Über 150 Teilnehmer folgten der Einladung der Initiative Musik gGmbH zu ihrer zweiten Bundesfachkonferenz „Plan! Pop 12“ in Alteglofsheim in Bayern, um an zwei Tagen über den Stand und die Perspektiven der Förderung populärer Musik in Deutschland zu diskutieren. „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, aus zwölf Bundesländern aktive Popförderer zusammen zu bringen. Unser Ziel ist, Plan! Pop als Plattform zu etablieren, bei der Popförderer, Vertreter aus Bund, Ländern und Kommunen wie auch Politiker an Förderzielen und Methoden feilen. Die Förderung von Popmusik zu planen ist eben ein iterativer Prozess. Das heißt, dass hier schrittweise Lösungen und Angebote durch die Beteiligten verbessert und ergänzt werden. Das war hier wieder ganz deutlich zu sehen“, sagt Ina Keßler, Geschäftsführerin der Initiative Musik gGmbH.

Die von der Initiative Musik unterstützte Band Killerpilze erklärte im Eröffnungsgespräch, wie wichtig eine solche Förderung sein kann: Das Trio wurde vor einem Jahrzehnt als Teenie-Band bekannt und erfolgreich. Als sie sich musikalisch weiter entwickeln und damit von ihrem damaligen Image entfernen wollten, wehrte sich nach Aussage der Killerpilze die Plattenfirma. Mit Hilfe der Förderung machen die Musiker seitdem selbstständig weiter und arbeiten so an einer Karriere mit eigenen künstlerischen Schwerpunkten.

Inhaltlich und praktisch konkret wurde es in den neun Expertenrunden, die an beiden Tagen zu den Themenschwerpunkten „Spielstättenförderung“, „Finanzierungsmodelle“ und „Musikförderung – eine interdisziplinäre Aufgabe“ stattfanden.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Konferenz lag auf dem Thema Spielstättenförderung. Ob es um die gegenwärtige Situation der Spielstätten ging, um ihre Förderung seitens der Bundesländer und Kommunen oder um ihr Verhältnis zu ihren Partnern (und umgekehrt) – in der Musikakademie wurden die gegenwärtigen Bedürfnisse der Musikclubs benannt sowie Lösungsansätze diskutiert, um den Status quo der Spielstätten zu optimieren.

Der Fokus auf die Spielstättenförderung ist die strategische Weiterentwicklung der Ergebnisse der ersten Konferenz: So wurden bereits während der Plan! Pop 09 vor drei Jahren erste Grundsteine für die Spielstättenförderungs-Aktivitäten der Initiative Musik gelegt. Die Resultate lassen sich sehen: Im Anschluss wurden Pilotprojekte zur Spielstättenförderung in Bayern, NRW, der Region Stuttgart und in Berlin durchgeführt sowie eine Spielstättenbefragung in fünf Bundesländern ausgewertet. In Alteglofsheim präsentierte sich bereits das bundesweite Club-Netzwerk „Live Musik Kommission“, das Ende Mai in Nürnberg gegründet werden soll, mit seinen Anliegen. Vertreter dieses Vereins konnten hier erste Gespräche mit der Verwertungsgesellschaft GEMA und der Künstlersozialkasse führen.

Doch standen auch darüber hinaus diverse Themen auf der Agenda: Prof. Dr. Dieter Haselbach, Mitherausgeber der Streitschrift „Kulturinfakt – Von Allem zu viel und überall das Gleiche. Eine Polemik über Kulturpolitik, Kulturstaat, Kultursubvention.“, stellte in einem Panel seine provokanten Thesen zur Debatte. Dabei wurde herausgestellt, dass die Rock-, Pop- und Jazzmusik aufgrund ihrer Verhaftung in der freien Wirtschaft eine Sonderstellung gegenüber den klassischen Theatern und Museen hat. Vertreter der einzelnen Parteien und bundespolitischen Institutionen erläuterten ihren jeweiligen Ansatz zur Musikförderung. Und Jesper Mahrdahl aus Dänemark sowie Coen Bais aus den Niederlanden boten mit einer Einführung in die Förderpraktiken in ihren jeweiligen Ländern einen erhellenden Blick über den nationalen Tellerrand.

