Die rheinland-pfälzische Landesregierung möchte den bereits eingeleiteten Prozess von strukturellen Veränderungen im Bereich der Kultur fortsetzen. Dies sei die Voraussetzung dafür, auch in Zukunft ein qualitativ wie quantitativ überzeugendes Angebot vorhalten zu können, sagte Professor Dr. E. Jürgen Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, in seiner heutigen Regierungserklärung zur Kulturpolitik im Landtag. Sie trug den programmatischen Titel „Ohne Veränderung keine Zukunft“.

„Ohne die Beiträge der Kultur sind die gesellschaftlichen Umbrüche unserer Zeit nicht zu bewältigen“, beschrieb Zöllner die seiner Meinung nach herausragende und oftmals unterschätzte Bedeutung künstlerischer Wertschöpfung. Die auf nahezu allen Ebenen erfahrbaren Umbrüche seien letzten Endes durch die Wissenschaften initiiert worden, so dass die Stärkung der Wechselbeziehung zwischen Kultur und Wissenschaft das Ziel von Kulturpolitik sein müsse. Eine solche neu zu begründende Partnerschaft sei schwierig. „Ihr Reichtum besteht aber in der Unterschiedlichkeit des Ansatzes – bewusst objektiv und bewusst subjektiv – bei gleichen Voraussetzungen und Zielen“, sagte der Kulturminister.

Er verwies auf eine Reihe von Einzelaktivitäten im Land, die es in dieser Hinsicht bereits gebe, so die Erweiterung der Kooperation des Fachbereichs Musik der Jo-hannes Gutenberg-Universität Mainz mit der Villa Musica. Eine systematische Vertiefung dieses Dialogs muss Zöllner zufolge eine Daueraufgabe rheinland-pfälzischer Kulturpolitik werden. Wichtige Anstöße verspricht er sich vom Kultursommer des nächsten Jahres, der unter dem Motto „Kultur und Wissenschaft“ stehen wird.

Weitere Schwerpunkte setzt der Kulturminister in der Nachwuchsförderung und der Förderung von Spitzenleistungen, die nicht zu Lasten der Breitenförderung gehen soll. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Schwerpunktbildung seien unter anderem die Steigerung der Effizienz der kulturellen Institutionen, die Kop-pelung staatlicher Mittelzuweisung an Erfolgsparameter und eine Prioritätenbildung. „So kann es zum Beispiel bei klarem Bekenntnis zur fairen Unterstützung aller Theater und Orchester im Land jeweils nur einen Schwerpunkt mit Blick auf die überregionale Wettbewerbsfähigkeiten geben“, sagte der Minister.

Konkrete Handlungsperspektiven sieht er in drei strategischen Ansatzpunkten: in Strukturveränderungen, in neuen Bündnissen beziehungsweise in der Erneuerung alter Bündnisse und in einer überregional wahrnehmbaren Akzentsetzung in der Kultur des Landes.

Als Beispiel für Struktuveränderungen führte Zöllner die Orchesterstrukturreform an, an deren konsensualer Umsetzung alle Beteiligten derzeit mit Hochdruck arbeiteten. Zöllner kündigte an, dass strukturellen Reformen alle landeseigenen Kultureinrichtungen umfassen sollen, „die sich im weitesten Sinne mit dem Kulturerbe befassen“, also Museen, Denkmalpflege, Archive, Bibliotheken und „Burgen, Schlösser, Alter-tümer“. In diesen Veränderungsprozess sei das Land gemeinsam mit den Leiterin-nen und Leitern der einzelnen Dienststellen eingetreten. „Es ist mir wichtig, dass wir einen solchen – möglicherweise weit reichenden – Strukturwandel nicht von oben her oktroyieren, sondern die Erfahrungen der Betroffenen nutzen, um möglichst praxisnahe Entscheidungen treffen zu können“, sagte der Minister. Durch Reformen sollten die Kultureinrichtungen des Landes wieder einen Handlungsspielraum bekommen, „den sie derzeit durch die sich ständig öffnende Kluft zwischen verfügbaren Ressourcen und adäquater Aufgabenerfüllung einzubüßen drohen.“

Auch im Hinblick auf die Nachwuchsförderung müsse man darüber nachdenken, ob die vorhandenen Möglichkeiten effizient ausgeschöpft würden. Es komme darauf an, mehr jungen Künstlerinnen und Künstlern den nötigen kreativen Freiraum zu verschaffen.

Zu den neuen Bündnissen, die der Kulturminister anstrebt, zählt auch eine Partnerschaft zwischen den Kulturschaffenden und den Medien. Nur so sei die nötige Qualität und überregionale Ausstrahlung zu erreichen. In diesem Zusammenhang thematisierte Zöllner den Wunsch nach einem Vokalfestival im Norden des Landes unter Beteiligung des SWR und verschiedener Kommunen.

Der Minister widmete sich in seiner Regierungserklärung auch einzelner bevorstehender kultureller Großereignisse, so der für das Jahr 2007 geplanten Landesaus-stellung über Konstantin den Großen in Trier. Diese Ausstellung solle nicht nur wissenschaftlich höchsten Ansprüchen genügen; sie solle auch zu einer Neupositioniertung des Landes in der Großregion Saar-Lor-Lux-Trier-Westpfalz beitragen.
Quelle:
Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur
- Pressestelle -
Ulrike Leukel
Mittlere Bleiche 61, 55116 Mainz

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