Seit 1998 wird der vom Initiativkreis Ruhrgebiet ins Leben gerufene „Preis des Klavier-Festivals Ruhr“ verliehen, um außerordentliche pianistische Leistungen oder einen Pianisten für sein Lebenswerk zu ehren. Mit diesem Ehrenpreis ist ein Stipendium verbunden, das der Preisträger an einen Nachwuchskünstler seiner Wahl vergeben kann. So hatte Martha Argerich im vergangenen Jahr den jungen kubanischen Pianisten Mauricio Vallina empfohlen, der sein jetzt bereits ausverkauftes Festival-Debüt am 26. Mai in der Alten Lohnhalle der Zeche Holland in Wattenscheid geben wird.

In diesem Jahr geht der Preis des Klavier-Festivals Ruhr den Italiener Maurizio Pollini, der zu den großen Meistern seines Fachs zählt. Seit der Künstler 1960 den hoch angesehenen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann – der Startschuss für seine große internationale Karriere – stufte ihn die Fachkritik in technischer Hinsicht immer wieder als weltweit konkurrenzlos ein. In den siebziger Jahren engagierte Pollini sich auch politisch. Als überzeugter Pazifist nahm er Stellung gegen den Vietnamkrieg und Diktaturen in Südafrika, beteiligte sich gemeinsam mit Claudio Abbado an Konzerten für italienische Fabrikarbeiter und spielte in den Vorstädten der Reggio Emilia. Pollinis Chopin-Aufnahmen schrieben Interpretationsgeschichte; auch Einspielungen von Sergej Prokofjews Sonate Nr. 7 und von späten Klaviersonaten Ludwig van Beethovens erreichten einen geradezu singulären Referenzcharakter. Die Klaviermusik des 20. Jahrhunderts und der Avantgarde steht in Pollinis Konzerten gleichrangig neben jenen der Tradition. Für die Stilsicherheit und nachgerade aristokratische Schönheit seines Spiels wird Maurizio Pollini von Musikfreunden in aller Welt verehrt.

Dem Klavier-Festival Ruhr ist Maurizio Pollini schon seit Jahren verbunden: zuletzt wurde er vom Festivalpublikum 2005 in der Essener Philharmonie mit minutenlangen Ovationen gefeiert.

Am Montag, 23. Juni, 20 Uhr, kehrt Maurzio Pollini in der Duisburger Mercatorhalle zum Klavier-Festival Ruhr zurück. Er eröffnet sein Recital mit Werken von Frédéric Chopin. Seine Auswahl umfasst das Prélude cis-Moll op. 45, die Ballade Nr. 2 F-Dur op. 38, Vier Mazurkas op. 33, das Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20 und die heroisch-brillante Polonaise As-Dur op. 53. Nach der Pause wendet sich der Pianist den farbenreichen Piècen aus dem Heft I der „Préludes“ von Claude Debussy zu.

In Anerkennung seines Lebenswerks überreicht Intendant Franz Xaver Ohnesorg Maurizio Pollini die Stahlplastik „Diapason“, die der Düsseldorfer Künstler Friederich Werthmann einer Stimmgabel nachempfunden hat. Maurizio Pollini ist damit der zehnte Träger dieser Auszeichnung nach Bella Davidovich (1998), Daniel Barenboim (1999), Dmitri Bashkirov (2000), Graham Johnson (2001), Leon Fleisher (2002), Pierre-Laurent Aimard (2003), Alfred Berndel (2004), Pierre Boulez (2005), Chick Corea (2006) und Martha Argerich (2007).