Richard Wagners Schriften stehen am 14. und 15. November 2013 im Mittelpunkt eines Festakts und eines Symposiums an der Uni Würzburg. Die öffentlichen Veranstaltungen markieren den Start eines umfangreichen Forschungsprojekts: der Edition einer historisch-kritischen Gesamtausgabe dieser Schriften.

In diesem Jahr feiert die Kulturwelt den 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner. Zeitgleich mit diesem Jubiläum startet an der Universität Würzburg ein neues Forschungsprojekt, das sich im Vergleich zu den Opern einem der Öffentlichkeit weniger bekannten Aspekt in Wagners Schaffen widmet: die historisch-kritische Gesamtausgabe seiner Schriften.

Das Projekt steht in der Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und wird finanziert im Rahmen des sogenannten Akademienprogramms. Es ist auf 16 Jahre angelegt; die Leitung hat der Musikwissenschaftler Professor Ulrich Konrad am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg.

Festakt in der Neubaukirche
Mit einem Festakt in der Neubaukirche am Donnerstag, 14. November, geben jetzt Akademie und Universität den offiziellen Startschuss für das Projekt. Beginn ist um 18 Uhr. Nach der Begrüßung stellt Ulrich Konrad das Projekt vor; im Anschluss daran hält Professor Jürgen Stolzenberg (Halle) den Festvortrag »Rechtfertigung durch Geschichte. Richard Wagners Programm einer Naturgeschichte des Kunstwerks der Zukunft«.
Die Veranstaltung ist öffentlich, Gäste sind willkommen.

Wissenschaftliches Symposium
Textsorten, Strategien und Inhalte in Richard Wagners Briefen und Schriften stehen im Zentrum des wissenschaftlichen Symposiums, das am Freitag, 15. November, im Toscanasaal der Residenz stattfindet. Musikwissenschaftler aus Würzburg, München, Berlin und Zürich werden in ihren Vorträgen Schlaglichter aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln auf Wagners Schriften werfen.
Auch diese Veranstaltung ist öffentlich; eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Das ausführliche Programm siehe angehängte pdf.

Wagners Schriften
Richard Wagner (1813–1883) hat neben seinen Kompositionen ein umfangreiches schriftstellerisches Werk hinterlassen: Er verfasste nicht nur die Dramentexte für seine Opern, sondern auch zahlreiche Schriften, in denen er sich mit Themen aus Kunst, Geschichte, Philosophie und Religion sowie Politik und Gesellschaft beschäftigte. Dabei unterschied Wagner selbst sorgfältig zwischen ›Dichtungen‹ und ›Schriften‹. Während die ›Dichtungen‹ inzwischen nach wissenschaftlichen Standards aufgearbeitet und in der Richard-Wagner-Gesamtausgabe veröffentlicht wurden, fehlt eine solche Ausgabe der Schriften bis heute.

Die Edition der Schriften
In dem auf 16 Jahre konzipierten, interdisziplinär ausgerichteten Forschungsvorhaben wird nun erstmals die gesamte Hinterlassenschaft der rund 230 Texte Richard Wagners mit gut 4000 Seiten Umfang auf Basis aller überlieferter historischer Textzeugen philologisch erschlossen. Ziel ist die vollständige, historisch-kritische Edition der Schriften mit umfassendem Kommentar als sogenannte Hybrid-Ausgabe. Diese nutzt neben dem herkömmlichen Druckmedium alle sinnvollen Möglichkeiten der digitalen Texterfassung, -verarbeitung und -darbietung entsprechend den aktuellen wissenschaftlichen Standards.

Das Akademienprogramm
Die historisch-kritische Edition der Schriften ist Teil des Akademienprogramms, das Bund und Länder seit 1979 gemeinsam finanzieren. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern hat vor einem Jahr beschlossen, das Editionsprojekt mit knapp fünf Millionen Euro zu fördern. Damit gehört das Vorhaben zu den mittlerweile insgesamt 14 musikwissenschaftlichen Projekten, die an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz angesiedelt sind und dort koordiniert werden.
Das Projekt fügt sich nahtlos in das bestehende Forschungsprofil am Institut für Musikforschung der Universität Würzburg ein, wo bereits seit Anfang 2009 an einer Ausgabe ›Richard Wagner: Sämtliche Briefe‹ gearbeitet wird.