Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume händigte heute in München das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an den Komponisten und Musikproduzenten Prof. Christian Bruhn und den Informatiker Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing aus.

Prof. Christian Bruhn

„Von Evergreens wie ‚Marmor, Stein und Eisen bricht‘ über die Fernseh-Soundtracks von ‚Heidi‘ oder ‚Wickie‘ bis zu unvergesslichen Werbejingles: Seit mehr als einem halben Jahrhundert haben die Menschen in Deutschland Ihre Melodien im Ohr – und das quer durch die Generationen. Dank dieser verbindenden Kraft Ihrer Musik haben Sie sich mit Ihrem musikalischen Lebenswerk bleibende Verdienste erworben“, betonte Kunstminister Markus Blume.

Als einer der führenden deutschen Komponisten sowie als Arrangeur und Musikproduzent prägte Christian Bruhn über Jahrzehnte das deutsche Musikleben. Zahlreiche namhafte Interpreten wie Katja Ebstein, Mireille Mathieu, Peter Alexander, Roberto Blanco, Michael Schanze, Conny Froboess und Freddy Quinn arbeiteten mit Bruhn zusammen und erzielten mit seinen Werken überragende Erfolge. Insgesamt veröffentlichte Bruhn mehr als 2000 Lieder, schrieb die Musik für mehr als 100 Radio- und TV-Werbesports und erzielte mehrere Millionseller.

1962 sang Conny Froboess „Zwei kleine Italiener“ und siegte bei den Deutschen Schlagerfestspielen, ein Jahr später folgte die „Goldene Schallplatte“ für eine Million verkaufte Platten. 1964 erreichte „Liebeskummer lohnt sich nicht“ (Sängerin: Siw Malmkvist) Platz 1 bei den Schlagerfestspielen. „Marmor, Stein und Eisen bricht“, gesungen von Drafi Deutscher, war 1965 ein Hit. Beim Eurovisions-Wettbewerb 1970 kam Katja Ebstein mit „Wunder gibt es immer wieder“ auf den 3. Rang.

Außerdem komponierte Bruhn Musik für Film und Fernsehen, u. a. für die TV-Serien „Wickie“, „Heidi“, „Timm Thaler“, „Silas“ und die Science-Fiction-Zeichentrickserie „Captain Future“, die nicht zuletzt dank Bruhns futuristischem Soundtrack bis heute Kultstatus genießt. Auch die extrem populären Werbejingles für „Milka, die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt“ und „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause - LBS“ komponierte er. Daneben schrieb Bruhn Kinderlieder und vertonte Gedichte.

Bruhn, der nach dem Studium einige Jahre als Pianist in Jazz-Combos tätig war, hatte sich 1956 in München niedergelassen und 1962 die erfolgreiche Hansa Musik Produktion mitgegründet. 2002 ernannte die damalige Hochschule Musik Nürnberg-Augsburg, jetzt Hochschule für Musik Nürnberg, Bruhn zum Honorarprofessor.

Neben seinem Musikschaffen engagierte Bruhn sich in der GEMA jahrzehntelang ehrenamtlich für Berufskolleginnen und -kollegen, unter anderem von 1991 bis 2009 als Aufsichtsratsvorsitzender. Bis heute ist er in GEMA-Gremien tätig. Zehn Jahre lang war Bruhn zudem Präsident bzw. Vizepräsident der internationalen Dachorganisation der Verwertungsgesellschaften der Musikurheber, der CISAC. 2004 erhielt er die Goldmedaille der CISAC, den „Nobelpreis des Urheberrechts“. Seine persönlichen Erinnerungen erzählte der Erfolgskomponist in der Autobiographie „Marmorstein und Liebeskummer“. 2019 erschien über ihn ein Dokumentarfilm unter dem Titel eines seiner Lieder: „Meine Welt ist die Musik“.

Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing

„Heute sind wir es gewohnt, mit unserem Smartphone einen intuitiv zu bedienenden und leistungsfähigen kleinen Computer in der Hosentasche zu haben. Den Weg dahin haben auch Forschende auf dem Gebiet des Software Engineering wie Sie geebnet. Denn Sie waren schon Informatik-Experte als Bill Gates‘ Firma Microsoft Anfang der 1980er Jahre ihr erstes PC-Betriebssystem MS-DOS vorgestellt hat. Sie haben sich national und international große Verdienste in Wissenschaft, Forschung und Lehre erworben. Heute ist das Programmieren dabei, die vierte Kulturtechnik mit einer Schlüsselbedeutung für alle Wirtschafts- und Lebensbereiche zu werden“, sagte Wissenschaftsminister Markus Blume.

Nach seinem Mathematik-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Universität Paris VII war Wirsing mehrere Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter bei dem deutschen Informatik-Pionier Friedrich L. Bauer an der TU München. 1983 wurde der gebürtige Bayreuther auf den Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt Programmiersprachen an der Universität Passau berufen.

1992 übernahm Wirsing den Lehrstuhl für Programmierung und Softwaretechnik an der LMU München. Dort hatte er großen Anteil am Aufbau des Studienganges Informatik und an der Gestaltung des Instituts für Informatik, das heute in bestimmten Kompetenzfeldern Forschergruppen mit Anschluss an die Weltspitze stellt. Seine wichtigsten Forschungsgebiete reichten von Mathematischer Logik bis zu formalen Methoden der Software-Entwicklung. Wirsing entwickelte eine hochflexible Kernsprache zur Definition von Datentypen, die ihn zum Mitglied einer Gruppe von führenden Wissenschaftlern im Bereich der Programmiersprachen in Europa und weltweit machte. Auch im Software Engineering war Wirsing mit seiner Forschungsgruppe den Entwicklungen der industriellen Praxis weit voraus.

Wirsing ist Autor und Herausgeber von mehr als 20 Büchern, veröffentlichte ca. 200 wissenschaftliche Arbeiten und koordinierte verschiedene EU-Projekte. Aufgrund seiner Expertise wurde er in zahlreiche wissenschaftliche Gremien berufen und mit der Ehrendoktorwürde des Royal Holloway College der Universität London geehrt.

Neben seinem Wirken auf dem Gebiet der Informatik machte sich Wirsing um die akademische Selbstverwaltung der LMU München verdient: ab 2002 als Mitglied des Senats und von 2010 bis 2019 als Vizepräsident für den Bereich Studium. In dieser Funktion engagierte er sich vor allem für die kontinuierliche Verbesserung der Studienbedingungen, den Ausbau der Digitalisierung in der Lehre, die Akkreditierung der Studiengänge und die Lehrerbildung.