Am 8. und 9. Oktober 2010 treffen sich im Kulturzentrum Hallenbad in Wolfsburg alle, denen Popmusik am Herzen liegt: Musiker, Musikförderer und Multiplikatoren. Beim Popmeeting Niedersachsen 2010 werden Kontakte geknüpft, Ideen ausgetauscht und neue Projekte erdacht. Informationen zu den Themen der Diskussionen, Seminare und Workshops gibt es auf der Internetseite www.popmeeting-nds.de.

Damit die Veranstaltung auch nachhaltig wirkt, werden konkrete Projektanträge aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen hervorgehen. Deren Themen sind "Der Wandel der Popmusik", "Popmusikförderung" und "Spielstättenförderung". Zum Abschlusspodium am Samstagnachmittag sind die kulturpolitischen Sprecher der fünf im niedersächsischen Landtag vertretenen Parteien eingeladen.

Die Teilnehmergebühr beträgt 48 Euro für beide Tage und 27 Euro für einen Tag, inklusive Verpflegung und Konferenzgetränke. Anmeldungen sind möglich über die Internetseite www.popmeeting-nds.de, telefonisch unter 0511 351609, per E-Mail an luedeck@lagrock.de oder per Fax an 0511 351870. Der Anmeldeschluss ist am 20. September 2010.

Der Kongress ist eine Initiative des Beirates Pop in Niedersachsen, ein Zusammenschluss Aktiver der niedersächsischen Musikszene, und wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Veranstalterin ist die LAG Rock in Niedersachsen e. V.

Aus- und Weiterbildung in der Popmusik
Interview mit Professor Udo Dahmen


Professor Udo Dahmen (*1951) ist Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der 2003 gegründeten Popakademie Baden-Württemberg. Er studierte Klassisches Schlagzeug und spielte als freiberuflicher Musiker für zahlreiche Künstler wie Kraan, Gianna Nannini, Nina Hagen und Sarah Brightman. Von 1983 bis 2003 war Dahmen Dozent für Popularmusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und ist bis heute Gastdozent an vielen Musikhochschulen. Als Vizepräsident des Deutschen Musikrates hat Dahmen die Modernisierung des Musikrates vorangetrieben, unter anderem mit der Einführung der populären Musik bei "Jugend musiziert". Er ist darüber hinaus Präsident des deutschen Schlagzeugerverbandes Percussion Creativ e.V., Kuratoriumsvorsitzender der Emil-Berliner-Stiftung und Kuratoriumsmitglied der Deutschen Phonoakademie.

Warum sollten auch Popmusiker eine fundierte Ausbildung absolvieren?

Um im Markt bestehen zu können, sollten Künstler in der Popmusik eine 360-Grad-Persönlichkeit sein. Das heißt, sie sollten nicht nur ein Instrument spielen, komponieren, performen oder produzieren können, sondern Fähigkeiten in allen Bereichen erwerben. Heute ist man oft nicht das ganze Leben lang nur Sänger oder Texter, sondern orientiert sich alle paar Jahre neu und stellt andere Fähigkeiten in den Vordergrund. Dazu kommt die technische Entwicklung, zum Beispiel der Umgang mit digitalen Programmen und das Publizieren über das Internet. Musiker sollten heute auch in der Lage sein, ein einfaches Video zu drehen und sich um den Vertrieb zu kümmern.

Ist eine Popmusik-Ausbildung eine Garantie für Erfolg?

Sie legt einen guten Grundstein für Erfolg. Viele Absolventen der Popakademie Baden-Württemberg waren bereits an Projekten mit Chartplatzierungen beteiligt, haben Filmmusiken geschrieben oder waren mit bekannten Stars auf Livetour. Im wirtschaftlich ausgerichteten Studiengang Musikbusiness geht es darum, auch unternehmerisches Know-how zu erlangen, denn sowohl im populären als auch im klassischen Bereich sind Musiker zunehmend freiberuflich tätig. Ein ganz wichtiger Aspekt der Ausbildung ist das Selbstmarketing. Musiker müssen ein sehr scharfes Profil entwickeln, um sich abzuheben und Maßnahmen kennen, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine Seite bei Internetportalen wie myspace kann jeder haben. Aber wird dort auch jeder gehört? Nach wie vor ist es wichtig, auch live aufzutreten.

Haben Autodidakten bei der zunehmenden Professionalisierung noch eine Chance?

Ja, natürlich, aber sie wären gut beraten, die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen. Das gilt auch für diejenigen, die in einer Ausbildung waren. Von Zeit zu Zeit ist einfach ein Update des Know-hows erforderlich, um zum Beispiel bei der Umsetzung in digitale Systeme auf dem Laufenden zu bleiben. Die Popakademie bietet rund 40 Seminare pro Semester für Externe in den Themenbereichen Popmusikdesign und Musikbusiness an. Außer für Musiker ist Weiterbildung aber auch für diejenigen sinnvoll, die zum Beispiel bei Labels, in Verlagen und in Bookingagenturen arbeiten.

Wie beurteilen Sie die institutionelle Verankerung der Aus- und Weiterbildung in Deutschland?

Wir haben noch einen gewissen Nachholbedarf an systematischen Strukturen für die Vorbereitung auf den zukünftigen Beruf, für Förderung und Weiterbildung. In anderen Ländern ist das selbstverständlich, so gibt es zum Beispiel in Großbritannien 60 staatliche und private Institutionen. Wir stehen noch am Anfang. Es gibt die Popakademie Baden-Württemberg und spezielle Studienbereiche an den Hochschulen und Fachhochschulen in Hannover, Osnabrück und Stuttgart. Mehrere andere öffentliche und private Einrichtungen stehen in den Startlöchern. Dazu kommen die vielen Musikschulen und Projekte, die sich im Bereich Aus- und Weiterbildung engagieren. Diese Heterogenität und Dezentralität ist sehr gut, aber gleichzeitig braucht es auch Initiativen wie den Landesmusikrat in Niedersachsen, um Kräfte zu bündeln und die Aus- und Weiterbildung gemeinsam zu fördern. Ein Forum wie das PopMeeting Niedersachsen sehe ich als gute Möglichkeit, der Politik Stellschrauben aufzuzeigen und Entwicklungen auszulösen.

Welche Arbeitsbereiche gibt es denn für professionell ausgebildete Musiker im Bereich Pop außer der Karriere als Künstler?

Ein großer Bereich sind Musikschulen, örtliche Musikprojekte oder Wettbewerbe. Hier gibt es einen erheblichen Bedarf an hervorragend ausgebildeten Musikern, die auch Pädagogen sind und ebenfalls über ökonomische Fähigkeiten verfügen. Gerade bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen geht es darum, nicht nur musikalische Fertigkeiten zu lehren, sondern auch soziale Kompetenzen zu fördern und zum Beispiel die Integration von Migranten zu unterstützen.

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