Seit 1998 wird der vom Initiativkreis Ruhrgebiet ins Leben gerufene „Preis des Klavier-Festivals Ruhr“ verliehen, um außerordentliche pianistische Leistungen oder einen Pianisten für sein Lebenswerk zu ehren. Mit diesem Ehrenpreis ist ein Stipendium verbunden, das der Preisträger an einen Nachwuchskünstler seiner Wahl vergeben kann.

In diesem Jahr geht der Preis des Klavier-Festivals Ruhr den Ungarn András Schiff, der weltweit als einer der feinsinnigsten Interpreten unserer Zeit gilt: als Klangmagier, der Meisterwerke von Bach bis Bartók zum Atmen und Schwingen bringt. Vielseitig interessiert und gebildet, teilt der 1953 in Budapest geborene Pianist seine umfassenden Kenntnisse auch als Kammermusikpartner, Liedbegleiter und Lehrer. Sein Spiel zeichnet sich aus durch Klarheit, Kantabilität und wenn nötig, furiose Energie. So entsteht einerseits der Eindruck eines verinnerlichten Wirkens, andererseits springt bei aller Intimität der emotionale Funke sofort über. Schiff selbst ist überzeugt: „Die Menschen brauchen in unserer lärmigen Zeit Poesie und Wärme.“ Immer wieder hat er diese Mission aufs Schönste erfüllt.

Ein wichtiger Teil von Schiffs Tätigkeit sind Klavierabende, und da im Besonderen die zyklischen Aufführungen der Klavierwerke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann und Bartók. Mit der 1999 eigens gegründeten Cappella Andrea Barca hat András Schiff bei den Mozartwochen nach und nach alle Klavierkonzerte des berühmten Salzburgers aufgeführt. Im Herbst 2008 vollendete er das riesige Projekt einer Gesamteinspielung der 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven. Die Wochenzeitung „Die ZEIT“ attestierte ihm dazu bewundernd, sich „fraglos auf der Höhe von Beethovens Ingenium“ zu bewegen.

Dem Klavier-Festival Ruhr ist András Schiff schon seit Jahren verbunden. Zuletzt wurde er vom Festivalpublikum 2008 für seinen Schubert-Abend in der Essener Philharmonie mit Ovationen gefeiert. Am Dienstag, 23. Juni, 20 Uhr, verneigt sich András Schiff im Konzerthaus Dortmund vor dem Genie von Joseph Haydn, dessen 200. Todestag das Klavier-Festival Ruhr mit einem Programmschwerpunkt würdigt. In einem weiten Bogen führt er durch den Klavierkosmos des Komponisten: Vom selten gespielten, launigen Capriccio „Acht Sauschneider müssen seyn“ über Fantasien und Variationen bis zur letzten großen Sonate in Es-Dur, die das Sonatenwerk Haydns meisterhaft vollendet.

Im Haydn-Jahr 2009 überreicht Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg András Schiff daher die Stahlplastik „Diapason“, die der Düsseldorfer Künstler Friederich Werthmann einer Stimmgabel nachempfunden hat. András Schiff ist damit der zwölfte Träger dieser Auszeichnung nach Bella Davidovich (1998), Daniel Barenboim (1999), Dmitri Bashkirov (2000), Graham Johnson (2001), Leon Fleisher (2002), Pierre-Laurent Aimard (2003), Alfred Brendel (2004), Pierre Boulez (2005), Chick Corea (2006), Martha Argerich (2007) und Maurizio Pollini (2008).