In den einzelnen Panels entstanden kontroverse Diskussionen um Themen wie Institutionelle Förderung, Ko-Finanzierung öffentlicher Förderungen durch private Sponsorings oder die Frage, wo sich bei Förderungen die Grenze zur Wettbewerbsverzerrung befindet. Einigkeit bei den Anwesenden bestand bei der aktuellen Priorität auf Spielstättenförderung und Infrastrukturförderung für Rock, Pop und Jazz sowie bei Maßnahmen zur Stärkung der Präsenz von Künstlern aus Deutschland in der internationalen Wahrnehmung. Zudem wurde ein stärkeres Selbstbewusstsein der deutschen Musikszene im internationalen Vergleich gefordert.

Neben den allgemeinen Panels wurde zudem das „Spotlight Bayern“ vom ausrichtenden Bundesland initiiert. Hier wurde über bestehende Vernetzungsmodelle der Popförderung in Bayern diskutiert – und das mit Erfolg: Es gab einen Auftakt für neue Gespräche mit den Gebietskörperschaftsebenen mit dem Ziel, dauerhaft besetzte Anlaufstellen für Pop und Rock in Bayern zu bilden. Der Präsident des bayerischen Gemeindetages Dr. Uwe Brandl schlug in diesem Kontext vor, dass die Bezirke die Ausgaben übernehmen könnten. In Anbetracht der Haushaltsvolumina der Bezirke und der zu erwartenden Belastungen sei dies ohne Umlagenerhöhung möglich. Eine Kofinanzierung durch das Wissenschaftsministerium wäre parallel dazu hilfreich. Erfreulich sei, dass Dr. Wolfgang Heubisch, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, eine offene Prüfung dieser Frage im Rahmen der Diskussion zusagte.

„Aus meiner Sicht hat das Spotlight die erfreuliche Vielfalt und Stärke der zahlreichen Initiativen in Bayern zur Popularmusikförderung aufgezeigt. Die vom Freistaat Bayern finanzierte Infrastruktur generiert dabei für die Regionen und Kommunen nachhaltige Aktivitäten. Deutlich ist aber auch geworden, dass eine noch stärker vernetzte Popkulturförderung in Bayern wünschenswert wäre. Die Konferenz sehen wir deshalb auch als Anstoß zu weiteren Gesprächen auf Fachebene zwischen Freistaat, Bezirken, Kommunen sowie interessierte Wirtschaftsunternehmen“, fasst Herbert Hillig, Referatsleiter für Musikförderung im bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, zusammen.

In die offenen Gesprächsrunden „Plan! Pop Open“ konnten eigene Themen eingebracht und in informellen Runden diskutiert werden. Dabei wurden unter anderem die regionalen Kompetenzzentren des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Crowdfunding und künftige Förderschwerpunkte wie Showcase-Festivals thematisiert.

Darüber hinaus fand ein nicht öffentliches „Kamingespräch Plan! Pop“ statt, an dem 22 Vertreter aus Landesministerien, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Initiative Musik teilnahmen. In diesem Rahmen ging es um Themenfindung, Zielformulierungen in den Ländern und Budgetfragen. Die Teilnehmer freuten sich über diese informelle Gesprächsrunde zum Thema Rock und Pop, da eine vergleichbare Veranstaltung seit zehn Jahren nicht mehr stattfand.

Zudem ergaben sich am Rande der Konferenz viele Netzwerkaktivitäten. „Unterm Strich war es für mich sinnvoll, meine Kontakte bei der Plan! Pop 12 zu verstärken. Man konnte vor Ort konkreter rumspinnen und gemeinsam Projektideen entwickeln“, erklärt Dana Bauers, Geschäftsstellenleiterin des Landesverband für Popular Musik und Kreativwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern.

Eine ausführliche Dokumentation der Plan! Pop 12 wird im Juni veröffentlicht.