Ganze Problemstadtteile werden „musikalisiert", Literaturprofis sorgen für Deutschunterricht der praktischen Art, Kindergartenkinder arbeiten an Lichtinstallationen, Pädagogen lassen bayerische Grundschulen tanzen. So bunt die Ansätze, so unterschiedlich die Medien auch sind: Gemeinsam ist ihnen, dass sie Kinder mit Kultur infizieren, ihnen mit innovativen Ideen die Welt der Kultur nachhaltig öffnen. Mit dem Zukunftspreis Jugendkultur hat die PwC-Stiftung jetzt zum dritten Mal Leuchttürme der kulturellen Jugendbildung ausgezeichnet.

Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller verlieh den mit je 12.500 Euro dotierten Preis an vier Kulturprojekte - zum Auftakt des bundesweiten Kongresses „Kinder zum Olymp!" der Kulturstiftung der Länder gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes im Saarbrücker Staatstheater. Stiftungsvorstand Prof. Rolf Windmöller hatte aber nicht nur die Hauptpreise im Gepäck. Er überreichte außerdem drei Sonderpreise für Projekte, bei denen das große bürgerschaftliche Engagement Einzelner für die kulturelle Jugendbildung die Stiftung besonders beeindruckte.

Gleich zweimal ging der Hauptpreis in die niedersächsische Landeshauptstadt: „Musik in Hainholz" und das „Mobile Atelier" erhielten die Auszeichnung. „Literatur im Dialog" in Stuttgart und „Tanz an Bayerns Grundschulen" bekamen die anderen beiden Hauptpreise. Die Sonderpreise erhielten die Mitstreiter des „Nachwuchs-Literatur-Zentrums" (Senftenberg-Brieske), von „Majostics: Die Magie der Anziehung" (München) und dem „KiBiZ Kinder-Bildung-Zukunft" (Wiesbaden).

Ein Stadtteil wird „musikalisiert"
Bei „Musik in Hainholz" steht ein Hannoverscher Stadtteil im Fokus. Ziel des seit Januar 2006 laufenden Vorhabens ist es, auf ganz unterschiedlichen Gebieten musikalische Weiterbildung voranzutreiben: Vom Freibad bis zur Schule, von der Diakonie bis zum Jugendzentrum, vom Kleinkind bis zu den Senioren. Das alles geschieht in einem Stadtteil mit hohem Anteil an Menschen, die von sozialen Transferleistungen leben müssen und denen es schwer fällt, die klassischen Angebote zu nutzen.

Schreibwerkstatt statt Deutschaufsatz
Schreibwerkstätten mit Literaturprofis unterschiedlicher Genres aufzuladen, das ist das Grundkonzept von „Literatur im Dialog". Was im Stuttgarter Literaturhaus als Freizeitangebot in Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung begann, setzt sich nun in zunächst acht Pilot-Schulen aller Schulformen fort: Die Literaturmacher entwickeln mit Schülern und Lehrern Romankonzepte, erarbeiten Comic-Drehbücher, schreiben Gedichte, spielen Wortspiele - das alles eingebettet in den Deutschunterricht.

Kunstatelier im Kindergarten
Mit dem „Mobilen Atelier" in Kooperation mit der Stiftung Kulturregion Hannover gehen professionelle Künstlerinnen auf Kultur-Tour in Hannoversche Kindergärten. Dort lernen die Kinder, sich gleichermaßen spielerisch wie systematisch der Malerei, Bildhauerei, Licht- und Objektkunst anzunähern. Nach den Workshops sorgt eine „Mobilbox" dafür, dass die Erzieherinnen selbst weiterarbeiten können.

Tanzpädagogen bringen Bayerische Grundschulen zum Tanzen
Bewegung und Musik in den ersten Schuljahren zu verankern, das ist das Ziel von „Tanz an Bayerns Grundschulen". Ein Kulturbüro vermittelt dazu renommierte Tanzpädagogen für umfassende Workshops an die teilnehmenden Bildungseinrichtungen - bis zu 40 Schulen des Freistaates sind einbezogen. Das Projekt ist verzahnt mit dem „Tanzplan Deutschland", dessen Münchner Ableger und dem Bayerischen Staatsballett.

Konzepte, die zum Nachahmen anregen - persönlicher Einsatz, der ansteckt
„Alle Vorhaben haben in ihrer bisherigen Laufzeit gezeigt, dass ihr Konzept Früchte trägt", sagte Stiftungsvorstand Prof. Rolf Windmöller. „Musik in Hainholz wird auf einen anderen Hannoverschen Stadtteil mit ähnlicher Problemlage übertragen, das Mobile Atelier erfreut sich regen Zuspruchs auch bei Kindergärten der Region, Tanz an Bayerns Grundschulen hat zuvor schon in und um München funktioniert und bei Literatur im Dialog übertragen die Initiatoren ein im Literaturhaus erprobtes Konzept auf die direkte Zusammenarbeit mit Schulen. Genau das ist es, was wir mit dem Zukunftspreis würdigen wollen: wirksame Jugendkulturprojekte, die zum Nachahmen anregen."

Die Sonderpreise für persönliches Engagement wurden erstmals vergeben. „Hier wollten wir vor allem den persönlichen Einsatz der Beteiligten für die kulturelle Jugendbildung würdigen", sagt Dr. Burkhard Hense, neben Windmöller im Vorstand der PwC-Stiftung. In Senftenberg-Brieske waren es die drei Autoren des Nachwuchs-Literatur-Zentrums, die seit langem Workshops anbieten und einen Schreibwettwerb veranstalten. In München beeindruckte die Juroren, dass es die Lehrerin geschafft hat, aus der Bewegungskunst-Sport-AG eines Mädchengymnasiums eine professionell arbeitende Jonglage- und Akrobatik-Gruppe zu machen. In Wiesbaden bauten Mitglieder eines Turnvereins eine beliebte Kinderbildungsstätte auf, die ständig erweitert wird.

Mehr als nur Zukunftspreis: Die Stiftungsarbeit
Der Zukunftspreis macht nur einen Teil der Stiftungsarbeit aus. „Während der Zukunftspreis eher würdigt, was schon erkennbar funktioniert, kommt es uns bei der Regelförderung vor allem auf den innovativen Charakter der Projekte an", so Hense. „Daher achten wir darauf, ob neue Wege beschritten werden." Diese Regelförderung, über die zweimal im Jahr entschieden wird, hat ein nennenswertes Volumen: Inzwischen gibt die Stiftung, unterstützt von PricewaterhouseCoopers, rund 800.000 Euro jährlich für Jugendkulturprojekte aus.

Die PwC-Stiftung „Jugend - Bildung - Kultur" gibt es seit Dezember 2002. Sie wurde auf Initiative der Führungskräfte der PricewaterhouseCoopers AG WPG gegründet. Mit mehr als 8.100 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro gehört die PricewaterhouseCoopers AG WPG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften in Deutschland.