konzert des Freiburger Barockorchesters mit Kristian Bezuidenhout auf, die u.a. auf ARTE und 3sat gesendet werden. Als Rundfunkfestival bieten die Schwetzinger SWR Festspiele alle Fernseh- und Hörfunkaufzeichnungen der zurückliegenden Saison für ein halbes Jahr unter www.schwetzinger-swr-festspiele.de zum nachhören und anschauen an. Alle Konzerte werden auch über die European Broadcasting Union von Radiostationen im In- und Ausland übernommen. Damit wird die Bedeutung der Schwetzinger SWR Festspiele als weltweit größtes Radio-Klassik-Festival einmal mehr unterstrichen.

Die nächsten Schwetzinger SWR Festspiele starten am 26. April 2013 und dauern bis zum 8. Juni. Für das Konzertprogramm der Festspiele ist dann die neue Leiterin, Frau Dr. Marlene Weber-Schäfer, erstmals verantwortlich. Sie folgt damit Peter Stieber nach, der sich nach dieser Saison in den Ruhestand verabschiedet.

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