Ein großer Tag für Wagnerfans ist der 22. Mai allemal, wenn sich der Geburtstag des großen Opernkomponisten und ehemaligen Dresdner Hofkapellmeisters Richard Wagner jährt. In diesem Jahr hatten die Wagnerstätten in Graupa sogar einen doppelten Grund zum Feiern, denn dem Museum stand die mit Abstand bedeutendste und mit einem Wert von 70.000 Euro größte Schenkung seiner Geschichte bevor: Aus dem Privatbesitz der renommierten Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Rieger geht im Beisein der schweizer Wagnerurenkelin Dagny Beidler eine originale Kompositionsskizze Richard Wagners in den Besitz des Museums über.
Es handelt sich um zwei Seiten aus Wagners Kompositionsskizze aus dem 2. Akt, 4. Szene zu "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“: Tannhäuser war bei der Venus und hat dort sinnliche Wonnen genossen. Beim Sängerwettbewerb gesteht er plötzlich, dass er dort war. Die Skizze betrifft die Stelle, wo der Landgraf ihn verurteilt: "Blick hin, du schändlicher Verräter, werd inne deine Missetat!“ Man sieht auf der Skizze, dass Wagner viel korrigierte, die Harmonien und die Instrumentation andeutet und wohl in großer Eile und auch Erregung schrieb. Wagner arbeitete 1843 bis 1844, also vor genau 175 Jahren an dieser Skizze. Er war noch Hofkapellmeister in Dresden und war als Dirigent viel beschäftigt, daher dauerte die Entstehung mehrere Monate.
Eva Rieger fand die Kompositionsskizze im Angebotskatalog der Autographenfirma Stargardt und wollte verhindern, dass diese schöne Skizze in private Hände gerät: "Handschriften von Wagner sind begehrt. Ich schaute mir die zwei Seiten vor der Auktion an und war von ihnen begeistert. Sie war mit 40.000 Euro ausgepreist (ohne Aufgeld und Mehrwertsteuer), ich hatte mir 60.000 Euro als letztmögliche Summe gesetzt und zum Glück hat der andere Herr, der mitbot, bei dieser Summe aufgehört, so dass ich den Zuschlag bekam. Zuerst wollte ich die Skizze behalten, dann aber ließ ich eine genaue Kopie anfertigen, die in meinem Wohnzimmer hängt und die ich immer wieder betrachten kann. Und so entschloss ich mich, das Original dem Museum in Graupa zu schenken, wo die Besucher es anschauen können, und wo es viel sicherer lagert.“
Warum sie dieses einzigartige Notenblatt aus der Feder Richard Wagners an die Wagnerstätten in Graupa schenkte und nicht den weitaus bekannteren Wagnerort Bayreuth, erläutert Frau Prof. Dr. Rieger wie folgt: "Bayreuth hat zahlreiche Autographen, so viele, dass das Museum sie gar nicht ausstellen kann. Graupa muss mit weniger Mitteln arbeiten. Bei der Übergabe von neun Briefen Minna Wagners, vor einiger Zeit, spürte ich die Freude der Besucher, als sie die Vitrinen betrachteten und einiges über Minna erfuhren. Ich empfinde auch die freundliche Atmosphäre im Museum und überhaupt die kulturelle Leitung durch Herrn Schmidt-Doll und das gesamte Museumsteam als überaus angenehm."