Rossinis “Guillaume (oder) Wilhelm Tell” ist ein Phänomen. Die Ouvertüre ist so populär, dass sie neben Verdis Triumphmarsch aus Aida und Ravels Bolero auf keiner Klassik-Hit-CD fehlt. Doch die komplette Oper kennt kaum jemand. Sie wird auch nur selten inszeniert. Die enormen Anforderungen an die Solisten und die riesige Besetzung sowie die Dimensionen des Werks markieren hohe Hürden.
Intendant Jochen Schönleber: „Als Festival mit Mini-Etat, umringt von hochklassigen Opernhäusern haben wir uns in 25 Jahren durchaus mit eigenem Profil etabliert. Besucher kommen aus allen Kontinenten und uns kennt man in allen Weltgegenden. Daher sind wir selbstbewusst genug, Rossinis anspruchsvollstes Werk zum Jubiläum auf den Spielplan zu setzen.“
Wilhelm Tell ist eines der Schlüsselwerke des 19. Jahrhunderts: Ein ungeheurer Publikumserfolg, ein Meisterwerk, das zahllose Bewunderer hatte, zum Beispiel Richard Wagner, es ist eine packende Freiheitsoper.
Tell ist als Friedrich-Schiller-Vertonung für ein Festival im Schwäbischen natürlich eine besondere Verpflichtung, für ein Rossini-Festival ebenfalls, denn die Oper hat in ihrer Rezeptionsgeschichte sehr gelitten. Viele wichtige Szenen, viel wertvolle Musik sind gestrichen worden.
Für diese Riesenoper braucht man die besten Sänger und den besten Dirigenten. Die Hauptrolle des Arnold singt in Bad Wildbad Michael Spyres, einer der ganz wenigen Tenöre, der dieser Partie in allen ihren Höhen und Tiefen gerecht werden kann. Es dirigiert Bad Wildbads musikalischer Leiter Antonino Fogliani. Die Oper wird für Naxos aufgezeichnet.
Man kann ein so riesiges Werk nicht als normale Abendvorstellung spielen. Die Festivalleitung hat sich auf Wunsch der Künstler entschlossen am Nachmittag zu beginnen, zwei kleine Pausen und eine große Pause in der Mitte vorzusehen, die für ein Abendessen genutzt werden kann.
Um die vier Tell-Aufführungen herum gibt es zwei attraktive weitere Titel, „Le Chalet“ von Adolphe Adam nach Goethe, ein köstlicher Einakter, der an der Opéra Comique in Paris über 1400 Mal gegeben wurde. Die Oper wird dirigiert von Federico Longo. Außerdem wird Rossinis "Ricciardo e Zoraide" als deutsche Erstaufführung der kritischen Ausgabe konzertant gegeben, eine der unbekanntesten, von Kennern hoch geschätzte ernste Oper Rossinis aus der Zeit in Neapel. Hier singt Maxim Mironov die Titelrolle und José Miguel Perez Sierra dirigiert.
Ein ganz besonderes Ereignis ist das Porträt eines der bedeutendsten Gegenwartskomponisten, Helmut Lachenmann, in dem unter anderem der Meister auch selbst spielt und seine Kompositionen erläutert. Dazu kommt noch eine Vielzahl kleinerer Programme, Konzerte, Lesungen und Vorträge. In einem Konzert unter dem Titel „Der andere Tell“ werden am 21. Juli Szenen der Alternativfassungen vorgestellt, die nicht in die szenische Aufführung integriert werden können.
Das 25. Festival Rossini in Wildbad findet vom 11. bis 21. Juli 2013 statt. Die Tell- Aufführungen sind am 13., 16., 18. und 21. Juli, 15 Uhr. Nur am Dienstag, 16. Juli, ist der Beginn um 16.40 Uhr und die Pause etwas verkürzt.
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