Vom 15. März bis zum 28. Mai 2013 präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek in ihrer Schatzkammer anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten die Ausstellung "Richard Wagner – Die Münchner Zeit (1864-1865)", die an seine beiden in München verbrachten Jahre erinnert und in deren Mittelpunkt die Uraufführung des Musikdramas Tristan und Isolde am 10. Juni 1865 im Königlichen Hof- und Nationaltheater stand.

Die Ausstellung zeichnet den Verlauf und Höhepunkte von Richard Wagners Aufenthalt in München anhand der in der Bayerischen Staatsbibliothek überlieferten Dokumente nach. Den Schwerpunkt bilden 36 Briefe von Richard Wagner, Cosima und Hans von Bülow, König Ludwig II., Ludwig Schnorr von Carolsfeld und Franz Wüllner. Sie werden ergänzt um Quellen aus dem Historischen Aufführungsmaterial der Bayerischen Staatsoper für die Uraufführung von Tristan und Isolde. Zeitgenössische Druckgraphiken und Fotografien veranschaulichen das Geschehen in Portraits der Hauptakteure und ihrer Handlungsorte. Bühnenbildentwürfe, Szenenbilder und Kostümzeichnungen runden die Ausstellung ab. Dem gegenüber steht eine im Bereich Schwaben / Bodensee um 1240 bis 1250 angefertigte illuminierte Handschrift von Gottfried von Straßburgs Tristan und Isolde, die als eine der frühen Quellen das Epos um die unsterbliche, dem Tod geweihte Liebe in Wort und Bild vor Augen führt.

Nach seiner Berufung durch König Ludwig II. im März 1864 traf Richard Wagner im Mai desselben Jahres mit drei in Dichtung und Partitur vollendeten, jedoch bislang nicht aufgeführten Musikdramen im Gepäck in München ein: Das Rheingold, Die Walküre aus dem Ring des Nibelungen sowie Tristan und Isolde. In den folgenden eineinhalb Jahren nutzte Wagner das große künstlerische Potential des Königlichen Hof- und Nationaltheaters – ergänzt um einen eigens nach München berufenen Stab von bewährten Mitarbeitern – und schuf so ein Programm von „Musteraufführungen“ eigener Werke. Dem Wirken des Dirigenten und Pianisten Hans von Bülow und den beiden Interpreten der Titelpartien, Malvina und Ludwig Schnorr von Carolsfeld, ist die erfolgreiche und zukunftweisende Münchner Uraufführung am 10. Juni 1865 von Tristan und Isolde zu verdanken.

Die Aufführungen waren jedoch nur Teil eines umfassenden, zum Teil schon lange im Voraus konzipierten Kunstprogramms, dessen erfolgreiche Umsetzung Wagner erst nach seiner Berufung nach München erwarten konnte. Die Fertigstellung des Ring des Nibelungen, die Errichtung eines Festspielhauses zur Uraufführung dieser Opern-Tetralogie und die Gründung einer "Deutschen Musikschule" waren dabei die wichtigsten Arbeitsvorhaben. Wagners unmittelbare Nähe zum Monarchen, seine Versuche politischer Einflussnahme und die Bereitstellung scheinbar unerschöpflicher Geldmittel aus dem persönlichen Etat Ludwigs II. führten schließlich gegen Ende des Jahres 1865 nicht nur zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Presse, sie provozierten auch Widerstand aus dem Kreis der Verwaltungsbeamten der Kabinettskasse. Ludwig II. sah sich gezwungen, Wagner zum zeitweiligen Verlassen Bayerns aufzufordern. Am 10. Dezember 1865 übersiedelte Wagner schließlich in die Schweiz.

Die Bayerische Staatsbibliothek, gegründet 1558 durch Herzog Albrecht V., genießt als internationale Forschungsbibliothek Weltrang. Gemeinsam mit anderen Bibliotheken bildet sie die virtuelle Nationalbibliothek Deutschlands. Mit knapp 10 Millionen Bänden, rund 60.000 laufenden Zeitschriften in gedruckter und elektronischer Form und an die 94.000 Handschriften gehört die Bibliothek zu den bedeutendsten Wissenszentren der Welt.