Angesichts des sich ständig verschärfenden Personalmangels im gesamten Berufsfeld der musikalischen Bildung berief der Landesmusikrat Berlin e. V. am 6. Juli 2023 den Runden Tisch Musikalische Bildung ein. Per Beschluss fordert das traditionsreiche Gremium eine Verdreifachung der personellen, sachlichen und räumlichen Ressourcen für die Studiengänge des Künstlerischen Lehramts Musik sowie für die Künstlerisch-Pädagogischen Studiengänge.

Die Forderungen lauten konkret:

  • Im Bereich der Künstlerisch-Pädagogischen Studiengänge (Musikschullehrkräfte, KPA) ist eine umgehende Verdreifachung der Studienplätze entsprechend der Vorschläge des Musikschulbeirates unter besonderer Berücksichtigung von Rock/Pop/Jazz sowie Elementarer Musikpädagogik notwendig (siehe Anlage).
  • Im Bereich des Lehramtsstudiums Musik müssen folgende Ziele erreicht werden:
    • Die Studierbarkeit der regulären Studiengänge muss verbessert werden, u.a. durch Einführung des Zwei-Fach-Studiums im Grundschullehramt.
    • Zusätzlich soll ein Großfach/Doppelfach-Studiengang Musik in Anlehnung an Beispiele in Bayern und Thüringen entwickelt werden (Doppelqualifikation Lehramt Musik/Musikschullehrkraft).
    • Der bereits entwickelte Quereinstiegs-Master für das Lehramt Musik muss für einen begrenzten Zeitraum deutlich ausgebaut werden
    • Außerdem soll die vorhandene Weiterbildung von Neigungslehrkräften für das Fach Musik im Grundschulbereich (Jahreskurs) wieder aufgenommen werden (mindestens zwei Kurse 26 Plätze Jg. 1-3, 26 Plätze Jg. 4-6 pro Jahr).

Notwendig ist für alle Maßnahmen eine Verdreifachung der personellen, sachlichen und räumlichen Ressourcen für die Studiengänge des Künstlerischem Lehramts Musik sowie die Künstlerisch-Pädagogischen Studiengänge (KPA).

Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin e. V. appellierte abschließend an die Verantwortung der Zivilgesellschaft: „Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf musikalische Bildung. Wir sind in der Pflicht, alle dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.“

Kein Musikunterricht an Grundschulen. Musikschulen mit dauerhaft eingeschränktem Angebot. Immer weniger junge Menschen, die sich für ein Lehramtsstudium Musik entscheiden: Was wie eine dramatische Zuspitzung klingt, ist in Berlin bereits Realität.

Die Brisanz der Situation wurde vor Kurzem durch die Vorsitzende der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen bestätigt. Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Präsidentin der Hochschule für Musik Theater und Medien Hannover (HMTMH): „Es ist derzeit viel von der Gefahr einer Deindustrialisierung Deutschlands die Rede: Die Demusikalisierung wäre nicht weniger folgenreich für eine gedeihliche Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft. Wir brauchen nicht nur einen Neustart Kultur, sondern ganz dringend einen Neustart der musikalischen Bildung.“

Verursacht wurde der Mangelzustand durch verfehlte hochschulpolitische Entscheidungen, in deren Folge die Attraktivität des Schulmusikstudiums stark gesunken ist. Dazu gehört die Verpflichtung, im Grundschullehramt zusätzlich zur Musik auch Mathematik und Deutsch zu studieren.

Weitere Informationen/Anlagen

Kleine Anfragen zum Lehramt Musik an der UdK Berlin (Tobias Schulze, Franziska Brychcy):

Beschluss des Landesmusikrats zum Lehrkräftebedarf an den Musikschulen mit Bedarfserhebung der Kulturverwaltung:

Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Ausbildung von Kunst- und Musiklehrkräften:

 
Lehrkräfteprognose des Berliner Senats (Mai 2023) mit den Zahlen zum fachlichen Einstellungsbedarf in Anlage 3:

Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Bedarf an Musiklehrkräften an Grundschulen:

Masterpläne Musikalische Bildung des Landesmusikrats: