Die Festspiele Europäische Wochen Passau haben für ihr 56. Programm die weltweit renommierte russische Komponistin Sofia Gubaidulina als Schirmherrin gewinnen können. Das vom 12. Juni bis 20. Juli dauernde Dreiländer-Festival in Ostbayern, Böhmen und Oberösterreich bietet in wie gewohnt unübertroffener Spartenvielfalt 62 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Lesung, Film, Vortrag, Ausstellung und Podiumsdiskussion. Das Motto lautet in diesem Jahr „Von Glaube, Hoffnung und Liebe“. Damit möchte Festspielintendant Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg die Frage nach dem Verbleib von drei Tugenden stellen, die seiner Ansicht nach immer mehr Gefahr laufen, in unserer Gesellschaft an Bedeutung zu verlieren, aber unverzichtbar für menschliches Leben und Zusammenleben sind. Ziel ist auch aufzuzeigen, auf welche Weise sich Künstler der Vergangenheit und Gegenwart in ihren Werken mit diesem Thema auseinandergesetzt haben und ausein-andersetzen.

Die Komponistin Sofia Gubaidulina wurde 1931 in Tschistopol (Tatarische Republik) geboren. 1954 beendete sie ihre Ausbildung am Konservatorium von Kasan in den Fächern Klavier (bei Grigori Kogan) und Komposition und setzte dann bis 1959 ihr Kompositionsstudium bei Nikolai Pejko, einem Assistenten von Dmitrij Schostakowitsch, am Moskauer Konservatorium fort. Anschließend arbeitete sie als Aspirantin bei Wissarion Schebalin. Seit 1963 ist Sofia Gubaidulina als freischaffende Komponistin tätig. 1975 gründete sie zusammen mit den Komponisten Vyacheslav Artyomov und Viktor Suslin die Gruppe „Astraea“, in der man auf seltenen russischen, kaukasischen sowie mittel- und ostasiatischen Volks- und Ritualinstrumenten improvisierte und zu bisher unbekannten Klangerlebnissen und neuen Erfahrungen musikalischer Zeit gelangte, was ihr Schaffen wesentlich beeinflußte. Seit Beginn der 80er Jahre gelangten ihre Werke – insbesondere dank des tatkräftigen Einsatzes von Gidon Kremer – rasch in die westlichen Konzertprogramme, so daß die Komponistin heute neben Schnittke, Denissow und Silwestrow zu den führenden Vertretern der Neuen Musik aus der ehemaligen Sowjetunion gerechnet wird. Sofia Gubaidulina, die seit 1992 in der Nähe von Hamburg lebt, ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, der Freien Akademie der Künste in Hamburg sowie der Königlichen Musikakademie Stockholm. 1999 wurde ihr der Orden „Pour le mérite“ verliehen. Sie wurde zudem mit vielen weiteren Ehrungen ausgezeichnet, darunter der Russische Staatspreis (1992), der japanische Kaiserpreis „Praemium Imperiale“ (1998), die Goethe-Medaille der Stadt Weimar (2001) sowie das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2002).

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