War es für Bands bislang ohnehin schon schwer, einen Platz im PopCamp zu erhalten, wird es in diesem Jahr noch schwieriger sein, an dem Meisterkurs für Populäre Musik teilzunehmen. In der dritten Staffel des von der Projektgesellschaft des Deutschen Musikrates durchgeführten und vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Spitzenförderprojekts wird zum ersten Mal ein zweistufiges Auswahlverfahren der Teilnehmer durchgeführt. Bislang war es so, dass eine große Jury mit über zehn Juroren aus den unterschiedlichen Bereichen der Musik- und Medienwirtschaft anhand von CD, DVDs, Pressetexten und Homepage bestimmten, welche fünf Bands am PopCamp teilnehmen können. Entscheidende Kriterien bei der Auswahl waren Originalität, handwerkliche Können und Vermarktbarkeit.

In diesem Jahr wird von der Jury anhand dieser Kriterien lediglich eine Vorauswahl von acht Bands getroffen. „In einem weiteren Auswahlverfahren prüfen wir dann die Live-Tauglichkeit dieser Bands und deren Motivation, einen professionellen Weg zu beschreiten“, erklärt Prof. Udo Dahmen, Vizepräsident Deutscher Musikrat und künstlerischer Direktor der Popakademie Baden-Württemberg. Wenn beides vorhanden ist, hätten die Bands eine größere Chance, auf dem Markt zu bestehen. Die Änderung des Auswahlverfahrens sei notwendig, da die Bedeutung des Live-Geschäfts in den letzten Jahren eklatant zugenommen habe, so Dahmen. Hier könne eine Band die meisten Erfahrungen sammeln, eine Fanbase aufbauen und sich bewähren. Was die Motivation betrifft, sei es so, dass die meisten Bands einer gewissen Fluktuation bei den Mitgliedern unterliegen. Das werfe sie in ihrer Entwicklung weit zurück. Es werde auch geprüft, ob innerhalb einer Band Strukturen gewachsen sind. Gibt es zum Beispiel eine verlässliche Arbeitsteilung, gibt es einen Kommunikator, einen Organisator und so weiter. Um die Bands auf Live-Tauglichkeit und Motivation zu prüfen, werden sie zu einer Audition, was beim PopCamp „audit“ heißt, nach Celle eingeladen. Dort entscheidet eine kleine Jury, bestehend aus drei Teilnehmern der großen Jury und drei PopCamp-Dozenten, wer schließlich am Meisterkurs teilnehmen darf. „Die Verschärfung des Auswahlverfahrens unterstreicht auch das Ziel, PopCamp zu einem Gütesiegel für hochwertige populäre Musik zu etablieren“, betont Projektleiter Michael Teilkemeier.

Am 5. Mai fand bereits die erste Stufe des Auswahlverfahrens statt. Während sich am Samstagnachmittag bei RTL die Finalisten für ihren Auftritt bei „Deutschland sucht den Superstar“ vorbereiteten, wurde im Berlin-Büro des Deutschen Musikrates die Vorauswahl der PopCamp-Teilnehmer getroffen. Eine 12köpfige Jury hat nach sechs Stunden Musikhören, Pressetexte lesen, Videos ansehen und diskutieren, aus 32 vorgeschlagenen Bands die acht Bands bestimmt, die zur audit nach Celle eingeladen werden. „Qualität setzt sich durch, unabhängig von Genres und Geschmäckern“, kommentiert Dahmen den von der Jury unter seinem Vorsitz getroffenen Vorentscheid.

Das musikalische Spektrum, in dem sie sich die ausgewählten Bands bewegen, sei auch in diesem Jahr weit gefächert. Replico (Koblenz) mache moderne Rockmusik, Gammalapagos (Leipzig) gehe in eine ähnliche Richtung, Kenshiro (Aachen) arbeite mit Drum-’n’-Bass-Elementen, Passadeena (Rostock) spiele amerikanischen Hardcore, my new zoo (Nürnberg) sei stark Rock orientiert und nulltarif (Stuttgart) machten deutsche Rockmusik mit leichtem Punk-Einschlag. Der Jazz/ Avantgarde sei mit nachtlüx und So.Weiss (beide Berlin) vertreten, berichtet Dahmen. Unter den ausgewählten Bands sind auch die Favoriten von Norbert Niclauss, Referent des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), dabei. Niclauss hatte zwar nicht mit entscheiden können, aber aus Interesse an der Jurysitzung teilgenommen. Das PopCamp sei auf einem sehr guten Weg, sagt er. Es entwickele sich kontinuierlich weiter – die erfreuliche Resonanz in den Medien sei nur ein Indikator dafür – und dürfe sich der weiteren Unterstützung des BKMs sicher sein. Ob es seine beiden Favoriten auch ins PopCamp schaffen, wird am 26. Mai beim audit in Celle entschieden.

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